Schmuck, Schuhe, Fahrradschläuche - Prager „Design-Supermarkt“

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In Prag findet bereits zum fünften Mal ein so genannter „Design-Supermarkt“ (designSupermarket) statt: eine temporäre Verkaufsfläche für junge Designer. In den Räumen einer ehemaligen Bank in der Prager Innenstadt präsentieren noch bis zum 11. Dezember junge tschechische Künstler ihre Waren. Hier findet man Schmuck, Schuhe und Kleider, aber auch Salzstreuer oder Eierbecher.

Unpersönliche, alltägliche und billige Massenware. Dieses Bild schießt einem bei dem Begriff „Supermarkt“ in den Kopf. Doch der Design-Supermarkt bricht radikal mit diesen Erwartungen: Handgenähte Kleidung und liebevoll gestaltete Gegenstände erwarten einen in den Räumen der früheren Legiobank aus den 30er Jahren. Zuzana Mašínová ist eine der Kuratorinnen des Design-Supermarkts:

„Im Hauptteil des Marktes gibt es rund 70 Aussteller, vor allem aus dem Bereich Produktdesign. Dazu gehören Schmuck, Glas, Porzellan, Geschirr und auch kleinere Möbel. In diesem Jahr stellen wir zum ersten Mal zudem Plakate, Fotografien sowie Kindermode aus. Apropos Mode: 20 Modedesigner haben ihre Bekleidung, aber auch Schuhe und Handtaschen mitgebracht.“

Wellenförmige Obstschalen, futuristische Kleider und minimalistischer Schmuck: Wenn man durch die Räume des Marktes schlendert, findet man eine Fülle an ausgefallener und ungewöhnlicher Produkte, wie man sie sonst vielleicht in kleinen Läden in Berliner oder Londoner Künstlervierteln erwarten würde – nicht aber in Tschechien.

„Die Mehrheit der Designer sind Tschechen, auch wenn es ein paar Ausnahmen gibt. Wir konzentrieren uns auf junge Designer und bemühen uns, dass sie ihre Artikel in einem schönen Rahmen präsentieren können. Wichtig ist, dass die Präsentation den Besuchern gefällt. Unser Ziel ist es, die jungen Designer zu fördern, indem sie ihre Produkte hier ausstellen können.“

Eine solche junge Designerin ist Eliška Mertová. Gemeinsam mit ihrer Schwester entwirft sie Mode für ihr Label „Segrasegra“ – auf Deutsch: Schwesterschwester.

„Es handelt sich um eine Kollektion, die für Radfahrer in der Stadt entworfen wurde. Für alle unsere Kleidungsstücke haben wir recycelte Fahrradschläuche und reflektierende Stoffe verwendet und sie in die Kleidung eingearbeitet.“

Was zunächst ein bisschen nach Funktionskleidung klingt, stellt sich als detailverliebte, etwas ungewöhnliche, aber sehr tragbare Mode heraus. Doch wie sensibel ist das tschechische Publikum für die Feinheiten selbstgenähter Kleidung?

„Hier gibt es weniger Geschäfte und auch weniger Kunden für handgemachte Kleidung, aber es werden immer mehr Menschen, die zum Einkaufen auf solche Märkte oder in kleinere Läden gehen. Sie gewöhnen sich daran, Sachen mit höherer Qualität zu kaufen und nicht nur billiges Zeug, das gerade einmal eine Saison hält. Die Leute suchen mehr nach Produkten tschechischer Designer. Man spürt: das Interesse wächst!“

Der Prager „Design-Supermarkt“ ist noch bis zum 11. Dezember geöffnet.