Schlägerei in Rumburk: Lokalpolitiker fordern mehr Polizei

Foto: ČT24

Am Sonntagmorgen gegen fünf Uhr wurden im nordböhmischen Rumburk / Rumburg sechs Jugendliche brutal zusammengeschlagen. Bei den Tätern soll es sich um eine Gruppe Roma gehandelt haben, die aus rassistischen Motiven gehandelt habe. Die Polizei hat zwei Verdächtige verhaftet und fahndet nach weiteren Tätern. Dieser Vorfall hat nun die Politik auf den Plan gerufen.

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Auf dem Weg von der Disko nach Hause wurden sechs Jugendliche, die vor einem Haus noch eine Zigarette rauchten, von einer Gruppe Roma überfallen. Die etwa 15- bis 20-köpfige Gruppe kam aus einer Bar in der Nähe und soll die Jugendlichen aus rassistischen Gründen angegriffen haben. Die Polizei in Rumburg hat bereits erste Fahndungserfolge zu vermelden und zwei der drei vermuteten Haupttäter verhaftet. Kriminalpolizist Ladislav Cvik aus Rumburk:

„Nach ersten Verhören hat sich herausgestellt, dass der rassistische Hintergrund aus Beleidigungen und Beschimpfungen hervorgeht“

Jan Kubice
Nun hat sich die Politik eingeschaltet. Die Opposition forderte Innenminister Jan Kubice aufgrund der gestiegenen Kriminalität in der Region um Šluknov / Schluckenau, dem Schluckenauer Zipfel, zum Handeln auf. Warum sich der Innenminister mit einem Überfall auf Jugendliche beschäftigen soll, erklärte der sozialdemokratische Senator und Bürgermeister von Rumburk, Jaroslav Sykáček, am Dienstag im Tschechischen Fernsehen:

„Wir haben grundlegende Forderungen. Wir erwarten, dass die Anzahl der Polizisten nicht verringert wird. In der gegenwärtigen Situation brauchen wir das Gegenteil: Eine Erhöhung der Anzahl an Polizisten, die sich in den Städten bewegen. Wir können nicht beurteilen, wie viele Polizisten nötig sind. Aber unsere Bürger fühlen sich zurzeit in den Straßen unserer Städte nicht sicher.“

Im Schluckenauer Zipfel sind im letzten Jahr die Spannungen zwischen den Alteingesessenen und den Roma zunehmend gestiegen. Ein Grund dafür sei angeblich, dass derzeit viele Roma in die Region um Šluknov und Rumburk ziehen. Senator Sykáček kann dies aber nur teilweise bestätigen:

Jaroslav Sykáček
„Die Ämter dürfen nicht zuordnen, wer Roma ist und wer nicht. Aber im Jahr 2010 sind nach Rumburk etwa 300 Bürger umgezogen und in diesem Jahr, also 2011, sind bis zum 22. August bereits 200 Leute zugezogen. Dies sind aber nur die offiziellen Zahlen. Natürlich kann man fragen, wie viele in Wirklichkeit hier wohnen und wie viele nicht angemeldet sind. Ich würde mich nicht wundern, wenn es sich um einige mehr handeln sollte.“

Ob nun mehr Polizisten helfen würden, ist ungewiss, zumal auch keine Ursachenforschung betrieben wird. Steigt die Kriminalität wirklich, weil mehr Roma in die Gegend ziehen? Um was für eine Art von Kriminalität handelt es sich? Und warum verprügelt eine Gruppe Roma sechs Jugendliche? Die Ermittlungen im konkreten Fall in Rumburk stehen erst am Anfang und werden noch einige Zeit in Anspruch nehmen. Das Problem einer Minderheit, die in Gettos lebt und sozial benachteiligt ist, wird aber bleiben. František Kostlán von der Nichtregierungsorganisation Romea mit einem Erklärungsversuch:

„Im Moment spielt sich in Nordböhmen, im Schluckenauer Zipfel und auch in Nový Bor etwas ab, das sich auch in Nordmähren und Schlesien beobachten lässt: eine Art gezieltes Zusammenziehen. Hier wird es nötig sein, genau herauszufinden, wer in diese Gettos umzieht und warum. In diesen Gettos bilden die sozial Schwachen die Mehrheit. Hinzu kommt die Sozialpolitik: Der Staat kürzt den Menschen die Sozialhilfe und erhöht die Mehrwertsteuer, was zu höheren Preisen für Grundnahrungsmittel führt. Die Menschen fühlen sich dadurch bedroht.“

Hinzu kommt, so Kostlán, das Neonazis durch die Gettos laufen und rassistische Parolen rufen. Die gestiegene Zahl der Zwischenfälle sei seiner Meinung nach das Ergebnis von Frustration und Furcht. Dies könne aber keine Entschuldigung für den Angriff vom Sonntag sein, so František Kostlán. Der Überfall sei vielmehr eine Straftat, die verfolgt werden müsse.