Schauprozess gegen Bauern von 1953 nachgestellt

Foto: Janetta Roubková, Archiv des Tschechischen Rundfunks

Prager Jura-Studenten haben einen politischen Prozess von 1953 nachgespielt. Das Verfahren von damals wurde als Dokumentartheater im Gebäude des Prager Obergerichts aufgeführt.

Foto: Janetta Roubková,  Archiv des Tschechischen Rundfunks

Foto: Tschechisches Fernsehen
Es war ein Gerichtsprozess gegen einige Bauern. Tatsächlich spielte er sich vor 66 Jahren nicht in Prag, sondern in der mährischen Stadt Olešnice ab. Der kommunistische Geheimdienst StB setzte damals einen Agent Provocateur ein, dieser schoss einen kommunistischen Funktionär an. Vor Gericht standen dann neun private Landwirte und auch der Spitzel, der sie denunziert hatte.

Dieser Bauer habe ihm gesagt, dass er ein Gewehr in der Scheune versteckt habe, sagte der Spitzel unter anderem aus. Aufgrund seiner Aussagen wurde die Klage zusammengestellt. Das Urteil lautete: in einem Fall die Todesstrafe, einmal lebenslange Haft sowie weitere hohe Gefängnisstrafen. Als unbequemer Zeuge wurde aber auch der vom Geheimdienst eingesetzte Denunziant zum Tod verurteilt.

Foto: Tschechisches Fernsehen
Der Bauer Josef Krejčí wurde hingerichtet. Das Eigentum der Verurteilten wurde beschlagnahmt. Die Familien der Farmer wurden drei Tage nach dem Prozess aus ihren Häusern vertrieben und in mehrere Hundert Kilometer entfernte Dörfer umgesiedelt. Das Ziel des Prozesses war es, die Bevölkerung auf dem Land einzuschüchtern und die Bauern zum Beitritt in die landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften zu zwingen.

Die Präsentation des Prozesses hat Regisseur Jan Řeřicha zusammen mit den Jura-Studenten in einem Seminar vorbereitet. Auf ähnliche Weise geschieht dies bereits seit einigen Jahren im Rahmen des Festivals Mene Tekel. Die Jura-Studentin Tereza Veselá war zum zweiten Mal dabei. Sie spielte diesmal die Tochter des hingerichteten Bauern.

Foto: Tschechisches Fernsehen
„Diese Frau sowie die ganze Familie haben das ganze Leben lang gelitten. Der Vater war unschuldig, er hatte keine Straftat begangen. Die kommunistische Partei hat die Familie jedoch verfolgt und schikaniert nur aus dem Grund, weil der Mann nicht in ihre Pläne gepasst hat.“

Für ihren künftigen Beruf sei die Teilnahme am Seminar und an der Präsentation sehr bereichernd, findet die Studentin.

„Es ist ein gutes Beispiel dafür, wie das Recht, das für die Menschen geschaffen wurde und das ihr Eigentum schützen sollte, gegen alle missbraucht werden kann.“

Tereza Veselá im Prager Veitsdom  (Foto: Martina Schneibergová)
Tereza Veselá hält die Präsentation der Gerichtsprozesse aus den 1950er Jahren in dieser Form für wirkungsvoll. Die Recherchen in den Archiven oder die Lektüre von Erinnerungen der Opfer reichen ihren Worten zufolge nicht aus, um sich eine gute Vorstellung von der damaligen Situation zu machen.

„Es ist daher wichtig darzustellen, wie es in der Wirklichkeit war, wie die Angeklagten von den Ermittlern zuvor bearbeitet wurden, um auswendig gelernte Antworten zu geben. Ich finde es gut, dem Publikum die Abartigkeit der Ereignisse zu zeigen. Es waren keine gerechten Gerichtsverhandlungen. Die interaktive Form ist besser geeignet, als wenn die Zuschauer nur darüber lesen.“

Tereza Veselá las auch aus den Erinnerungen der Tochter des hingerichteten Bauern einen Abschnitt vor – und zwar während des ökumenischen Gottesdienstes am Sonntag zum Abschluss des Festivals. Im Prager Veitsdom wurde dabei aller Opfer totalitärer Regimes gedacht.