Sendungen für die slowakische Minderheit in Tschechien und die tschechische Minderheit in der Slowakei
Von Martina Schneibergova.
Willkommen zur heutigen Ausgabe der tschechisch-slowakischen Begegnungen, in der wir Sie über die Rundfunksendungen für die slowakische Minderheit in Tschechien sowie über die Sendungen für die tschechische Minderheit in der Slowakei informieren möchten.
Nach der Auflösung der Tschechoslowakischen Föderation ist im öffentlich-rechtlichen Tschechischen Rundfunk eine Redaktion für die in Tschechien lebende slowakische Minderheit entstanden. Wie sich Redaktionsleiterin Irena Novotna erinnert, konnten sie und ihre Mitarbeiter sich am Anfang Sendungen für eine slowakische Minderheit nicht vorstellen, da sich - wie sie sagt - keiner der Slowaken als Minderheit fühlte. In den vergangenen Jahren hat sich jedoch - so die Redaktionsleiterin - der Begriff der Minderheit irgendwie eingebürgert. Nach der jüngsten Volkszählung leben in der Tschechischen Republik derzeit mehr als 200.000 Slowakinnen und Slowaken. Die slowakische Redaktion strahlt jeden Dienstag über das erste Programm des öffentlich-rechtlichen tschechischen Rundfunks - das Radiojournal - eine 50-minütige Sendung aus, darüber hinaus sendet sie zweimal wöchentlich auf regionalen Sendern ein 15-minütiges Programm, das in der Wiederholung auch von Radio Free Europa/Radio Liberty ausgestrahlt wird. Über die Kontakte zu ihren Hörern sagt Irena Novotna:
"Um die Kontakte aufrechtzuerhalten, arbeiten wir mit den in Tschechien wirkenden slowakischen Vereinen eng zusammen. Nicht alle dieser elf Vereine sind groß, es gibt unter ihnen jedoch 3-4, die zwischen 1000 und 2.500 Mitgliedern haben. Von diesen Vereinen bekommen wir Anregungen, worüber wir senden sollen, was für Probleme die slowakische Minderheit hat. Dank der Bemühungen dieser Vereine ist es z. B. gelungen, dass slowakische Studenten in Tschechien kostenlos - d. h. unter den selben Bedingungen wie Tschechen - studieren können. Dies spiegelt sich alles in unseren Sendungen wider."
Die Redaktion bemüht sich, in ihren Programmen das zu ergänzen, was die slowakische Minderheit vermisst - z. B: eine Wochenschau - d. h. eine Übersicht der wichtigsten politischen Ereignisse, die sich in der Slowakei abspielen, oder eine Zusammenfassung der Sportereignisse in der Slowakei. Für diese Informationen sind die Hörer besonders dankbar, weil sie darüber woanders kaum etwas erfahren können. Irena Novotna fügt hinzu:
"Wir stellen in unseren Sendungen jede Woche eine bekannte Slowakin oder einen Slowaken vor, die hier leben - unter ihnen sind Künstler, Wissenschaftler, Unternehmer, aber auch Studenten. Um zu wissen, wo wir überall gehört werden, veranstalten wir alle zwei Wochen einen Wettbewerb, und bekommen in diesem Zusammenhang auch Antworten aus der Slowakei. Es ist angenehm zu wissen, dass wir nicht nur für slowakische Bürger in Tschechien senden, sondern dass wir auch in der Slowakei gehört werden."
Im Programm der slowakischen Redaktion gibt es jedoch keinen Raum für literarische Sendungen oder Hörspiele. Könnte z. B. die slowakische Literatur nicht Platz auf den Wellen von anderen Sendern des Tschechischen Rundfunks finden?
"Ich wäre sehr froh, wenn es gelingen würde, beispielsweise eine slowakische Programmstunde auf dem Sender Vltava oder bei Praha einzuführen, um den Hörern die gegenwärtige slowakische Literatur, klassische Musik oder auch die Volksmusik vorzustellen. Es wäre auch gut, wenn man im Rundfunk Platz für den slowakischen Humor finden würde. Auch die tschechischen Hörer wären dafür dankbar und man würde damit eine Lücke füllen, die in den letzten Jahren entstanden ist."
