Vom Pharao zum Satelliten: Tschechische Ägyptologen erstellen Atlas der Pyramidenfelder
Mit ihren Methoden gehen die tschechischen Ägyptologen neue Wege. So haben sie als erste Satellitenaufnahmen dafür genutzt, einen Atlas aller Pyramidenfelder zu erstellen. Wie sind sie dabei vorgegangen? Und was bedeutet der Atlas?
Der Atlas ist Ende Februar herausgekommen. Ägyptologen der Prager Karlsuniversität haben dabei Satellitenbilder ausgewertet. Diese zeigen nicht nur den aktuellen Zustand der Pyramidenfelder, sondern auch all das, was über die Jahrhunderte unter dem Sand der Sahara verschwunden ist. Miroslav Bárta leitet die Ausgrabung der tschechischen Archäologen in Ägypten:
„Auf den Aufnahmen befinden sich auch jene Gräber, die etwa im 18. oder 19. Jahrhundert ausgegraben wurden und deren Lage aber in Vergessenheit geraten ist. Es sind Ausgrabungsstätten, über die in den heutigen Lehrbüchern geschrieben wird, die also für die Ägyptologie sehr wichtig sind. Des Weiteren sind Bilder von solchen Gräbern zu sehen, die bisher nicht erforscht wurden, aber in Andeutungen in der Wüste zu erkennen sind. Die Aufnahmen erleichtern die Entscheidung, was in Zukunft untersucht werden sollte.“
Die Satellitenaufnahmen liegen in einer Auflösung von 60 Zentimetern je Bildpunkt vor. Allerdings schicken die künstlichen Himmelskörper keine kompletten Bilder, sondern nur Daten, die noch verarbeitet werden müssen. Dafür arbeiten die Ägyptologen mit einer Software-Firma zusammen. Sie überführt die Zahlen in sichtbares Material.
Bei der Nutzung von Satellitenbildern haben die tschechischen Altertumsforscher gleich zweimal Pionierarbeit geleistet. Es ist zum einen die jetzige Herausgabe des Buches auf Basis der Aufnahmen. Zum anderen waren sie schon 2006 Vorreiter, als sie erstmals überhaupt solche Aufnahmen zur Erforschung von Pyramiden- und Gräberfeldern eingesetzt haben. Das geschah an den Ausgrabungsorten Abusir, Sakkara und Dahschur…
„Wir haben damals einen amerikanischen Satelliten genutzt, den wir für unsere Zwecke programmieren ließen. Damit konnten die Felder erstmals in der Geschichte der Ägyptologie in solch hoher Auflösung bildlich erfasst werden, dass praktisch alles zu sehen war“, so der Ausgrabungsleiter.
Heute müssen die Wissenschaftler keinen Satelliten mehr mieten, denn alle Fundstätten aus dem Alten Ägypten sind schon längst aus dem All abfotografiert worden. Somit kann die gesamte Zeit zwischen 3000 und 1500 Jahren vor unserer Zeitrechnung auf diese Weise untersucht werden. Miroslav Bárta:
„Unser Ägyptologisches Institut hat sich mit der Zeit alle Satellitenaufnahmen der Pyramidenfelder in höchster Auflösung besorgt. Danach haben wir alle Kollegen eingeladen, die für die jeweiligen Ausgrabungsstätten verantwortlich sind. Das Ergebnis ist die nun vorliegende Publikation. In ihr beschreiben und interpretieren wir die Stätten sozusagen aus Sicht des Satelliten.“
Bereits 2007 haben die Forscher um Miroslav Bárta einen sogenannten „Satelliten-Atlas der Pyramiden“ herausgegeben. Nun liegt also eine noch umfangreichere Publikation vor.