Seit zehn Jahren auf Sendung: Tschechischer Rundfunk sendet Spezialsendungen für tschechische Kroatien-Urlauber

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In den Sommermonaten haben es die Medien überall auf der Welt bekanntlich schwer. Es fehlt an zugkräftigen Themen, die von den Zeitungen, Rundfunk- und Fernsehstationen behandelt werden könnten. Das führt dann oft zu Situationen, wo Nebensächliches zu Wichtigem hochstilisiert wird. Viele Medienunternehmen konzentrieren sich dann schon auf den Herbst, wo sie versuchen bei den Medienkonsumenten mit neuen Projekten zu punkten. Wegen der Urlaubszeit sinken aber jedes Jahr auch die Zahlen der Leser, Zuschauer und Hörer. Die Zeitungen etwa versuchen diesen Trend zumindest ein wenig aufzufangen. So können heute fast alle überregionalen tschechischen Blätter an den beliebtesten Urlaubsdestinationen erworben werden, was den Printmedien im Vergleich zu ihrer elektronischen Konkurrenz sicherlich einen gewissen Vorteil verschafft. Auf eine ähnliche Weise versucht aber seit geraumer Zeit auch der öffentlich-rechtliche Tschechische Rundfunk mit seinen Urlaub genießenden Hörern in Verbindung zu bleiben und zwar mit denjenigen, die an der kroatischen Riviera die schönste Zeit des Jahres verbringen.

So können dort seit Jahren, immer zwischen dem 18. Juni und dem 10. September, über die Regionalsender des Kroatischen Rundfunks täglich regelmäßige Informationssendungen auf Tschechisch gehört werden. In einem 15-Minuten-Block zwischen 18.05 Uhr und 18.20 Uhr bekommen tschechische Kroatien-Urlauber eine Mischung aus Informationen über Kroatien und Tipps für Ausflüge geboten, daneben werden sie aber auch über die neuesten Entwicklungen in Tschechien auf dem Laufenden gehalten.

Was genau vor zehn Jahren relativ klein und bescheiden begonnen hatte, ist heute für viele tschechische Kroatien-Urlauber bereits zu einer festen Institution geworden. In diesem Sommer wurde das Angebot sogar erweitert. So können die tschechischen Sendungen erstmals entlang der ganzen kroatischen Küste, also zwischen Rijeka und Dubrovnik, empfangen werden.

Wie man im Tschechischen Rundfunk überhaupt auf die Idee gekommen ist, die Hörer quasi auch in den Urlaub zu begleiten und ob man sich dabei anderswo inspirieren ließ - darüber unterhielten wir uns mit dem stellvertretenden Direktor des ersten Programms des Tschechischen Rundfunks Radiozurnal, Martin Sulc, der bei diesem Projekt von Beginn an dabei war:

"Uns hat ein Reisebüro angesprochen, das stark in Kroatien vertreten war und sich von einem ähnlichen Projekt für deutsche Urlauber auf Mallorca inspirieren ließ. Aber auch hierzulande hat man nicht gänzlich Neuland betreten, denn der Tschechoslowakische Rundfunk strahlte früher seine Sendungen in Bulgarien und anderen beliebten Urlaubszielen aus. Das besagte Reisebüro kam also mit der Idee, etwas Ähnliches in Kroatien zu versuchen. Der Hintergedanke dabei war: wenn dort jährlich etwa 1 Million Tschechen ihren Urlaub verbringt, könnte es deshalb interessant sein, ihnen auch aktuelle Informationen aus dem Urlaubsland, genauso wie auch aus der Heimat zu vermitteln. Der Tschechische Rundfunk sendete also im Sommer 1995 erstmals in der Region um Split und in Dalmatien und das gibt es in dieser Form seit zehn Jahren."

Seit diesem Jahr wurde das Angebot erweitert. Zum einen sind mittlerweile tschechische Nachrichten-Sendungen auch landesweit zu empfangen und zwar auf dem zweiten Programm des Kroatischen Rundfunks, jeweils um 14.00 Uhr und um 21.00 Uhr.

Zudem ist es im Juli dieses Jahres gelungen, die kroatische Küste erstmals auch flächendeckend mit Sendungen in Tschechisch zu versorgen.

Mit welchen Reaktionen sind dabei die Mitarbeiter des Tschechischen Rundfunks konfrontiert? Es ist anzunehmen, dass die Urlauber diesen Service begrüßen, aber wie reagieren die einheimischen Bewohner auf die tschechischen Sendungen auf den Frequenzen ihres gewohnten Radiosenders? Dazu Martin Sulc:

"Uns hat überrascht, dass diese Sendungen auch von den Kroaten gehört werden. Die Sendungen werden über Radio Split ausgestrahlt, einen Regionalsender des Kroatischen Rundfunks. Wir haben sogar Informationen, dass die Kroaten auf diese Weise versuchen Tschechisch zu lernen, weil sie sich irgendwie auch dessen bewusst sind, dass jährlich sehr viele tschechische Urlauber in das Land kommen. So betrachten sie unsere Sendungen als eine Art Tschechisch-Kurs."

