Schulbeginn und Grünen-Parteitag – außerdem: Economia-Verlag hat neuen Eigentümer
Der Dauerbrenner Verkehrssicherheit, das neue Schuljahr, oder der kommende Parteitag der tschechischen Grünen - das sind nur einige Themen, die in der abgelaufenen Woche von den tschechischen Zeitungen behandelt wurden. Außerdem hören sie im heutigen Medienspiegel ein Gespräch mit dem Publizisten Karel Hvížďala, der den Verkauf des Prager Economia-Verlags kommentiert.
Passend dazu hat die „Mladá fronta Dnes“ auf den Wandel der Tschechischen Sprache hingewiesen. Aufgrund der immer schnelleren Kommunikation per SMS oder Mails, die zu einer Verknappung der Sprache führt, wäre es immer schwieriger den Kindern und Jugendlichen in den Schulen die richtige Grammatik und Rechtschreibung beizubringen, heißt es in dem Blatt.
Ebenso wenig fehlen durfte in den letzten Tagen das Dauerthema Verkehrssicherheit. Während sich die Tageszeitung „Lidové noviny“ der Sicherheit der Fußgänger auf Tschechiens Straßen widmete, befasste sich die „Mladá fronta Dnes“ mit dem jüngst von der Regierung beschlossenen Fahrverbot für schwere Laster. So soll es künftig auf allen Straßen in Tschechien jeweils freitags zwischen 15 und 18 Uhr und sonntags zwischen Mitternacht und 22 Uhr ein generelles Fahrverbot geben. Die Entscheidung wird aber auch als eine Art Geschenk für Umweltminister Martin Bursík bewertet, der am Wochenende als Parteichef der Grünen bestätigt werden will.Auf den Parteitag der kleinsten tschechischen Regierungspartei ging in ihrer aktuellen Ausgabe auch die Wochenzeitschrift„Respekt“ ein. Gleich einleitend stellte sie fest, dass das Finale im lange anhaltenden innerparteilichen Richtungskampf nicht nur die Partei, sondern auch die ganze Regierungskoalition mit in den Abgrund ziehen könnte.
Und noch ein anderes Thema stand im Fokus der tschechischen Zeitungen: das jüngst veröffentlichte Vorhaben der Tschechischen Post, knapp 180 Filialen in meist kleinen Orten zu schließen. Soweit die Presseeinblicke in dieser Woche.
Vor gut einem Monat haben wir an dieser Stelle den Verkauf des tschechischen Economia-Verlags behandelt - in dem Verlag erscheinen die Wirtschaftszeitung „Hospodářské noviny“ und das Wirtschaftsmagazin „Ekonom“. Laut Medienberichten stand damals der Verkauf der Mehrheitsanteile, die bis vor kurzem noch die Düsseldorfer Handelsblatt-Gruppe innehatte, unmittelbar bevor. Neuer Eigentümer hätte der Mladá-Fronta-Verlag werden sollen. Doch vier Wochen später ist alles anders. Die Anteile am Economia-Verlag erwarb ein anderer Bewerber, nämlich der tschechische Unternehmer und Milliardär Zdeněk Bakala.
Zu den neuen Entwicklungen in der tschechischen Presselandschaft und den möglichen Konsequenzen nun ein Gespräch mit dem Publizisten Karel Hvížďala, der als Chefredakteur und Herausgeber der Tageszeitung „Mladá fronta Dnes“ und als Gründer der Wochenzeitschrift „Týden“ in den vergangenen 18 Jahren tschechische Mediengeschichte geschrieben hat.
Lange Zeit wurde der Mladá-Fronta-Verlag als praktisch sicherer neuer Eigentümer von Economia gehandelt, dennoch erhielt ein anderer Interessent den Zuschlag. Wie ist diese Veränderung zu erklären?
