Schriftsteller Jan Benes verstorben

Jan Benes (Foto: CTK)
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Die Kommunisten hatten vor ihm solche Angst, dass sie einst seine Schreibmaschine gerichtlich beschlagnahmen ließen. 1969 emigrierte er und verbrachte mehr als zwanzig Jahre in den USA. Der tschechische Schriftsteller und Publizist Jan Benes ist am vergangenen Freitag im Alter von 71 Jahren gestorben.

Jan Benes  (Foto: CTK)
"Jede Schilderung der kommunistischen Arbeitslager steht im Solschenizyns Schatten. Für mich ist aber ´Der zweite Atem´ ein besseres Buch als ´Ein Tag im Leben des Iwan Denissowitsch´". Dies schrieb der britische Schriftsteller Graham Greene über den tschechischen Schriftsteller Jan Benes und seine Erzählungen aus den kommunistischen Arbeitslagern. Benes studierte an der Kunstgewerbeschule in Prag. Die ersten Erzählungen gab er in den sechziger Jahren heraus. In den fünfziger und sechziger Jahre wurde er vom kommunistischen Regime ins Gefängnis geschickt, da er in der Exilzeitschrift "Svedectvi" publiziert hatte. 1969 gelang es ihm, kurz vor seiner Festnahme zu flüchten. Zehn Jahre lang kämpfte er darum, dass seine zwei Kinder ausreisen konnten. Benes erinnerte sich einst im Tschechischen Fernsehen an die Schikanen, denen seine Familie ausgesetzt war:

"Dass sie etwas gegen mich unternommen haben, das war noch nicht das Schlimmste. Über mich wurden Artikel gedruckt, die voll von Verleumdungen waren. In einer Folge der kommunistischen Propaganda-Serie über Major Zeman wurde ich sogar als ein Taschendieb dargestellt. Dies war etwas sehr Böses. Hier in der Tschechoslowakei lebte aber damals ein knapp zweijähriges Mädchen, das ihnen nichts angetan hatte. Trotzdem scheuten diese erwachsenen, gebildeten Leute nicht davor, meiner Tochter weh zu tun und sie für zehn Jahre von ihren Eltern zu trennen."

Seine Kinder durfte Jan Benes erst 1979 wieder sehen. Mehr als zwanzig Jahre lang lebte er in den USA. In den siebziger Jahren war er an der Harvard-Universität tätig. Für den Höhepunkt seiner literarischen Tätigkeit wird meistens der Reportageroman über Amerika, "Zelenou nahoru" (Mit der Grünen nach oben), gehalten. 1993 kehrte Jan Benes nach Tschechien zurück. Er schrieb weitere Erzählungen, Bücher und Hunderte von Zeitschriftenartikeln. Benes lehnte eine allzu versöhnliche Haltung gegenüber dem Kommunismus ab. Auf einer Demonstration, die im April in Brünn / Brno stattfand und von den Befürwortern der Stationierung einer US-Radaranlage in Tschechien organisiert wurde, verglich er den Kommunismus mit dem Nationalsozialismus:

"Die Grundfrage lautet: Kennen Sie ein Verbrechen, das die Nazis auf dem Gewissen haben, und das die Kommunisten nie begangen haben? Die beiden Bewegungen sind gleich. Ihre Vertreter haben dieselben Verbrechen verübt und sie werden sie auch weiterhin begehen."