Schwierige Suche nach neuem Polizeichef und hilfreiche Direktwahl von Bürgermeistern
Die Kommentatoren der tschechischen Zeitungen haben die Rücktrittsforderung von Innenminister Radek John an den Polizeipräsidenten Oldřich Martinů aufgegriffen sowie die Proteste gegen die Bürgermeisterwahl in Prag.
In der Hospodařské noviny beschäftigt sich Jiří Leschtina unter anderem mit den inhaltlichen Gründen für die Rücktrittsforderung an den Polizeipräsidenten. So funktioniere vor allem die Antikorruptionseinheit der Polizei nicht, unter Martinů sei kein einziger großer Fall bis zum Ende durchgezogen worden. Zudem würden immer wieder Informationen aus Polizeikreisen an die Öffentlichkeit gelangen, und das Finanzgebaren weise ebenfalls Mängel auf. Doch die Frage sei, wie John überhaupt einen Mann für die Spitze der Polizei finden will, der nun zum Korruptionsjäger werden könnte. Dazu schreibt Leschtina:
Ein weiteres Thema in den Kommentarspalten ist die Wahl des Prager Oberbürgermeisters. Der Stadtrat soll eigentlich am Dienstag den OB wählen, doch die Ratssitzung wird von Protesten gegen die Koalition der Bürgerdemokraten und der Sozialdemokraten begleitet. Nur zur Erinnerung: Die Kommunalwahlen in Prag hatte im Oktober die Partei TOP 09 gewonnen. Weder Bürgerdemokraten noch Sozialdemokraten waren indes zu einer Koalition mit der rechtsliberalen Partei bereit. Die Proteste richten sich dagegen, dass vor allem die Bürgerdemokraten anscheinend ihr Machtkartell aus den vergangenen 20 Jahren erhalten wollen. Zbyněk Petráček plädiert in der Lidové noviny daher für eine Direktwahl von Bürgermeistern in Tschechien:„Die Direktwahl von Bürgermeistern ist ein Trend, der sich weltweit vor allem in den vergangenen Jahren durchgesetzt hat. Direkt gewählt wird bereits in 15 europäischen Ländern einschließlich unserer Nachbarn. Es wäre gut, wenn wir über die Direktwahl von Bürgermeistern nachdächten und sie vorbereiten würden. Die Motivation dazu gibt gerade das derzeitige Geschehen in Prag, das den Wählern zeigt, wie leicht mit den indirekten Stimmen gearbeitet werden kann. Wir sollten uns dabei aber nicht an die Emotionen der aufgebrachten Bürger anlehnen. Änderungen des Wahlgesetzes werden nicht deswegen vorgenommen, damit ein Patt etwa zwischen Topolánek und Paroubek verschwindet, damit Klaus noch einmal Präsident werden oder die TOP 09 ein Machtkartell zerschlagen können. Diese Änderungen werden vielmehr vorgenommen, um auch für die Fälle gewappnet zu sein, die jetzt noch nicht vorstellbar sind.“