Siedlungen oder Braunkohleförderung?
Bodenschätze werden nicht immer als Glück betrachtet. Für die Bewohner von Horní Jiretín (Obergeorgenthal) und Cernice (Tschernitz) in Nordböhmen bedeuten die großen Braunkohlevorräte unter ihren Gemeinden eine Bedrohung für ihre Heimatorte. Markéta Kachlíková berichtet.
"Am Referendum nahmen 75 % der berechtigten Wähler teil. Die Ja-Stimmen, d.h. die Stimmen für die Erhaltung der Gemeinde Horní Jiretín, betrugen 96 %. Es gibt viele Schritte, die wir nun erwägen, detailliert kann ich sie im Moment aber nicht beschreiben."
Es geht schließlich um das zu Hause. Die Mehrheit der Bewohner will in keinem Fall umziehen und lehnt auch die ihnen vom Bergbauunternehmen angebotene Möglichkeit ab, neue Häuser in der Nähe zu bauen.
"Bei der Variante, die sie propagieren, würde von Cernice gar nichts und von Horní Jiretín nur ein kleiner Teil am Hang des Erzgebirges übrig bleiben", sagt Vladimír Burt. Das Ergebnis des Referendums verpflichtet ihm zufolge den Gemeinderat dazu, alle möglichen Schritte gegen den Bergbau zu unternehmen.Sollen Siedlungen vor der Rohstoffförderung weichen? In der Vergangenheit hat man sich über diese Frage nur wenig den Kopf zerbrochen. Im Laufe des 20. Jahrhunderts wurde ein umfangreicher Teil der nordböhmischen Region in ein Braunkohlerevier verwandelt und an die 100 Städte und Dörfer verschwanden dort von der Landkarte. Anfang der 90er Jahre hat die Regierung entschieden, dass sich die Entwicklung der Landschaft unter dem Erzgebirge nicht mehr nur auf Braunkohleförderung, Kraftwerke und Chemieindustrie stützen soll. Es wurden ökologische Limits festgelegt, die dortige Städte und Dörfer vor einer Bergbauerweiterung schützen sollten. In der letzten Zeit gibt es jedoch Bestrebungen zur Revision dieser Limits. Bereits vor einem Jahr hatten Bewohner von Horní Jiretín gegen die neue Energiekonzeption des Staates vor dem Regierungssitz in Prag demonstriert. Darin wird die Braunkohle weiterhin als ein strategischer Rohstoff betrachtet. Die ökologischen Limits werden zwar nicht direkt aufgehoben, trotzdem wird jedoch eine Neubestimmung vorausgesetzt. Nach der Meinung von Industrie- und Handelsminister Milan Urban seien sie eine politische Entscheidung aus der Wendezeit, in der es noch keine gesicherte Rechtslage gegeben habe. Gegen die Aufhebung der Limits stellen sich Umweltaktivisten sowie das Umweltministerium.