Über die Sendungen für die tschechische Minderheit in der Slowakei informiert Sie im folgenden Beitrag Luba Tvarozkova von Radio Slowakei International:
"Seit 1. September 2000 gibt es Radio Patria, einen der sieben Sender des Slowakischen Rundfunks. Radio Patria, das sind die Sendungen in ungarischer und in Sprachen der in der Slowakei lebenden Minderheiten. Aus dem ostslowakischen Presov wird das Tschechische Magazin ausgestrahlt, eine Sendung über und für die tschechische Minderheit in der Slowakei."
Mit der Frage: Wie und wann ist diese Sendung entstanden - haben wir Helena Mikufová, die Seele der tschechischen Sendung, angesprochen:
"Die Sendung in tschechisch ist aufgrund meines Gesprächs mit Vojtech Baèo, dem Chefredakteur der Minderheiten-Sendungen des Presover Studios des Slowakischen Rundfunks, entstanden. Ich habe darauf hingewiesen, daß aus Presov für die ukrainische, ruthenische, deutsche, polnische und Roma-Minderheit gesendet wird, und daß die tschechische Minderheit als die drittgrößte in der Slowakei keine eigene Sendung hat. "Könnte man da was unternehmen?" fragte ich. Die Idee hat dem Chefredakteur gefallen und - am 1. Dezember 1999 erklang im Äther die erste Sendung in tschechischer Sprache. Seitdem wird die halbstündige tschechische Sendung einmal in vier Wochen am Mittwoch um 19 Uhr 20 ausgestrahlt. Es ist natürlich zu wenig, zumal die Sendung überhaupt nicht wiederholt wird. Darüber hinaus ist sie in Bratislava und in der Westslowakei, wo übrigens eine große Kommunität von Tschechen lebt, gar nicht zu empfangen. Es tut mir sehr leid. Ich weiß nicht, ob das zu ändern wäre, sagt die einzige Autorin der Sendungen Helena Miskufova, die mit diesem Zustand nicht zufrieden ist und sich wenigstens noch einen Mitarbeiter wünscht. Wie schon der Name der Sendung andeutet, es handelt sich um ein Magazin."
Im ersten Teil gedenken wir der tschechischen Jahrestage aus der Geschichte oder derjenigen, die die Persönlichkeiten betreffen. Im zweiten bringen wir Berichte über das Leben der tschechischen Minderheit in der Slowakei, sagt Helena Miskufova und setzt fort: In der letzten Sendung z. B. präsentierten wir eine Reportage vom 1. Sommerlager für Kinder und Enkelkinder der in der Slowakei lebenden Tschechen. Der dritte Teil der Sendung ist immer den tschechisch-slowakischen Beziehungen im Bereich der Wissenschaft, Wirtschaft oder des Handels gewidmet. Ein Inhalt also, der für die Zuhörer anziehend sein kann. Bringen die Hörer ihre Meinung auf irgendwelche Weise zum Ausdruck? Helena Miskufova:
"Es kommen Briefe, in denen sich die Hörer beklagen, daß sie unsere Sendung verpaßt haben und aus diesem Grunde eine Wiederholung beanspruchen. Andere schreiben wiederum, daß sie in einem oder anderen Respondenten ihren Bekannten, dem sie lange nicht begegnet sind, entdeckt haben. Es sind nette Briefe und wir freuen uns über sie."
Soviel Helena Miskufova, Autorin und Moderatorin des Tschechischen Magazins, das aus Presov gesendet wird. Vielleicht wird eines Tages ihr Enthusiasmus belohnt werden, sodaß ihre Wünsche bezüglich der Ausbreitung des Programms auch auf die Westslowakei in Erfüllung gehen werden.