Rekordkurs der Krone beunruhigt Exporteure - Regierungschef bleibt stoisch

Die tschechische Währung hat eine weitere Rekordmarke geknackt – am Freitag wurde sie erstmals unter 23 Kronen zum Euro gehandelt. Unternehmer von exportorientierten Betrieben rufen immer lauter nach dem Euro, in einigen Branchen gibt es bereits Probleme. Doch Premier Mirek Topolánek versteht die Aufregung nicht. Über das Thema sprach Martina Schneibergová mit Till Janzer.

Till, ist die Kursentwicklung der Krone wirklich so ungewöhnlich?

„Dass die Krone stärker wird, ist nicht erstaunlich. Ähnlich entwickeln sich auch die Währungen anderer EU-Neumitglieder der Region, so der ungarische Forint oder der polnische Zloty. Dass sie aber konstant nach oben geht, ist erstaunlich. Seit Juni vergangenen Jahres ist der Wechselkurs zum Euro jeden Monat im Durchschnitt gesunken, damals lag er um 5,50 Kronen höher als der Rekordwert von unter 23 Kronen vom Freitag. Die tschechische Krone legt weltweit am stärksten zu. Mehrfach haben Wirtschaftsanalytiker in den letzten Monaten bereits geglaubt, dass sie zur Ruhe kommen könnte. Aber immer wieder wurden sie getäuscht. Mittlerweile behaupten sie, dass es in den Sternen stehe, wann der Anstieg gestoppt wird.“

Dieses Eilen der Krone von Rekord zu Rekord hat unterschiedliche Folgen, wir haben dies ja bereits in früheren Sendungen angesprochen. Für die tschechischen Verbraucher werden Aufenthalte im Ausland, also im Urlaub zum Beispiel billiger. Negativ ist es hingegen für tschechische Exportfirmen, weil sich ihre Produkte dadurch im Ausland verteuern. Gibt es denn jetzt neue Entwicklungen?

„Nur zur Illustration, weil die Krone auch gegenüber dem Dollar zulegt, ist es in den USA für tschechische Reisende um 40 Prozent billiger geworden als im vergangenen Jahr. Für die tschechischen Verbraucher tauchen aber auch negative Aspekte auf, zum Beispiel bei Importwaren. Die Händler kommen nicht nach, die Kronenpreise an den ständig fallenden Eurokurs anzupassen. Der Kunde hat das Gefühl, abgezockt zu werden. Die Händler sagen aber, dass sie die Preise immer für einen Monat im Voraus festlegen. Und für die tschechische Wirtschaft sind auch bereits Folgen zu erkennen. Der tschechische Tourismus macht die größte Krise durch seit dem verheerenden Hochwasser von 2002 durch. Für den Juli sind die Einnahmen der Prager Restaurants, Geschäfte und Reiseagenturen um 30 Prozent gegenüber dem Vorjahr gefallen. Exportfirmen wiederum entlassen Mitarbeiter, weil ihr Absatz sinkt.“

Was führt eigentlich zu den Rekordwerten und gedenken tschechische Politiker nun etwas dagegen zu unternehmen?

„Es sind zwei Gründe: die gute Wirtschaftssituation im Land - das ist einer. Und die Börsenhändler investieren derzeit verstärkt in Währungen, weil Aktien und Schuldbriefen nämlich stark fallende Tendenz haben. Prinzipiell könnte die tschechische Nationalbank intervenieren, doch das gilt als äußerst unpopulärer Schritt. Die großen Exportfirmen rufen auch vielmehr nach der Einführung des Euro. Premier Mirek Topolánek hat ihnen aber am Wochenende eine Absage erteilt. Zum einen behauptet er, dass eine Bändigung der Krone und eine beschleunigte Annahme des Euro seien zwei verschiedene Paar Schuhe. Zudem glaubt er nicht, dass die starke Krone der tschechischen Wirtschaft schädige. Hierin widersprechen ihm aber Wirtschaftsfachleute. Sie befürchten, dass sich der starke Kronenkurs schon im Herbst negativ für die tschechische Konjunktur bemerkbar machen könnte.“

Autor: Till Janzer
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