„Ich glaube, das war eine Falschmeldung, die da stellenweise verbreitet wurde. Aber sie hat ein beachtliches Echo hervorgerufen. Der tschechische Journalisten-Verband hat dagegen protestiert; ein kritischer und auf Recherchen gestützter Bericht über die undurchsichtigen Eigentumsverhältnisse bei einem der Bewerber fand sich sogar in der deutschen Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Es hat sich gezeigt, dass das Kapital des Bewerbers nicht ganz sauber ist und auch Verdacht auf Betrug besteht. Ab dem Zeitpunkt, da die besagten Informationen veröffentlicht wurden, war klar, dass der Mladá-Fronta-Verlag nicht den prestigeträchtigen Economia-Verlag kaufen wird. Somit waren praktisch nur noch zwei Interessenten im Spiel, beide Milliardäre: Petr Kellner und Zdeněk Bakala. Beide sind saubere Unternehmer und tadellose Menschen. Dass Bakala den Zuschlag erhalten hat, war für mich keine wirkliche Überraschung und es ist gut, dass einer von diesen beiden Männern den Vorzug bekam.“
Bakala hat schon vor geraumer Zeit die Mehrheitsanteile an der angesehenen und seriösen tschechischen Wochenzeitschrift „Respekt“ erworben. Will Bakala nun ein Medienunternehmen aufbauen, dessen Titel in gewisser Weise gegen den Zeitgeist schwimmen und sich damit auch gegen den oft beklagten Boulevard-Trend in der tschechischen Presselandschaft stemmen werden?
„Ja, das könnte man bestimmt sagen. Aus der Erfahrung mit Bakala als Verleger von Respekt lässt sich sicher sagen, dass er es versteht, zwischen der Berichterstattung seiner Medien und dem Bereich der Anzeigen eine Art Chinesische Mauer aufzubauen. Er hat auch gesagt, dass er neue Ethik-Richtlinien ausarbeiten lassen will für den Economia-Verlag, den er gekauft hat. Zum Verlag gehören aber nicht nur die Hospodářské noviny, sondern auch die Wochenzeitschrift Ekonom und dazu der Internet-Dienst ihned.cz sowie weitere 18 Zeitschriften. Das ist also wirklich ein großes Paket und deshalb war der Preis auch ziemlich hoch. Schätzungen zu Folge lag der Kaufpreis bei 100 Millionen Euro.“
Der Publizist Karel Hvížďala, der vor der Wende viele Jahre im Exil in Deutschland lebte, hat in der Vergangenheit zu den größten Kritikern der Entwicklungen in der tschechischen Presselandschaft gehört. In seinen Artikeln bezeichnet er die Zeitungen des Landes oft als „Pop-Medien“. Ihre einzige Aufgabe sei, bei den Lesern Emotionen zu wecken, nicht aber Informationen zu vermitteln. Die einzige Ausnahme machte Hvížďala stets bei der Bewertung der Wirtschaftszeitung Hospodářské noviny. Gibt es angesichts der jüngsten Entwicklung die Möglichkeit, dass sich der Trend zum Boulevard bei den tschechischen Zeitungen abschwächen könnte? Dazu abschließend noch einmal der Publizist Karel Hvížďala:„Vielleicht könnte man sagen, dass eine Hoffnung besteht und zwar deshalb, weil auch Petr Kellner, den ich bereits erwähnt habe, verkündet hat, dass er ebenfalls eine Wochenzeitschrift, ein ´Newsmagazine´, gründen will. Es könnte also eine Konkurrenz entstehen zwischen Respekt und diesem neuen Medium und gleichzeitig zwischen den Wirtschaftsmagazinen Ekonom und Euro. Euro erscheint schon seit einigen Jahren in einem Verlag, der zu Kellners Firmenimperium gehört. Das Konkurrenzverhältnis würde sicher bedeuten, dass die Qualität der Medien aus beiden Verlagshäusern steigen müsste. Das könnte wirklich interessant werden und bedeutet gleichzeitig das erste Mal seit gut zwanzig Jahren eine positive Nachricht, verbunden mit der Hoffnung, dass die Konkurrenz hierzulande eine positive Rolle spielen könnte.“