Ruth Mader bei den Europäischen Filmtagen in Prag

Regisseurin Ruth Mader (Foto: M. Schneibergova, Radio Prag)

In diesen Tagen - genauer gesagt seit einer Woche - können die Prager Filmfans auf ihre Kosten kommen - unter ihnen vor allem diejenigen, die auf das aktuelle Filmschaffen aus Ländern neugierig sind, deren Filmproduktion in den Kinos nur ausnahmsweise vorgestellt wird. Im Rahmen der 11. Europäischen Filmtage werden insgesamt 43 abendfüllende und 16 Kurzfilme aus 29 Ländern gezeigt. Zu sehen sind dabei z. B. die neuesten Filme aus Lettland, Litauen oder Bulgarien. Das Festival dauert in Prag noch bis zum Sonntag, dem 21. März. In der nächsten Woche kommen die Filmtage dann in die südmährische Stadt Brno (Brünn). Bestandteil der Filmtage sind auch Diskussionen mit den Künstlern. Ihren Film "Struggle" (zu Deutsch "Der Kampf") präsentierte in Prag die österreichische Regisseurin Ruth Mader. Auf eine fast dokumentarische Weise wird im Film das Alltagsleben, eigentlich der alltägliche Kampf ums Überleben der Polin Ewa gezeigt, den sie als illegale Einwandererin in für sich und ihre kleine Tochter führen muss. Das Drehbuch schrieb die Regisseurin mit Martin Leidenfrost zusammen. Ruth Mader fragte ich danach, inwieweit dabei ihre eigenen Erfahrungen eine Rolle spielten:

Regisseurin Ruth Mader  (Foto: M. Schneibergova,  Radio Prag)
"Ja, jeder Film von mir ist eine persönliche Sache oder eine persönliche Stellungnahme oder was mich persönlich berührt. Ich bin selber so aufgewachsen, dass ich es kenne, wie es ist, wenn man wenig Geld hat. Meine Mutter hat einst als Putzfrau gearbeitet. Die andere Inspiration war mein Vater, der einige Freundinnen aus osteuropäischen Ländern hatte, und es war immer ein gegenseitiges ausbeuterisches Verhältnis zwischen den beiden, kein Liebesverhältnis."

"Meinen Sie, dass sich manchmal Frauen, die gebildet sind und auch andere Qualitäten haben, unter diesen Umständen mit einem Mann begnügen müssen, der sie gar nicht verdient hätte?"

Europäische Filmtage 2004
"Ja, der weit unter ihnen steht. Ich habe es sehr oft gesagt, dass sich ganz tolle Frauen mit ganz mittelmäßigen oder letztklassigen Männern abgeben, weil es eine Möglichkeit ist, ökonomisch zu überleben. Ich hoffe, dass es für die meisten Frauen nicht der Dauerzustand ist, sondern nur eine Notzwischenstation und dass sie sich dann emanzipieren. Mein Vater ist oft verlassen worden - Gott sei Dank."

"Sie beschäftigten sich sehr eingehend mit der Figur der Frau, der Ewa - es war fast dokumentarisch..."

"Ja, wir haben einen eigenen Stil entwickelt, den ich versuche, zu beschreiben. Wir haben mit dokumentarischen Elementen oder mit dokumentarischem Material gearbeitet - mit authentischen Schauplätzen, authentischen Menschen, aber es ist ein inszenierter Film - man arbeitet also mit Spielfilmmethoden. Die Bilder, die Montagen - dies ist alles Spielfilm."