Siegerin mit Schnurrbart: Samková holt erstes tschechisches Olympiagold

Eva Samková (Foto: ČTK)

Am Sonntagvormittag war es so weit: Die Snowboard-Crosserin Eva Samková hat die erste Goldmedaille für Tschechien bei den Olympischen Spielen in Sotschi geholt - ein kurzes Porträt.

Eva Samková  (Foto: ČTK)
Ihr Markenzeichen ist der Schnurrbart, den sie sich seit 2011 vor jedem Wettkampf über die Oberlippe malt. In Sotschi hatte dieser Talisman die Farben der tschechischen Trikolore. Und er brachte ihr auch beim wichtigsten Wettbewerb ihrer bisherigen Karriere Glück. So gewann die junge Frau aus dem Riesengebirgsort Vrchlabí / Hohenelbe alle Läufe souverän; dabei profitierte sie aber auch von den Fehlern der Konkurrenz: Gleich zwei Mitfavoritinnen stürzten und schieden vorzeitig aus. Deswegen siegte Eva Samková selbst im Finale mit so großem Vorsprung, dass sie nach dem Zielsprung noch Zeit hatte, sich nach ihren Verfolgerinnen umzudrehen. Nur da war niemand.

Eva Samková  (Foto: ČTK)
Eva Samkovás Erfolg kommt nicht von ungefähr. Sie ist dreifache Juniorenweltmeisterin im Snowboardcross, und sie gewann dreimal ein Weltcuprennen. Dabei ist sie überhaupt nicht der Typ Mensch, der ausschließlich für den Sport lebt. So sagte ihr Vater Roman Samek im Kreis der restlichen Familie gegenüber dem Tschechischen Fernsehen:

„Sie hat früher auch getanzt und Klavier gespielt. Heute spielt sie immer noch Saxophon, sie reitet und segelt.“

Eva Samková  (unten). Foto: ČTK
Vor zwei Jahren aber begann seine Tochter, konsequenter zu trainieren. Der Grund war ein Kreuzbandriss, seitdem hat sie ihre Athletik verbessert. Auch das ist ein Grund für den jetzigen Erfolg. Außerdem konnte sie in der Zeit ihr Abitur machen und studiert mittlerweile Management.

Dass eine Olympiasiegerin im Snowboard aus Tschechien kommt, ist dennoch außergewöhnlich. Denn die Fördermöglichkeiten sind sehr bescheiden. Die Gelder von Verband, Nationalem Olympischen Komitee und dem Armeesportklub Dukla decken nicht einmal ein Viertel der Jahresausgaben von Samková. Dennoch hat sie zwei Trainer sowie einen kanadischen Servicemann engagiert. Beide Trainer haben im Übrigen einen interessanten Hauptjob: Der eine ist Stuntman und der andere Bildhauer.

Eva Samková  (Mitte). Foto: ČTK
Diese Ausgaben haben sich nun ausgezahlt. Das Fernsehen wiederholte am Sonntag ständig die Freudensprünge der fröhlichen 20-Jährigen am Hang in Krasnaja Poljana nach der Zieleinfahrt. Und Staatspräsident Miloš Zeman ließ sogar etwas Sport einfließen in sein Interview für den Tschechischen Rundfunk am Sonntag:

„Ich schicke ihr ein Telegramm, in dem ich ihr gratulieren und danken werde für die erfolgreiche Repräsentation der Tschechischen Republik.“

Foto: Archiv ZDF
Dieser Dank von ganz oben ist nicht ungewöhnlich, denn Goldmedaillen von Olympischen Winterspielen sind für das kleine Land eher ein rares Gut. Samková holte insgesamt erst die sechste. Zweimal Gold durch Eisschnellläuferin Martina Sáblíková bei den vorherigen Spielen in Vancouver war bisher eine Ausnahme gewesen. Sonst gab es seit 1998 immer nur einen Olympiasieg. Doch diesmal hat Tschechien vor allem erneut durch Sáblíková und mit der Mixed-Staffel im Biathlon noch zwei weitere heiße Eisen im Feuer.

Autor: Till Janzer
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