Schloss Hradec nad Moravicí
Heute möchten wir Sie, liebe Hörerinnen und Hörer, auf das Schloss Hradec nad Moravicí in Nordmähren entführen, wo jedes Jahr der Klavierwettbewerb "Beethovenuv Hradec" (Beethovens Hradec) stattfindet. Denn gerade dieser Komponist war dort im 18. Jahrhundert neben Paganini und Liszt oft zu Besuch.
Das weiß-rote Schloss Hradec nad Moravicí liegt 8 km südlich vom schlesischen Opava (Troppau) in Nordmähren, inmitten eines grossen englischen Parks. Von einer Seite wird der Park von einem steilen Hang begrenzt, am Fusse dessen der Fluss Moravice fliesst.
Einst gehörte Hradec den Premysliden, die hier ihre landesfürstliche Burg hatten. Als Premysl Otakar II im Jahre 1278 in einer Schlacht fiel, erbte seine junge Witwe Kunhuta die gotische Burg. Sie zog hier ein und heiratete heimlich ihren Liebhaber Závis von Falkenstein. Drei Jahre später kehrte sie jedoch zurück nach Prag an den Hof ihres Sohnes Wenzel und Burgherr wurde in Hradec Nikolaus, der natürliche Sohn des Königs Premysl. Er gründete hier die troppauer Abzweigung des Premysliden-Adelsgeschlechtes.
Sein gotisches Aussehen behielt die Burg bis ins 16. Jahrhundert. Als 1593 das Pruskovský-Adelsgeschlecht die Burg bekommt, beginnt hier allerdings ein grossangelegter Umbau. Aus der mittelalterliche Burg wird eine bequeme Renaissance-Residenz und der Pruskovský-Adel wohnt von nun an 150 Jahre hier. In diese Zeit fällt auch der Dreissigjährige Krieg. Für eine kurze Zeit dient die Residenz als Falschmünzerei.
Seine kulturelle Blütezeit erfährt der Herrschersitz im 18. Jahrhundert, als er in den Besitz des Johannes Lichnovský übergeht. Das alte schlesische Lichnovský-Geschlecht strebte nämlich eine diplomatische Karriere an und machte aus dem Schloss Hradec ein angesehenes Kulturzentrum: Beethoven war hier genauso ein gerngesehener Gast wie Paganini oder Liszt. Den Lichnovskýs ist auch das heutige Aussehen des Schlosses zu verdanken: nach dem Brand im Jahre 1796 liessen sie es im Empire-Stil umbauen, in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts erfolgte ein weiterer, romantischer, Umbau, diesmal im neogothischen Stil. Ausserdem wurde der 130 ha grosse Park angelegt.
Heute ist das Schloss der Öffentlichkeit zugänglich. In seinen Innenräumen findet jedes Jahr ein Klavierwettbewerb statt, der nach Beethoven, einem seiner bekanntesten Gäste aus dem 18. Jahrhunderts, benannt ist.