Tour-de-France-Sieger Lance Armstrong erstmals zu Gast in Prag

Tour-de-France-Sieger Lance Armstrong in Prag (Foto: CTK)

Noch ist nicht einmal eine Woche vergangen, seitdem sich der US-Amerikaner Lance Armstrong in Paris zum sechsten Male als Sieger der populären Tour de France feiern lassen konnte, da tourt er schon wieder durch halb Europa. Am Dienstagabend war er der große Star bei einem Radrennen in der niederländischen Gemeinde Stiphout bei Eindhoven und seit Donnerstagabend ist er erstmals zu Gast in der Goldenen Stadt Prag. Auch hier wird er am Freitagabend ein 80 Kilometer langes Kriterium auf dem berühmten Wenzelsplatz bestreiten, doch sein Besuch hat noch weitere Facetten. Mehr dazu von Lothar Martin.

Tour-de-France-Sieger Lance Armstrong in Prag  (Foto: CTK)
Von Lance Armstrong ist bekannt, dass er im Jahr 1997 den schwersten Kampf seines Lebens gemeistert hat, indem er den bei ihm festgestellten Hodenkrebs besiegte. Erst danach ist der heute 32-jährige Radrennfahrer wie Phönix aus der Asche gestiegen und hat seit 1999 das härteste Etappenradrennen der Welt, die dreiwöchige Tour de France, gleich sechsmal in Folge gewonnen. Eine Leistung, die vor ihm noch keiner geschafft hat und für die der Texaner mehrheitlich bewundert wird. Er selbst hat zuletzt immer wieder betont, dass diese Erfolge ohne seine damalige Krankheit nie eingetreten wären. Eine Aussage, die allgemein etwas verblüfft, weshalb Radio Prag bei der am Freitagvormittag im Prager Krankenhaus Motol stattgefundenen Pressekonferenz nachgefragt hat, ob er seitdem jeden Schritt seines Lebens anders realisiert und wahrnimmt als vor der Krebserkrankung.

"Ja, das ist absolut richtig. Diese Krankheit war für mich so eine Art Wecker. Mir ist danach bewusst geworden, dass ich nur eine Chance habe, sowohl im Sport als auch im Leben."

Nicht zufällig war der kurze Pressetermin im besagten Krankenhaus anberaumt worden. Denn Lance Armstrong löste ein Versprechen ein und nahm seinen Prag-Aufenthalt auch zum Anlass, um den jungen Patienten der Onkologischen Abteilung für Kinder einen aufmunternden Besuch abzustatten. Befragt danach, wie er sich im Augenblick fühle, antwortete Armstrong:

Lance Armstrong mit seiner Freundin Sheryl Crow in Prag  (Foto: CTK)
"Es ist immer noch ziemlich schwer für mich, an einen Platz wie diesen, also in ein Krankenhaus zurückzukehren, denn die Erinnerung an meinen eigenen Krankenhaus-Aufenthalt ist nach wie vor relativ frisch. Darüber hinaus haben alle Krankenhäuser dieser Welt ihren charakteristischen Geruch, der sich mir ebenso wieder in Erinnerung ruft. Nichtsdestotrotz, als Mensch, der den Krebs überlebt hat, denke ich, ist es meine Pflicht, hierher zu kommen und nach Möglichkeit denen etwas Hoffnung zu geben, die jetzt im Krankenhaus mit dieser Erkrankung zu kämpfen haben; d.h. alle Patienten, jüngere wie ältere, deren Angehörige sowie die Ärzte und Schwestern, die in diesem Zusammenhang oft vergessen werden."

Bewegender und abschließender Höhepunkt der Pressekonferenz war die Danksagung eines jungen Patienten, der sich Lance Armstrong gegenüber wie folgt geäußert hat:

"Ahoj Lance, ich bin Tomás, und meine Behandlung hier im Krankenhaus Prag-Motol ist, so lässt sich sagen, inzwischen beendet. Ich möchte Dir an dieser Stelle im Namen aller Kinder und des gesamten Personals dafür danken, dass Du zu uns gekommen bist und alle etwas ermunterst während ihrer Erkrankung, die Du selbst durchlebt hast. Ich denke, das hilft allen, die sie jetzt gerade durchmachen sehr. Ganz sicher wird dies nicht nur ein Treffen mit einem, der im Sport schon sehr Großes geleistet hat, sondern auch mit einem, der das überwunden hat, was wir gerade zu überwinden versuchen. Ganz sicher hilfst Du uns dabei und ich bin froh, dass Du jetzt mit zu meinen Kameraden kommst in die stationäre Abteilung. Danke!"

Lance Armstrong hat also auch auf dem vermutlichen Höhepunkt seiner Karriere nicht vergessen, wer und welche Umstände ihm erst die großen Erfolge der Gegenwart ermöglicht haben. Davor ziehen auch wir, die Redaktion von Radio Prag, den Hut.