Škoda stellt Produktion in Russland ein – und muss auf Lieferungen aus der Ukraine verzichten

Škoda Auto fertigt in Kaluga eines sener Modelle

Seit Donnerstag produziert der Volkswagenkonzern keine Autos mehr in Russland. Das schließt auch die tschechische Tochter Škoda ein. Was bedeutet die Entscheidung für das Unternehmen aus Mladá Boleslav / Jungbunzlau?

Foto:  Škoda Auto

Volkswagen setzt sein Russland-Geschäft aus. Dazu sagte Simona Havlíková, die Sprecherin von Škoda Auto, am Donnerstag:

„Der Volkswagenkonzern, inklusive dem Autohersteller Škoda, hat die Nachrichten über den Krieg in der Ukraine mit großer Bestürzung aufgenommen. Deswegen hat die Konzernleitung mit sofortiger Gültigkeit beschlossen, die Produktion in Russland bis auf Weiteres einzustellen. Die Entscheidung bezieht sich auf die Standorte in Kaluga und in Nischni Nowgorod. Zudem stoppen wir jegliche Ausfuhr nach Russland.“

Vladimír Rybecký | Foto:  ČT24

Škoda fertigt in Kaluga südwestlich von Moskau eines und in Nischni Nowgorod drei seiner Modelle. Im vergangenen Jahr hat das Unternehmen in Russland etwa 90.000 Wagen verkauft. Wie wichtig ist der Markt in dem Land für das Unternehmen? Vladimír Rybecký ist Chefredakteur des Fachmagazins „Autoweek“ in Tschechien:

„Für Škoda Auto hat er große Bedeutung, denn er ist nach dem starken Rückgang in China derzeit der zweitgrößte Markt im Ausland nach Deutschland. Auf der anderen Seite hat der russische Markt keine entscheidende Größe. Die 90.000 Wagen bedeuten nicht einmal zehn Prozent der Gesamtproduktion. In den Zeiten vor der Corona-Pandemie hat Škoda pro Jahr weltweit über eine Million Autos abgesetzt. Der Wegfall des Marktes bedroht daher nicht die Existenz des Unternehmens oder allgemein das angestrebte Wirtschaftsergebnis. Da die Produktion vor Ort stattgefunden hat, sind auch die Standorte hier in Tschechien von der Entscheidung nicht direkt betroffen.“

Foto:  Škoda Auto

Allerdings könnte ein längerer Stopp für die Volkswagen-Werke in Russland mittelfristig die Pläne von Škoda gefährden. So will der tschechische Autohersteller ein Modell speziell für den indischen Markt fertigen, das aber auch in Russland und Lateinamerika verkauft werden soll. Laut Rybecký verspricht sich die Leitung des Unternehmens dadurch eigentlich große Zuwächse.

Doch der Krieg hat noch weitere Auswirkungen. Denn Škoda bezieht von 13 ukrainischen Firmen bestimmte Komponenten für seine Wagen. Und diese können derzeit nicht geliefert werden.

Škoda Enyaq | Foto:  Škoda Auto

„Das hat Auswirkungen auf die Herstellung einiger unserer Modelle. Wir haben daher ab dieser Woche die Fertigung des Enyaq iV eingeschränkt“, sagte Firmensprecherin Simona Havlíková gegenüber dem Tschechischen Rundfunk.

Enyaq iV ist eines der Elektroautos des Herstellers.

Autoren: Till Janzer , Jan Bílek
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