Sichel und Sense
Willkommen bei Tschechisch gesagt. Wir bleiben auch in der heutigen Ausgabe noch bei der Getreideernte, genauer gesagt bei den Werkzeugen, die früher dafür genutzt wurden. Denn die Sichel – srp und die Sense – kosa haben auch sprachlich viel zu bieten.
Damit Sichel und Sense scharf – ostré bleiben, muss man sie schleifen – brousit und mit einem Hammer dengeln – klepat. Klepat se heißt allerdings auf Tschechisch zittern. Darauf geht eine Redewendung zurück: wenn jemand vor Kälte zittert, sagt man, „er dengelt die Sense“ – klepat kosu. Mir ist kalt drückt man umgangssprachlich auch aus mit – „mir ist Sense“ – je mi kosa.
Die Redewendung „die Sense ist auf einen Stein geraten“ – padla kosa na kámen bedeutet, dass zwei Dickköpfe aneinander geraten sind. Und als kosa bezeichnet man auch noch eine Nehrung.
“Sense sein“ bedeutet auf Deutsch Schluss sein. Diese Bedeutung transportiert im Tschechischen ein anderer Ausdruck, und zwar padla– „er ist gefallen“. Zurückzuführen ist der Ausdruck auf die Verbindung „der Schuss ist gefallen“ – padla rána. Einst wurde nämlich in Prag der Mittag mit einem Schuss aus der Kanone signalisiert. Der Ausdruck padla bezeichnete daher ursprünglich die Mittagspause bei der Arbeit, hat sich aber auch auf das Arbeitsende ausgedehnt. Im Bergbauslang gibt es dafür den Ausdruck fajrum, fajrunt beziehungsweise fajruňk, der sich vom deutschen Feierabend ableitet.Mit der Sense mähen, heißt kosit. In übertragener Bedeutung kann man aber auch sagen, der Tod hat ihn hinweggerafft – zkosila ho smrt. Die Sense ist ein wichtiges Attribut der Todesfigur: Der Sensemann heißt smrtka s kosou. Auf Wiederhören in einer Woche! Na slyšenou za týden!