Runder Geburtstag: Ägyptologie in Prag wird 100

Foto: ČT24

Die Ägyptologie an der Philosophischen Fakultät der Prager Karlsuniversität begeht derzeit ihr 100-jähriges Bestehen. Zu Ehren dieses runden Jubiläums gibt es im Foyer der Fakultät eine Ausstellung zu sehen, die besonderen Wert auf die gemeinsame deutsch-tschechische Vergangenheit der ägyptischen Altertumsforschung legt.

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100 Jahre Ägyptologie in Prag – schon der Titel der Ausstellung lässt erkennen, dass eine eindeutige Zuweisung der Ägyptenforschung an eine Nation, also an die tschechische oder deutsche, nicht stattfinden soll. Die Kuratoren der Exposition haben das Jahr 1913 zum Ursprung der Ägyptologie in Prag erkoren. In jenem Jahr habilitiert nämlich der erste Wissenschaftler hierzulande zu diesem Thema. Der Deutsche Nathaniel Reich hält Ende Januar 1913 eine Vorlesung an der deutschen Karl-Ferdinand-Universität zum Thema: „Die Bedeutung der Demotistik in der Ägyptologie“. Danach wird er am 18. Mai 1913 zum ersten Privatdozenten in Prag für Ägyptologie ernannt. Und während Reich 1919 seine letzte Vorlesung in Prag hält, beantragt der Tscheche František Lexa im selben Jahr seine Habilitation an der tschechischen Karlsuniversität für den Bereich Ägyptologie. Die Ursprünge der heutigen Forschungen liegen also eng beieinander im tschechisch-deutschen Beziehungsgeflecht. Und genau darauf sei man stolz, so der stellvertretende Direktor des Instituts für Ägyptologie, Jaromír Krejčí:

Jaromír Krejčí  (Foto: ČT24)
„Unsere Ausstellung widmet sich hauptsächlich der Zusammenarbeit zwischen den deutschen und tschechischen Ägyptologen und Orientalisten in Prag. Im Gegensatz zur Situation in anderen Fachbereichen waren die Beziehungen nämlich sehr positiv und kollegial.“

Die Prager Universität war 1882 in eine deutsche und eine tschechische Universität geteilt worden – vor allem in der Ersten Tschechoslowakischen Republik führte diese Spaltung zu scharfen Auseinandersetzungen zwischen den beiden Volksgruppen.

František Lexa  (Foto: Archiv des Instituts für Ägyptologie)
1925 wurde dann an der tschechischen Karlsuniversität das ägyptologische Seminar gegründet, die Leitung übernahm Lexa. Es war der Grundstein für eine Erfolgsgeschichte, denn die Ägyptologie der Karlsuniversität ist bis heute eine der renommiertesten Forschungsstätten weltweit. Auch viele Ägypter kommen zum Studium ihrer eigenen Altertumsgeschichte nach Prag, sagt Krejčí:

„In den letzten zehn Jahren hatten wir bei uns am Institut für Ägyptologie einige Doktoranden aus Ägypten. Einer von ihnen ist auch der ehemalige Direktor des Ägyptischen Museums in Kairo, er ist während der aktuellen politischen Unruhen in Ägypten von seinem Posten zurückgetreten. Gleichzeitig ist ein weiterer ägyptischer Kollege, der in Tschechien studiert hat, in seiner Funktion als Sekretär der Sektion für ausländische Expeditionen in Kairo verblieben.“

Diese Kontakte sichern den tschechischen Forschern zudem die Möglichkeit, an ihrer Ausgrabungsstätte in Abusir weiterzuarbeiten – auch während der Revolution in Ägypten. Aber natürlich pflegen die Prager Forscher auch weiterhin die historischen Wurzeln ihres Instituts:

Abusir  (Foto: Archiv des Instituts für Ägyptologie)
„Die tschechischen und deutschen Ägyptologen haben stets zusammengearbeitet und zum Glück geht diese Kooperation bis in die Gegenwart weiter. Wir pflegen mit den Ägyptologen aus den deutschsprachigen Ländern sehr enge Beziehungen.“