Krankenschwestern der Reserve: Plattform hilft Kliniken
Sie sind als Pflegepersonal ausgebildet, arbeiten aber in einem anderen Bereich. Während der Corona-Krise sind sie in ihrer Freizeit aber zu ihrem ursprünglichen Beruf zurückgekehrt: Gemeint sind die „Krankenschwestern der Reserve“, wie sich ihre Plattform nennt.
Die Initiative entstand nach dem Ausbruch der Coronavirus-Pandemie im März dieses Jahres. Renata Dubcová hatte die Idee. Sie hat früher als Krankenschwester auf einer Intensivstation gearbeitet, seit 20 Jahren hat sie aber einen anderen Beruf:
„Ich wurde im März von meinem Arbeitgeber ins Home office geschickt. Da habe ich nachgedacht, wie ich mich in der schwierigen Lage nützlich machen kann. Im Gesundheitswesen kenne ich mich ja am besten aus. Daher war meine Idee, eine Gruppe von Krankenschwestern zu bilden, die je nach Bedarf in Krankenhäusern eingesetzt werden können.“
Die Hauptkoordinatorin des Projekts rief zunächst ihre früheren Kolleginnen an. Im Laufe der Zeit weitete sich die Initiative aber aus. Im Moment seien fast 900 Krankenschwestern und Krankenpfleger bei der Plattform registriert, und sie seien bisher schon von rund 250 stationären Krankeneinrichtungen angesprochen worden, sagt Dubcová. Sie beschreibt das Prinzip.
„Einerseits registrieren sich Krankenschwestern bei uns, die ihre Kapazitäten anbieten wollen. Andererseits melden sich medizinische Einrichtungen, die Hilfe brauchen. Die Kliniken bekommen von uns dann die Kontakte zu den registrierten Krankenschwestern, und beide sprechen sich ab da dann selbst ab. Und die Arbeitsbedingungen werden dann je nach den Möglichkeiten und Vorstellungen der jeweiligen Krankenschwester vereinbart.“
Da die ehemaligen Pflegekräfte heute eine andere Arbeit haben, schließen sie meist Verträge für Wochenend- beziehungsweise Nachtdienste:
„Die Krankenschwester hat immer die Möglichkeit zu sagen, dass ihr die Bedingungen nicht passen. Sie kann sich dann auch mit einer anderen Klinik in Verbindung setzen oder sich aus dem Register abmelden, falls sie keine freien Kapazitäten mehr hat. Wir fragen nie nach den Gründen.“
Die Koordinatorin unterscheidet bei ihrem Projekt zwischen dem Pflegepersonal in passiver und aktiver Reserve:
„Die Schwestern in passiver Reserve sind von den Krankenhäusern bisher noch nicht angesprochen worden. Etwa weil sie in Gegenden wohnen, in denen die Krankenhäuser noch nichts von unserer Plattform wissen, oder weil man dort kein Personal braucht beziehungsweise keine Teilzeitjobs anbieten kann. Daneben gibt es dann die Schwestern, die bereits in den Betrieb der Krankenhäuser eingebunden sind.“
Renata Dubcová koordiniert nicht nur das gesamte Projekt. Sie selbst hilft nach ihrer Arbeit auch in einer Klinik für Langzeit-Patienten in Prag aus:
„Ich selbst arbeite seit 20 Jahren nicht mehr im Krankenhaus. Nun habe ich selbst ausprobiert, wie es ist, auf einmal wieder vor einem Patienten zu stehen. Man ist unsicher und nervös, und es fehlt an Selbstvertrauen. Aus meiner eigenen Erfahrung kann ich aber sagen, dass man die Grundlagen, die man einst in der Ausbildung gelernt hat, noch längst nicht vergessen hat.“