Rusnok trifft Tillich: „Schandfleck“ D8 und Lob für Hochwasserschutz
Der tschechische Premier Jiří Rusnok ist zwar nur geschäftsführend im Amt, doch internationale Termine nimmt er durchaus wahr. Am Montag empfing er in Prag den sächsischen Ministerpräsidenten Stanislaw Tillich. Beide sprachen über ein großes Spektrum an Themen: von der Wirtschaft, über Verkehr und Drogenbekämpfung, bis zum Hochwasserschutz.
„Wir beschäftigen uns in Tschechien mit aller Ernsthaftigkeit mit dem Problem der Drogenkriminalität und der Herstellung von Rauschmitteln, die dann nach Deutschland gelangen. Uns brennt dieses Problem schon aus innenpolitischen Gründen unter den Nägeln. Wir sind aber, bitte, kein Drogenparadies und werden dies auch in Zukunft nicht sein, das kann ich versichern.“
Tillich sieht Fortschritte in der gemeinsamen Polizeiarbeit und verweist auf jüngste Fahndungserfolge. So seien nicht nur Drogen beschlagnahmt, sondern auch die Vertriebswege aufgedeckt worden. Aber der Konsum des illegalen Metamphetamins nehme zu, weil es billig und leicht zu erhalten sei.„Unsere sächsische Aufgabe ist es natürlich, Aufklärung zu betreiben – das heißt in den Schulen, bei den Eltern und in den Gemeinden, damit die Gefahr des Konsums dieser Droge den Menschen bewusst wird“, so Tillich.
Crystal greift Körper und Psyche stark an, die Folgen für die Konsumenten sind verheerend.
Während die Probleme mit dieser Droge ein vergleichsweise junges Phänomen sind, gehören die langsamen grenzüberschreitenden Verkehrsverbindungen bereits zu den Klassikern. Im Jahr 24 nach dem Sturz des Kommunismus hat die Autobahn zwischen Dresden und Prag weiterhin eine Lücke – wegen der von Umweltschützern heftig kritisierten Durchfahrt durch das Böhmische Mittelgebirge. Nun bedroht noch ein Erdrutsch die Fertigstellung des Teilstücks bis 2015. Premier Rusnok:„Wir unternehmen alles, um den Termin einzuhalten. Auch jetzt schon liegt dieser weit jenseits aller Pläne, die D8 ist eine einzige große Schande der Tschechischen Republik.“
Auch noch nicht auf Betriebsgeschwindigkeit bewegen sich die Züge zwischen Dresden und Prag. Stanislaw Tillich sagt aber, dass nun entscheidende Schritte anstünden:„Wir haben vor, in den nächsten Tagen zusammen mit der Deutschen Bahn einen sogenannten Strategieplan für Sachsen vorzustellen. Da ist auch der Ausbau einer leistungsfähigen Eisenbahnverbindung nach Prag enthalten. Das heißt, wir wollen hier den Druck nun massiv erhöhen.“
Ansonsten hat sich die grenzüberschreitende Zusammenarbeit zu einer Erfolgsgeschichte entwickelt. Über 700 sächsische Firmen sind in Tschechien auf dem Markt, aber auch andersherum funktionieren die Wirtschaftsbeziehungen. Tschechien ist daher laut Tillich für Sachsen bereits der zweitgrößte Handelspartner hinter China und noch vor den USA. Und einen Bereich lobt der Ministerpräsident aus Dresden ganz besonders:
„Die Zusammenarbeit mit Tschechien beim Hochwasser im Juni 2013 war herausragend. Es ist schon bezeichnend, wenn wir uns beschweren müssen, dass wir keine Daten aus Thüringen bekommen, und es durchaus noch Dissonanzen gibt zwischen Sachsen-Anhalt und Sachsen, aber keine mit Tschechien.“Solche Kontakte wie an der Elbe dürften wohl auch europaweit ihresgleichen suchen, glaubt Tillich.