Rechtsextremismus: Tschechische Afghanistan-Soldaten trugen SS-Wappen am Helm

Der Ruf der Tschechischen Armee leidet. Gerade erst in der vergangenen Woche waren Neonazis der Terrorgruppe „White Justice“ aufgeflogen, die in Ausbildungs-Camps Anschläge auf Infrastruktur und Juden in Tschechien geplant hatten. Einer der Mitbegründer und Ausbilder war Soldat in der Armee. Am Montag platze dann eine zweite Bombe: Die Zeitung „Mladá fronta Dnes“ berichtete, dass tschechische Soldaten der schnellen Eingreiftruppe in Afghanistan Symbole von SS-Divisionen an ihren Helmen trugen.

Verteidigungsminister Martin Barták  (Foto: ČTK)
Die Reaktion des Verteidigungsministeriums kam prompt. Am Dienstag, einen Tag nach dem Pressebericht über SS-Symbole an Helmen tschechischer Soldaten in Afghanistan, verkündete Verteidigungsminister Martin Barták, dass Köpfe gerollt sind:

„Die beiden Angehörigen der schnellen Eingreiftruppe in Logar werden heute ihre Dienstgrade verlieren und aus der Armee entlassen. Ihr Vorgesetzter ist vom Dienst suspendiert, bis die Untersuchungsergebnisse vorliegen. Ebenso habe ich entschieden, dass auch der für die Auslandseinsätze verantwortliche General einstweilen außer Dienst gestellt ist.“

Das ist die vorläufige Antwort auf einen bisher einzigartigen Vorfall in der Tschechischen Armee. Zwei Soldaten haben bei ihrem sensiblen Afghanistan-Einsatz Abzeichen von SS-Divisionen an ihrem Helm getragen. Der eine bezeichnete diese Tat als „dummen Jungenstreich“, der andere schweigt bisher. Das Pikante: Erst in der vergangenen Woche hatte der Verteidigungsminister auch diese beiden Soldaten nach ihrer Rückkehr aus Afghanistan mit einer Auszeichnung geehrt.

MF Dnes,  9. 11. 2009
„Es soll nicht der Eindruck entstehen, dass diese Affäre unter den Teppich gekehrt wird“, sagte Bartak gegenüber der Presse. Unter den Teppich kehren wollte die Affäre aber wohl der Oberst der beiden Soldaten. Er hatte angeblich versucht, die SS-Zeichen an den Helmen sowie Fotos davon zu vernichten. Jetzt gilt es zu untersuchen: Inwieweit wusste der Generalstab von diesen Vorkommnissen? Die grundsätzliche Frage aber ist: Wie weit sind rechtradikale Tendenzen in der Tschechischen Armee verbreitet? Das Verteidigungsministerium wird nun um Antworten nicht mehr herumkommen. Noch im April hatte es entsprechende Warnungen des Menschenrechtsministers Kocáb zurückgewiesen. Brisant an der Aufdeckung der SS-Wappen-Affäre ist, dass sich Soldaten der Eingreiftruppe mit ihrer Sorge über rechtsradikale Erscheinungen in der Armee nicht an ihre Vorgesetzten, sondern direkt an die Presse gewandt haben. Aber Verteidigungsminister Barták zeigte sich zuversichtlich:

„Ich bin sicher, bis zum Ende des Jahres werden wir die Armee von all diesen negativen Erscheinungen gereinigt haben.“