Sportreport

Roman Sebrle, Nikola Tomeckova und Jiri Muzik - v.l.n.r. (Foto: CTK)

Ahoi und herzlich willkommen, am Mikrofon begrüßen Sie Martina Schneibergová und Lothar Martin.

Im Juli war die faszinierende, wegen häufigen Dopings aber auch verteufelte Tour de France der Radrennfahrer das Sportereignis des Monats. Aus hiesiger Sicht verlief sie relativ erfolgreich, denn erstmals waren gleich drei tschechische Radprofis am Start, von denen Tomás Konecný mit Rang 65 die bisher beste Endplatzierung eines Tschechen bei der Tour einfahren konnte. Meine Wenigkeit konnte dieses Event diesmal nur aus weiter Ferne verfolgen, da ich um diese Zeit gerade mit der Familie meinen Jahresurlaub in Südschweden verbracht habe. Doch auch da ging es sehr (rad)sportlich zu, so dass ich Ihnen zu Beginn unserer heutigen Sendung die waldreichen und autoarmen Gefilde des Smalands für diesen Zweck nur überaus empfehlen kann. Und mit frischen Kräften begrüße ich Sie hiermit auf ein Neues zum Sportreport von Radio Prag, bei dem zwei Themen im Vordergrund stehen: die derzeit gerade in München stattfindende Leichtathletik-Europameisterschaft und das Czech-Open-Turnier im Floorball, einer in Tschechien immer mehr an Popularität gewinnenden Sportart. Sie wollen wissen warum - dann bleiben Sie doch einfach dran!


Roman Sebrle,  Nikola Tomeckova und Jiri Muzik - v.l.n.r.  (Foto: CTK)
Mit einem 40-köpfigen Aufgebot ist die Tschechische Republik bei der Leichtathletik-EM in München am Start. Bis auf die Stabhochspringerin Pavla Hamácková, die aus gesundheitlichen Gründen absagen musste, sind in ihm alle aktiven Athletinnen und Athleten von Rang und Namen vertreten. An erster Stelle ist da natürlich der scheinbar nie alternde Speerwerfer Jan Zelezný zu nennen, der bereits auf drei Olympiasiege und drei WM-Titel verweisen kann. Der 36-jährige Weltrekordinhaber wollte seine Teilnahme zunächst wegen dauerhafter Rippenschmerzen absagen. Doch vor dem Hintergrund, dass die Titelkämpfe in der bayerischen Metropole mit großer Wahrscheinlichkeit sein letztes europäisches Championat sein werden, änderte der sympathische Athlet aus Mladá Boleslav seine Meinung und will trotz Trainingsrückstandes versuchen, seiner erstklassigen Erfolgsbilanz eine weitere Medaille hinzuzufügen.

Ein kleineres Ziel verfolgte seine Landsfrau Nikola Tomecková, die in derselben Disziplin bei den Damen zu Hause ist. Im zurückliegenden Jahr von mehreren Verletzungen immer wieder zurückgeworfen, wäre sie mit einer Teilnahme am Finalwettkampf der besten Acht schon zufrieden gewesen, aber sie scheiterte bereits in der Qualifikation. Dabei ist diesmal für den Medaillengewinn ihrer Meinung nach eine geringere Weite als gewohnt vonnöten: "Ich denke, 64 Meter werden ganz sicher reichen, denn der Speerwurf der Frauen ist in diesem Jahr auf keinem solch hohen Niveau, wie er es im Vorjahr war. 64 Meter garantieren ganz bestimmt eine Medaille."

Eine Medaille strebt auch der beste Tscheche über die 400-m-Hürdendistanz der Männer, Jirí Muzík, an. In den letzten Jahren kam der 25-jährige stets mit guten Finalplatzierungen hinter den Medaillenrängen zurück, doch diesmal will er mehr: "Ich habe mir gesagt: Einige Male bin ich von den Hallenmeisterschaften mit Platz 5 zurückgekehrt und damit war ich nicht allzu sehr zufrieden. Also will ich mich verbessern. Auf der anderen Seite, ein vierter Rang ist auch nicht gut. Er ist mithin das Schlimmste, was einem Sportler passieren kann, falls er auf diesem undankbaren Platz landet. Also werden wir sehen - ich werde mich um die bestmöglichste Platzierung bemühen."

In dieser Hinsicht steht für den letzten Hallen-Europameister im Siebenkampf und aktuellen Weltrekordinhaber im Zehnkampf der Männer, Roman Sebrle, nur eine Platzierung zur Diskussion - der Titelgewinn! Der in dieser Saison noch ungeschlagene Athlet von Dukla Prag fühlt sich in der Form seines Lebens und will sich mit einem Sieg für all seinen Trainingsaufwand belohnen: "Ich will natürlich meine Fans erfreuen, ihnen eine Freude bereiten, ebenso meinen Eltern und für mich selbst will ich eine große Medaille gewinnen. Ich will mich für all meine Schinderei im Training belohnen. Wenn mir nämlich manchmal auch schlecht ist nach dem Training, dann soll selbstverständlich auch eine Medaille herausspringen. Ja, deshalb will ich gewinnen!"

