Rosa Bus gegen Brustkrebs
Die Todesursache Nummer eins sind in Tschechien die Herz- und Kreißlauferkrankungen, gefolgt von Krebskerkrankungen. Im weiblichen Teil der tschechischen Bevölkerung schlägt diese Krankheit besonders kräftig in der Frauenbrust zu. Jährlich wird der Brustkrebs bei 50.000 tschechischen Frauen diagnostiziert. Diese brauchen neben der entsprechenden Therapie auch Informationen und insbesondere psychische Unterstützung. Dieser Aufgabe hat sich in Tschechien vor relativ kurzer Zeit die Bürgerinitiative Mamma Help angenommen. Jitka Mladkova stellt sie in der nun folgenden neuen Ausgabe der Sendereihe Forum Gesellschaft vor:
Von dem breiten Spektrum der angebotenen Dienste - Informationen über die Krankheit, praktische Ratschlägen für den Alltag, Spezialgymnastik, Erholungsaufenthalte usw. - ist aber die psychische Unterstützung, Empathie und die Bereitschaft zuzuhören, das Allerwichtigste. Betroffenen Frauen Kraft zu geben ist das Ziel eines neuen Projektes, das die Vereinigung Mamma Help im März gestartet hat. Worum es dabei geht, sagt die Leiterin des Prager Zentrums, Jana Drexlerova:
"Das Projekt trägt den Titel "Du schaffst es auch!" und soll als Motivation für die Frauen wirken, die glauben, wegen ihrer Erkrankung aus dem normalen Leben ausgegrenzt zu sein. Und wir Frauen, die bereits wissen, dass das nicht so ist, versuchen, das mangelnde Selbstbewusstsein jener Frauen zu unterstützen. Im vergangenen Jahr haben wir zum Beispiel eine Rafting-Fahrt auf der Moldau organisiert. Mehrere von uns saßen zum ersten Mal in ihrem Leben im Schlauchboot und wir haben es wirklich geschafft. In diesem Jahr haben wir ein neues Projekt vorbereitet. Diesmal geht es ums Bergsteigen. Die Frauen aus allen unsereren Organisationen werden sich zum Abschluss der Bergtour auf einem Berggipfel in einer freundschaftlichen Runde treffen."Das Prager Beratungszentrum ist unter anderem auch unentgeltlich telefonisch zu erreichen. Diese Möglichkeit wird von 40 bis 50 Frauen täglich genutzt. Viele von ihnen haben es noch nicht gewagt, persönlich zu kommen. Was sagen ihnen die Zentrumsmitarbeiterinnen, zumeist Frauen, die selbst eine Brustkrebstherapie hinter sich haben und daher aus eigener Erfahrung beraten, am häufigsten? Jana Drexlerova:
"Am Telefon sagen wir den Frauen, dass sie selbst die Angstbarriere überwinden müssen. Einige brauchen aber einen kleinen Schub. Einige gestehen sogar, seit ein paar Jahren nicht bei einem Frauenarzt gewesen zu sein. Das ist natürlich falsch. Viele von diesen Frauen behaupten jedoch: Würde mich jemand einladen, würde ich kommen."
Zu den Mitarbeiterinnen des Mamma Help-Zentrums in Prag gehört auch Frau Hanka. Sie will Frauen helfen, die das erleben, was sie selbst vor sechs Jahren erlebt hatte. Wie war es damals?
"Jetzt sind es genau sechs Jahre her, als ich bei einer Selbstuntersuchung eine Geschwulst in meiner Brust gefunden habe. Es war ein bösartiger Tumor, der sehr schnell gewachsen ist. Etwa ein Dreivierteljahr davor war ich bei einer Untersuchung und hatte dort nichts. Für mich war es ein Schock. Dank meiner Familie, meinen Kindern und Freundinnen habe ich es ziemlich schnell gemeistert. Es ging Ruckzuck. Schon zwei Wochen nach der Feststellung der Diagnose fing ich an mit der Chemotherapie. In so einer Situation bleibt einem nichts anderes übrig als zu kämpfen."
Wie sehr viele Frauen aus eigener Erfahrung bestätigen können, ist die Früherkennung einer Geschwulst im Brustdrüsengewebe sehr wichtig. Und auch möglich. In erster Linie durch intensive Selbstuntersuchung, regelmäßige Kontrollen beim Gynäkologen sowie durch so genannte Mammographien, bei denen die Brust ähnlich wie beim Röntgen durchleuchtet wird. Für Frauen ab 40 Jahre ist diese Untersuchung im Intervall von zwei Jahren kostenlos. Weitere Untersuchungen zu verordnen, um Brustkrebs festzustellen und die Diagnose zu sichern, wie Sonographie (Ultraschall), Biopsie (Gewebeprobeentnahme) und die Magnetresonanztomographie, obliegt nur dem Facharzt.
Um das Interesse einer möglichst breiten Öffentlichkeit an Informationen zu diesen Themen zu wecken, unternehmen die Mamma Help-Mitarbeiter zahlreiche Aktivitäten. Eine der jüngsten lässt sich kaum übersehen. Auf Postern, die an unterschiedlichen Orten Prags wie zum Beispiel in der U-Bahn ausgehängt wurden, ist ein junger Mann abgebildet, der ein Baby wickelt. Die Mutter fehlt im Bild. Darunter ist ein an die Männer gerichtetes Appell zu lesen: "Nimm deine Frau in Schutz, bevor es zu spät ist. Begleite sie zur Untersuchung".
Michaela Berankova sagt dazu:
"Diesmal haben wir uns für eine nicht traditionelle Kampagne entschlossen. Bis jetzt haben wir uns ausschließlich an die Frauen gewandt und waren bemüht, ihre Befürchtungen, ihre Scham und ähnliche Gefühle in Angriff zu nehmen. Diesmal haben wir uns jedoch gesagt, dass auch Männer in den Prozess der Einflussnahme auf die Frauen einbezogen werden müssen. Daher wenden wir uns jetzt an die Männer und und appelieren an sie, ihre Frau zu fragen, ob sie bereits eine Brustuntersuchung absolviert hat. Wenn nicht, sollen sie sich dafür auch einsetzen."
Die Mamma Help Zentren arbeiten landesweit mit den einzelnen Brustkrebs-Zentren zusammen und versuchen Frauen verschiedener Altersgruppen mit ihren Projekten zu erreichen. Das jüngste wurde im März gestartet. Eva Berankova:
"In den zurückliegenden zehn Jahren haben wir eine ganze Reihe von Projekten realisiert. In diesem Jahr kommt ein neues hinzu. Es ist unser rosafarbener Bus, der sich auf Reisen macht. In der ersten Etappe wird er landesweit insgesamt 43 Städte besuchen und in Zusammenarbeit mit den dortigen Brustkrebszentren die Prävention propagieren."
Und dazu gibt es jede Menge Informationen. Frau Helena, auch eine Freiwillige bei Mamma Help, erläutert:
"Wir wollen die Frauen darüber informieren, auf welche Untersuchungen sie Anspruch haben oder zeigen ihnen auch, wie sie ihre Brüste selbst untersuchen können. Weitere Informationen beziehen sich zum Beispiel auf die einzelnen Untersuchungen - die Mammografie oder Sonografie, wo und ab welchem Jahr sie unentgeltlich durchgeführt werden. Oder wozu sie den Scheck im Wert von 200 Kronen, den sie von uns bekommen, nutzen können. Frauen unter 40 zum Beispiel müssen nur noch 50 - 100 Kronen dazu zahlen, um eine Ultraschalluntersuchung der Brust zu absolvieren, die um die 300 Kronen kostet."