Schock und Wut: Tschechien trauert mit Barcelona

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Es ist erneut eine schreckliche Tat: Nun haben Terroristen in Barcelona mindestens 13 Menschen getötet und unzählige weitere verletzt. Tschechen scheinen derzeit nicht unter den Opfern zu sein.

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Die Prachtstraße La Rambla in Barcelona war am Donnerstagabend von einem auf den andern Moment wie leergefegt. Nur noch Rettungskräfte und Polizei waren vor Ort. Davor waren derzeit noch unbekannte Täter mit einem Lieferwagen in die Menschenmassen auf der Flaniermeile gefahren. Der Tscheche Vojtech Korbelius war zum Zeitpunkt unweit des Tatorts:

„Wir wollten am Abend noch auf die Hauptstraße, uns überholten aber einige Krankenwagen. Als wir dann immer nähergekommen sind, waren da immer mehr Einsatzfahrzeuge, und Menschen rannten uns entgegen. Manche haben geweint, andere sind ruhig geblieben und haben die Straße geordnet verlassen.“

Die Tschechin Anna Kopecká lebt seit einiger Zeit in der katalanischen Millionenmetropole. Sie beschreibt die Lage direkt nach dem Anschlag:

„Das Zentrum und einige umliegende Straßen sind gesperrt. Es herrscht Angst, und die Menschen sind geschockt, dass so etwas passiert ist. Es ist das erste Mal, dass Barcelona vom Terror getroffen wurde.“

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Mindestens 14 Menschen sind auf der Rambla ums Leben gekommen, und rund 100 weitere wurden teils lebensgefährlich verletzt. Unter den Opfern sind nach Angaben der spanischen Behörden auch Kinder. Bei einem zweiten Terrorversuch in Cambrils, einem Badeort etwa 100 Kilometer von der katalanischen Hauptstadt entfernt, hat die Polizei schließlich noch in der Nacht fünf Terroristen erschossen. Auch dabei ist leider ein Unschuldiger gestorben.

In Barcelona herrscht derzeit die höchste Sicherheitswarnstufe. Auf dem Hauptplatz, der Plaza Catalunya, kontrolliert die Polizei Augenzeugenberichten zufolge alle Passanten und ihre Taschen. Dennoch kommen die Bürger der Stadt im Gedenken der Opfer des Angriffs zusammen, am Freitag fand um zwölf Uhr eine Schweigeminute statt. Das Ausmaß der Tat ist schwer vorstellbar, erläutert Richard Hladík. Er ist tschechischer Touristenführer in der Mittelmeerstadt:

„Die Straße La Rambla ist einer der ältesten Boulevards in Barcelona. Sie ist einer der meistbesuchten Orte der Stadt, vergleichbar mit dem Wenzelsplatz oder dem Altstädter Ring in Prag. Das Mosaik von Joan Miró, vor dem der Lieferwagen letztlich stehenblieb, ist unter anderem einer meiner Sammelpunkte.“

Tschechen sind nach aktuellem Stand nicht unter den Opfern. Adéla Sykorová ist Konsulin in Barcelona:

„Ich kann soweit für jene tschechischen Bürger sprechen, die sich bei mir gemeldet haben. Bei ihnen und ihren Familien ist alles in Ordnung. Derzeit habe ich keine Informationen darüber, ob ein Tscheche am Tatort verletzt wurde oder ums Leben gekommen ist.“

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Mittlerweile scheint die Lage laut Konsulin Sykorvá soweit entspannt:

„Diejenigen Tschechen, die ihre Dinge noch in den Hotels im Stadtzentrum hatten, haben bereits alles in Sicherheit gebracht. Der Verkehr stand rund um die Plaza Catalunya noch über den Vormittag hinaus still. Im Rest der Stadt läuft alles aber wie an jedem anderen Tag.“

Der Anschlag sei gegen uns alle und unsere gemeinsamen Werte gerichtet gewesen, so Tschechiens Präsident Miloš Zeman in seinem Kondolenzschreiben an den spanischen König Felipe VI. Es sei ein „widerwärtiger terroristischer Anschlag auf Unschuldige“, schrieb Tschechiens Premier Sobotka (Sozialdemokraten) über den Kurznachrichtendienst Twitter. Er fühle mit den Familien der Opfer und wünsche den Verletzten schnelle Besserung, so der Sozialdemokrat. Außenminister Lubomír Zaorálek (Sozialdemokraten) betonte, man müsse zusammenhalten im Kampf gegen den Terror. Innenminister Milan Chovanec gibt jedoch Entwarnung für Tschechien. So sagte der Sozialdemokrat gegenüber dem Tschechischen Rundfunk:

„Nach den derzeit verfügbaren Informationen führt nach dem Anschlag keine Spur nach Tschechien. Es gibt also keinen Grund für weitere Sicherheitsmaßnahmen. Hierzulande herrscht weiterhin die Terrorwarnstufe eins, es gilt also erhöhte Wachsamkeit.“