Schulden und schwere Baumängel: Prager Staatsoper vor dem Aus?
Seit über 120 Jahren erklingen in dem Haus neben dem Prager Hauptbahnhof Arien von Wagner, Mozart, Verdi und Co. Doch nun droht der Prager Staatsoper die Schließung: Wegen Geldmangels mussten mehrere Premieren abgesagt werden, und durch das marode Dach dringt Wasser ins Gebäude. Der erst im vergangenen Sommer neu bestellte Operndirektor konnte sein langfristiges Sanierungskonzept nicht durchsetzen und hat im Dezember das Handtuch geworfen. Das Kulturministerium will dem traditionsreichen Haus nun offenbar eine allerletzte Chance geben.
„Die Staatsoper verfügt über eine Reihe von hervorragenden Künstlern, die eine tolle Arbeit leisten könnten und auch leisten. Aber wirklich gut arbeiten können sie nur, wenn Sie eine Vision für die Zukunft haben, an der sich ihre Bemühungen orientieren. Und genau das fehlt. Ein so bedeutendes Opernensemble einfach so dahinsiechen zu lassen, das wollte ich nicht. Und deshalb habe ich dieses Konzept vorgelegt.“
Doch der von Dohnányi vorgestellte Zwölfjahresplan stieß im Kulturministerium dem Vernehmen nach auf wenig Gegenliebe und der Operndirektor erklärte Ende Dezember seinen Rücktritt.
Unklar bleibt, wie es nun mit der Staatoper weitergehen soll. Bereits in der Vergangenheit gab es Pläne, sie der Stadt Prag zu übertragen. Der Prager Magistrat allerdings hält dies für ein Danaergeschenk und lehnte dankend ab. Zu groß sei der Investitions- und Subventionsbedarf. Und die Stadt unterhalte schließlich bereits eine ganze Reihe von Sprechtheatern, hieß es aus dem Rathaus. Auch die erneute Fusion mit dem Prager Nationaltheater, das ebenfalls über ein großes Opern- und Ballettensemble verfügt, wurde diskutiert. Doch nach dem Willen von Kulturminister Jiří Besser soll die Prager Staatsoper ein eigenständiges Musiktheater bleiben:
„Es sind Investitionen nötig, etwa zur Renovierung der Bühne und des Orchestergrabens. Das muss gemacht werden, aber das kann man nicht gleichzeitig mit der Transformation der Staatsoper machen. Es muss zunächst klar sein, was auf der Bühne in Zukunft gezeigt wird.“Im Frühjahr will Minister Besser sein Zukunftskonzept für die Staatsoper präsentieren. Wie der Tschechische Rundfunk aus Ministeriumskreisen erfahren hat, soll die Staatsoper nun eine letzte Chance bekommen. Ist der Schuldenberg nach zwei Spielzeiten nicht abgebaut, droht dem Haus die Schließung. Interims-Opernchef Radim Dolanský hat der traditionsreichen Bühne bereits einen strikten Sparkurs verordnet und in der laufenden Spielzeit mehrere Premieren abgesagt.