Slovan Liberec zum zweiten Male tschechischer Fußballmeister

Liberec - Most, photo: CTK

Nur acht Tage nach dem bekannt werden des neuen Eishockeymeisters des Landes wurde für die tschechischen Sportfans auch das "Geheimnis" um den nationalen Fußballmeister der Saison 2005/06 gelüftet. Es ist der FC Slovan Liberec, der dank eines 1:1-Unentschiedens gegen SIAD Most am vergangenen Samstag vorzeitig seinen zweiten Titelgewinn nach 2002 perfekt machte. Und wie im Eishockey ist es der Triumph eines Außenseiters, dem man diesen Erfolg zu Saisonbeginn nicht zugetraut hätte. Lothar Martin berichtet.

Peter Singlar von Slovan Liberec mit Radek Cizek aus Most  (Foto: CTK)
Am zurückliegenden Wochenende stand in der tschechischen Gambrinus-Liga, der höchsten Fußballspielklasse des Landes, zwar erst der 28. von 30 Spieltagen auf dem Programm, doch die Entscheidung über den neuen Titelträger ließ sich nicht mehr hinauszögern. Zu deutlich hatten die Jeschkenstädter in dieser Saison der Liga ihren Stempel aufgedrückt, hatten sich von Anbeginn an die Tabellenspitze gesetzt und diese danach auch nicht mehr abgegeben. Und nach dem Remis gegen den nordböhmischen Rivalen aus Most steht fest: Auch am Saisonende werden die Schützlinge des noch jungen Cheftrainers Vitezslav Lavicka den Platz an der Sonne innehaben. Zehn Punkte Vorsprung sind es, die Liberec / Reichenberg zwei Spieltage vor Ultimo vom Tabellen-Zweiten aus Teplice trennen - ein Vorsprung den man so nicht für möglich gehalten hätte. Denn vor der Saison hatten nicht weniger als sechs Leistungsträger den Club verlassen, darunter Nationalspieler Jan Polak, der zum 1. FC Nürnberg wechselte. Aber Vitezslav Lavicka, der erstmals eine komplette Saison lang eine Mannschaft als Chefcoach führte, hatte immer Vertrauen in seine Jungs:

"Ich habe immer gewusst, dass die Spieler, die im Kader von Slovan verblieben waren, eine gute Qualität besitzen. Vor allem aber hatten sie die große Motivation, es allen zu zeigen, dass auch sie Fußball spielen können."

Und die Reichenberger Kicker haben es allen gezeigt. In den 28 Punktspielen, die bisher absolviert wurden, errangen sie mit 16 nicht nur die meisten Siege, sondern gingen bisher auch nur zweimal als Verlierer vom Platz. Ein Verdienst nicht zuletzt der starken Abwehrarbeit um Kapitän und Mittelverteidiger Tomas Zapotocny, der seine Freude so zum Ausdruck brachte:

 Slovan Liberec ist zum zweiten Mal tschechischer Fußballmeister  (Foto: CTK)
"Herrlich! Das zu erleben, das würde ich wirklich Jedem wünschen. Ich denke, dass ist der Traum eines jeden Fußballers, in seiner Karriere zumindest einmal einen Titel zu gewinnen. Ich bin sehr froh darüber, dass mir das mit Liberec gelungen ist, das ist eine große Ehre für mich. Wir haben uns die gesamte Saison nur auf uns und niemanden Anderen verlassen, von daher habe ich auch keine Worte mehr, was ich noch sagen sollte."

Mit einer Truppe so genannter Nobodys haben die Kicker von Slovan Liberec vor allem mit einer hohen Beständigkeit in ihren Leistungen aufhorchen lassen und damit verdient die Meisterschaft geholt. Bei der WM in Deutschland wird man aber wohl kaum einen von ihnen im Trikot der tschechischen Auswahl spielen sehen, da die Nationalspieler fast alle im Ausland unter Vertrag stehen. Was aber nicht heißt, dass nicht auch sie Pokale gewinnen können. So wie Torhüter Petr Cech, der mit Chelsea London am Samstag schon den zweiten englischen Meistertitel in Folge errungen hat.

"Man sagt, dass es schwieriger ist, einen Titel zu verteidigen, was sich diese Saison erneut gezeigt hat. Denn wir wurden von allen anderen Teams gejagt, jeder wollte uns bezwingen. Deshalb fiel uns dieser Titelgewinn viel schwerer als der vorjährige, aber ich bin froh, dass wir es trotzdem geschafft haben."

Autor: Lothar Martin
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