Mit dem angestrebten Sieg wäre Sebrle gleichzeitig - man höre und staune - auch der erste Athlet in der knapp zehnjährigen Geschichte der selbständigen Tschechischen Republik, der den Titel von einer kontinentalen Freiluftmeisterschaft mit nach Hause bringt. Ob er ihn aufgrund seiner hervorragenden Form auch mit neuem Weltrekord erzwingt, das wollte der 27-jährige dann aber doch nicht prophezeien: "Es ist selbstverständlich schwierig, in solch einem Wettbewerb einen Weltrekord zu erzielen. Nichtsdestotrotz, das Verlangen danach habe ich immer, und wenn es sich ergeben sollte - ich denke dabei an das Wetter, die verschiedenen Drucksituationen, usw. - dann werde ich es ganz bestimmt versuchen."

Ob ihm dieser Versuch gelingen wird und wie sich die weiteren ambitionierten tschechischen Athletinnen und Athleten in München geschlagen haben, darüber halten wir Sie in unseren aktuellen Sendungen auf dem Laufenden.


Floorball, eine auf dem Hallenparkett ausgetragene Mischung von Hockey und Eishockey, erfreut sich in Tschechien einer ständig wachsenden Beliebtheit. Schon das sechste Jahr hintereinander ist diese Sportart die sich am dynamischsten entwickelnde im Lande, so dass inzwischen bereits knapp 18.000 Floorballer im Landesverband, der Tschechischen Floorball-Union, registriert sind. Ein Blick auf die bisher in der Welt ausgetragenen großen Turniere zeigt, dass in dieser Sportart Eishockeynationen wie Schweden und Finnland, aber auch die Schweiz und Tschechien derzeit den Ton angeben. Daher lag unsere Frage nahe, ob der Boom in Tschechien auch damit zu erklären ist, dass viele junge Cracks, die sich im populären Eishockey nicht durchsetzen können, ihr Glück in der mit gelöchertem Plasteball und Plasteschläger gespielten Sportart suchen. Dazu antwortete uns Czech-Open-Veranstaltungschef Tomás Vaculík:

"Sie haben gewiss Recht, in Tschechien hat jede mit einem Hockeyschläger gespielte Sportart eine große Tradition. Und zudem ist Floorball ein noch neuer und damit relativ demokratischer Sport, möchte ich behaupten, was dadurch zum Ausdruck kommt, dass er gemeinsam von Männern, Frauen, Jungen und Mädchen gespielt werden kann. Kurzum: Floorball ist derzeit der populärste Sport an unseren Schulen, wodurch auch ein Impuls für die professionelle Durchführung dieser Trendsportart gegeben wird."

Wie wir von Tomás Vaculík weiter erfahren, wird ein Floorballduell tatsächlich auch nach der im Eishockey bekannten Spielzeit von 3 x 20 Minuten ausgetragen. Allerdings wird die Netto-, also die reine Spielzeit von 60 Minuten erst ab Herbst eingeführt. Noch wird Floorball mit der einstündigen Bruttospielzeit durchgeführt und beim von Mittwoch bis Samstag stattfindenden Prager Großturnier, den 10. Czech Open, muss diese aufgrund des immensen Andrangs in den Gruppenspielen gar noch verkürzt werden. Aber das ist kein Wunder, wenn man auf die nunmehr zehnjährige Entwicklung dieses internationalen Events zurückblickt. Tomás Vaculík tat dies für Radio Prag: "Also zum Vergleich: Im Jahr 1993, als wir den ersten Turnierjahrgang veranstalteten, nahmen 43 Mannschaften aus sechs Staaten teil. Seit diesem Zeitpunkt ist dieses Turnier in seinem Umfang derart angewachsen, dass wir in diesem Jahr 187 Mannschaften aus 16 Ländern hier in Prag begrüßen können. Selbstverständlich ist damit auch eine gestiegene Anzahl von Spielern verbunden, die sich bei diesem Turnier ins Szene setzen. So treten in diesem Jahr mehr als 3000 registrierte Floorballer in unserer Hauptstadt an."

Bei dieser Größenordnung sind nicht weniger als neun Prager Sporthallen notwendig, um dieses Turnier ohne ernsthafte Engpässe über die Bühne zu kriegen. Ja, bei solch einer Dimension kann man doch bestimmt schon von einem Grand-Slam-Turnier wie im Tennis sprechen, Herr Vaculík? "Möglicherweise kann man die Czech Open im Floorball als ein Grand-Slam-Turnier im Rahmen unserer Sportart bezeichnen. Ohne Übertreibung und ohne überzogenen Stolz als Veranstalter kann man sagen, das wir gegenwärtig das größte Floorball-Clubturnier der Welt ausrichten."

Dazu kann man den Veranstaltern in der Tat gratulieren. Ebenso zu der Tatsache, dass die Internationale Floorball-Föderation für das kommende Jahr den Europapokal-Wettbewerb und die Junioren-Weltmeisterschaft nach Prag vergeben hat. Doch darüber werden wir zu gegebener Zeit berichten.

Für heute sind wir am Ende der Sendung angelangt. Vom Mikrofon verabschieden sich - Martina Schneibergová und Lothar Martin.