Es lässt sich annehmen, dass von der Logistik her es schon einem ziemlichen Aufwand darstellt jedes Jahr für ein paar Wochen ein extra Studio in Kroatien aufzubauen und dort Sendungen herzustellen. Wird da jedes Jahr zu Beginn der Urlaubszeit die ganze technische Ausrüstung vom Prager Rundfunkgebäude nach Kroatien verlagert, oder greift man mittlerweile - nachdem es ja dieses Projekt seit zehn Jahren gibt - auch auf die Ausrüstung des Partners vor Ort zurück?

Martin Sulc
"Sowohl als auch. Wir haben bei Radio Split bereits unsere Infrastruktur. Zudem mieten wir uns dort einen Senderaum samt technischer Ausstattung und senden dann dort aus einem klassischen Studio. Die übrigen Sachen, die leicht transportierbar sind, bringen wir immer aus Prag mit. In den zehn Jahren haben wir zumindest gelernt, was wir dort brauchen und somit auch die Zeit verkürzt die wir brauchen, bis wir in Kroatien auf Sendung gehen können. Praktisch entsteht dort jedes Jahr für zweieinhalb Monate so eine kleine Zweigstelle des Tschechischen Rundfunks. Es ist aber auch keine Einbahnstraße, weil die Redakteure, die dann dort in Kroatien tätig sind, gleichzeitig auch wieder Beiträge für das Radioprogramm in Tschechien gestalten und drehen."

Insgesamt, so Martin Sulc, sind an der Herstellung der tschechischen Sendungen in Kroatien zwei Redakteure des Tschechischen Rundfunks beteiligt, die sich auch gegenseitig abwechseln. Einer dieser Redakteure kommt vom ersten Programm des Tschechischen Rundfunks, der andere von einem der regionalen Programme. Beide bleiben dann ungefähr zwei bis drei Wochen vor Ort und werden dann von weiteren Kollegen abgelöst.

Der stellvertretende Direktor von Radiozurnal, Martin Sulc, sieht hinter dem Engagement seines Senders in Kroatien auch einen wichtigen Beitrag zum öffentlich-rechtlichen Auftrag seiner Station, wie er im Folgenden erläutert:

"Das ist ganz bestimmt ein Bestandteil des öffentlich-rechtlichen Auftrages, weil unserer Meinung nach der Tschechische Rundfunk seine Hörer möglichst überall ansprechen sollte. Aber auf der anderen Seite kostet das die Gebührenzahler in Tschechien gar nichts, weil die gesamten Kosten durch Sponsoren getragen werden. Unser Ziel war also immer, dass dadurch keine zusätzlichen Ausgaben entstehen, die durch die Einnahmen aus den Rundfunkgebühren gedeckt werden müssten."

Wie sind nun die Perspektiven für weitere mögliche Sendungen dieser Art? Plant der Tschechische Rundfunk mittelfristig eine Ausweitung seines speziellen Urlaubsangebotes auch auf andere beliebte Destinationen? Schließlich erfreuen sich z.B. auch Bulgarien oder Griechenland bei tschechischen Urlaubern einer wachsenden Beliebtheit? Hören Sie dazu abschließend noch einmal den stellvertretenden Direktor des ersten Programms des Tschechischen Rundfunks, Martin Sulc:

"Wir haben das schon vor einigen Jahren versucht, aber dabei ist ein völlig grundlegendes Problem aufgetaucht: Um wirklich im Ausland senden zu können, bräuchten wir einen starken Partner, der das dort logistisch unterstützen würde, bzw. genügend Verbindungspersonen hätte, die uns helfen könnten. Aber ehrlich gesagt, auch die Betreuung dieser einen Destination über zweieinhalb Monate lang ist für eine Station wie unsere schon sehr anstrengend. Unsere Kollegen vom Ollmützer Sender des Tschechischen Rundfunks haben zum Beispiel versucht, in Griechenland etwas Ähnliches auf die Beine zu stellen, aber wie gesagt - es kommt immer auf den Partner an. Uns ist es heuer erstmals gelungen, dass die tschechischen Sendungen in Kroatien entlang der ganzen Küste empfangen werden können. Wir werden sehen, ob wir das auch in den nächsten Jahren wiederholen können. Es gab auch Überlegungen, die Sendungen in Prag herzustellen und dann per Satellit von hier aus zu einem befreundeten Sender zu übertragen, aber das alles ist natürlich auch eine Kostenfrage. Ohne einen starken Partner ist aber so etwas ausgeschlossen, weil die Rundfunkgebühren zu wertvoll sind, als dass sie vergeudet werden könnten."