Regierung erwägt Dienstrenten für Krankenpflegepersonal
In tschechischen Krankenhäusern herrscht Personalmangel. Es fehlt vor allem an Krankenpflegern, aktuell sind 2500 Arbeitsplätze unbesetzt. Am Mittwoch unterbreitete die Regierung neue Vorschläge, wie man den Missstand beheben könnte.
„Weil wir keine jungen Schwestern haben und es generell an Personal mangelt, muss ich zusätzlich die Arbeit einer normalen Krankenschwester verrichten. Ich könnte bestimmt noch sechs neue Schwestern gebrauchen.“
Das Kabinett unter Premier Bohuslav Sobotka (Sozialdemokraten) hatte in den zurückliegenden zwei Jahren Lohnerhöhungen für das Pflegepersonal durchgesetzt. Doch damit wurde eher nur ein Versäumnis früherer Regierungen beglichen, eine echte Wertschätzung des Berufstandes der Krankenpfleger kam damit nicht zum Ausdruck. Am Mittwoch hat der geschäftsführende Premier Andrej Babiš (Partei Ano) nun einen neuen Vorschlag gemacht:
„Eine Idee könnte sein, an Krankenpfleger eine Dienstrente zu zahlen. Möglich wäre aber auch eine frühere Verrentung.“Eine sogenannte Dienstrente wird schon länger an andere Berufsgruppen gezahlt. Zu ihnen gehören Polizisten, Feuerwehrleute, Soldaten, aber auch Zöllner, Vollzugsbeamte und weitere Angestellte im Staatsdienst. Deshalb stellt die Präsidentin des Krankenpfleger-Verbandes, Martina Šochmanová, auch nüchtern fest:
„Dies sind allesamt gemeinnützige Berufe, warum sollten dann nicht auch die Krankenpfleger eine Dienstrente bekommen?“
Die Polizisten zum Beispiel erhalten diese Zusatzrente nach 15 Dienstjahren. Sie beträgt 20 Prozent des ursprünglichen Bruttogehalts, bei einem längeren Arbeitsverhältnis ist der prozentuale Anteil noch größer. Für die Zahlung der Dienstrenten an Polizisten, Feuerwehrleute und Soldaten hat der Staat im vergangenen Jahr acht Milliarden Kronen (310 Millionen Euro) ausgegeben. Um den Vorschlag von Premier Babiš möglicherweise schon ab kommendem Jahr umsetzen zu können, wird nun gerechnet. Dabei ist aber noch nicht geklärt, ab wieviel Dienstjahren ein Pflegeangestellter den Anspruch auf eine Zusatzrente geltend machen könnte. Dazu Gesundheitsminister Adam Vojtěch (parteilos):
„Ich kann dies nur abschätzen, doch so zwischen 20 bis 30 Jahre Dienstpraxis sollten es schon sein.“Besonders für stationäres Personal, das im wöchentlichen Dreischicht-System arbeitet, ist die körperlich anspruchsvolle Tätigkeit allerdings kein Zuckerschlecken. Daher spricht sich Stationsschwester Havrlíková auch dafür aus, dass bestimmte Aufgaben nicht mehr von Schwestern im hohen Alter durchgeführt werden sollten:
„Wir können uns nicht vorstellen, dass wir mit 60 oder 65 Jahren noch auf der Intensivstation arbeiten werden.“
Sollte hier also der Vorschlag eines früheren Renteneintritts für Krankenpflegepersonal zum Tragen kommen? Der Präsident der tschechischen Ärztekammer, Milan Kubek, ist von dieser Idee nicht begeistert:
„Den Personalmangel damit zu beheben, dass man die Schwestern und Pfleger früher in Rente schickt, halte ich für unlogisch.“Mehrere Krankenhäuser in den Regionen haben bereits versucht, mit Stipendien für Medizinstudenten, Antrittsprämien oder Dienstwohnungen neues Personal anzuwerben. Mit bescheidenem Erfolg, denn auch sie sind weiter unterbesetzt. Es wird daher wohl noch einiger Schritte bedürfen, um den Beruf einer Schwester oder eines Pflegers im Krankendienst attraktiver zu machen.