Serie von tödlichen Badeunfällen - Kroatien fordert bessere Aufklärung der tschechischen Touristen
15 Tote und ein Vermisster - was sich anhört wie ein Katastrophenbericht ist die aktuelle Zwischenbilanz der laufenden tschechischen Urlaubssaison in Kroatien. In ihrem beliebtesten Ferienziel gelten die Tschechen als die leichtsinnigsten und undiszipliniertesten Touristen. Inzwischen appellierte sogar das kroatische Innenministerium an Vermieter und Reiseagenturen, die tschechischen Urlauber besser über die Gefahren des Meeres aufzuklären. Es berichtet Thomas Kirschner.
Insgesamt 70 Tschechen sind seit Beginn des Jahres im Ausland ums Leben gekommen. Auf Platz eins der traurigen Statistik liegt Kroatien, das beliebteste Urlaubsland der Tschechen. Allein 15 tschechische Feriengäste starben hier in der laufenden Saison, die meisten von ihnen bei Baden in der Adria. Ein Tscheche, der mit seinem Schlauchboot von ablandigen Winden auf das offene Meer getrieben wurde, konnte trotz Hubschraubereinsatz bislang nicht gefunden werden. Zahlreiche ähnliche Fälle hat nur das schnelle Eingreifen der kroatischen Küstenpolizei verhindert. Ursache der meisten Unglücksfälle sei mangelndes Gefahrenbewusstsein und Selbstüberschätzung, meint die tschechische Konsulin in Split, Veronika Honcová.
"Wir in Tschechien haben kein Meer, und eine ganze Reihe der Vorfälle, bei denen hier die kroatische Polizei eingreifen muss, entsteht aus der Unkenntnis der besonderen klimatischen Bedingungen am Meer und aus der daraus folgenden Unachtsamkeit wie auch der Überschätzung der eigenen Kräfte."
In Kroatien gelten die Tschechen inzwischen als die leichtsinnigsten und undiszipliniertesten Feriengäste. Kroatische Medien berichten über tschechische Urlauber, die zu weit aufs offene Meer hinausschwimmen oder mit ihren Booten auslaufen, obwohl ein Gewitter droht. Inzwischen haben sich auch die kroatischen Behörden eingeschaltet. Das Innenministerium appellierte an alle Vermieter und Reiseveranstalter, die tschechischen Gäste über die, so wörtlich, "Geheimnisse des Meeres" aufzuklären. Auf verstärkte Aufklärung setzt auch Veronika Honcová vom tschechischen Konsulat in Split:
"Wir haben in dieser Angelegenheit natürlich auch das Außenministerium in Prag kontaktiert, und die Presseabteilung dort hat auf den Internetseiten des Ministeriums bereits einen Appell veröffentlicht. Es geht dabei vor allem darum, auf die besonderen klimatischen Bedingungen in Kroatien aufmerksam zu machen, also auf die Meeresströmungen und die ablandigen Winde wie etwa den Bora."
Einig sind sich alle Seiten darüber, dass die meisten der Unglücke bei größerer Vorsicht zu vermeiden gewesen wären. So starb erst vor wenigen Tagen ein 16-jähriger tschechischer Segler an einem Blitzschlag, als er bei Gewitter auf der offenen Adria unterwegs war.