Rechtsstreit um Lehm-Figur: Der Golem erneut vor Gericht
Der Golem ist mit Prag so sehr verbunden wie die Karlsbrücke oder der Hradschin. Die Geschichte des aus Lehm geschaffenen Riesen, der den Prager Juden helfen sollte, ist auch vielfach in Literatur und Film verarbeitet worden. Eine tschechische Version entstand Anfang der 1950er Jahre. Um die Figur des Golem in diesem Film ist nun erneut ein Rechtsstreit entbrannt.
Die Geschichte des Golem beruht auf einer jüdischen Legende. Gemeint ist eine menschenähnliche Gestalt, die durch einen Zauber lebendig wird. Den Prager Golem soll der Rabbiner Judah Löw geschaffen haben, um den bedrängten Juden zu helfen. Dies geschah wohl zu Zeiten von Rudolf II., der Kaiser steht auch in der Komödie von Frič im Mittelpunkt.
Das Modell für den Golem in diesem Klassiker der tschechischen Filmgeschichte stammte aus der Werkstatt des Bildhauers Jaroslav Horejc. Eine Dekorationsfirma nutzt aber die mythische Gestalt nach Vorlage des Streifens zur Eigenwerbung. Unter anderem hat sie am Rand der Autobahn D 1 kurz vor Prag einen überlebensgroßen Golem aufstellen lassen. Dabei weigert sich die Firma aber, die Tochter von Horejc für die Autorenrechte zu bezahlen. Jakub Olbert ist Geschäftsführer des Unternehmens:„Wir haben die Geschichte des Golem und die Geschichte seiner Darstellung untersucht. Dabei sind wir auf mehrere ähnliche Skizzen und Bilder gestoßen, auf denen der Golem sehr ähnlich wie der von Horejc aussah. Zudem haben wir mehrere Historiker gefragt. Und diese sagten, es sei völliger Unsinn, dass der Golem aus dem Film einem einzelnen Autor zugeschrieben werde. Zu kommunistischen Zeiten sei es unmöglich gewesen, dass ein einzelner die Autorenrechte besessen habe.“
Doch Horejc´ einzige Tochter sieht das anders. Dagmar Dományová, wie sie heißt, fühlt sich als einzige Rechtsnachfolgerin. Dazu sagte ihr Anwalt František Vyskočil:„Nie hat irgendjemand die Autorenschaft von Professor Horejc an dem Golem angezweifelt. Die andere Seite müsste dafür Beweise erbringen, wenn sie einwendet, dass Professor Horejc nicht der Autor gewesen sei oder es weitere Autoren gab. Bisher habe ich keinen solchen Beweis gesehen.“
Vyskočil zog bereits vor einiger Zeit den Vergleich, man müsse schließlich auch für die Rechte am Schwejk oder der Mickey Mouse bezahlen. Tatsächlich gewannen er und seine Mandantin bereits 2010 einen Prozess gegen das Wachsfigurenmuseum, dieses hatte in Prag und auf der Burg Karlstein jeweils eine große Golem-Figur ausgestellt. Damals erkannten die Richter eben Bildhauer Horejc als Autoren des Modells für den Filmriesen an. In der Folge kam es zu weiteren außergerichtlichen Einigungen. So unter anderem mit den Barrandov-Filmstudios, die einen Golem zum Ausleihen anboten, und dem Ministerium für Industrie und Handel, das eine ähnliche Figur für eine Ausstellung über die Automatisierung der Welt genutzt hatte.
Wegen des jetzigen Streits kommt nun der Golem erneut vor den Kadi. Am Montag ist der Verhandlungstag vor dem Prager Stadtgericht, ein Urteil wird indes erst zu einem späteren Zeitpunkt erwartet.