Fußball: Slavia Prag zieht in nächste Runde der Europa League ein
Zwei Siege und eine Niederlage – das ist die Bilanz der tschechischen Fußballteams am vorletzten Spieltag in der Europa League. Das reichte jedoch nur für das Weiterkommen einer Mannschaft. Denn seit dem Abpfiff der Begegnungen am Donnerstagabend steht fest: Slavia Prag hat den Einzug in die Zwischenrunde geschafft, Sparta Prag und Slovan Liberec dagegen sind ausgeschieden.
Endlich wieder etwas Stimmung in einem Fußballstadion. Die gab es am Donnerstagabend im Prager Sinobo Stadium, der Heimstätte von Slavia Prag. Denn trotz der strengen Corona-Regeln, nach denen auch in Tschechien noch keine Zuschauer beim Fußball gestattet sind, durften 600 Menschen die Partie des tschechischen Meisters gegen Hapoel Beer Sheva aus Israel besuchen. Es waren Vertreter der zahlreichen Partner des Traditionsvereins, die dank einer Ausnahmegenehmigung des Gesundheitsministeriums live dabei sein konnten. Die Behörde hatte das Spiel nämlich zu einem ihrer Pilotprojekte in der Corona-Testerforschung erklärt – alle Gäste mussten sich daher vor dem Stadionbesuch einem Antigen-Test unterziehen.
Bei den Slavia-Spielern herrschte wegen der Besucher eine größere Vorfreude auf das Match als sonst. Angreifer Jan Kuchta:
„Auch wenn das Stadion nicht voll wird, werden die 600 Leute zu hören sein. Sie werden uns anfeuern, was uns noch mehr anstacheln dürfte, eine gute Leistung zu zeigen und das Spiel zu gewinnen.“
Kuchta und seine Mitspieler hielten Wort. Souverän bezwangen sie den Gast aus Israel mit 3:0. Dabei ragte Doppeltorschütze Abdallah Sima heraus. Auch Trainer Jindřich Trpišovský war nach dem Abpfiff voll des Lobes über den 19-jährigen Senegalesen:
„Seine Fortschritte sind einfach unglaublich. Ich kann auch nicht einschätzen, wo seine Leistungsgrenze liegt. Wenn mich jemand fragen würde, wo er noch Defizite habe und sich verbessern müsste: Ich könnte es nicht sagen.“
Trpišovský vergaß indes auch nicht, der gesamten Mannschaft zu danken für das, was sie in der Gruppenphase der Europa League erreicht hat:
„Wir haben zwölf Punkte, sind in der nächsten Runde und führen die Gruppe vor Leverkusen an. Nächste Woche spielen wir gegen Bayer um den Gruppensieg. Ich stufe unsere Leistung ganz hoch ein, auf das gleiche Niveau wie die Qualifikation für die Champions League.“
Die wohl schwersten Gegner in seiner Gruppe hatte Slavias Lokalrivale Sparta Prag. Dennoch wollten die Weinroten mit einem Punktgewinn beim französischen Spitzenverein OSC Lille ihre Chance auf das Weiterkommen wahren. Das klappte nicht, die Hauptstädter verloren die Begegnung mit 1:2. Und Trainer Václav Kotal wies auch auf den Hauptgrund hin:
„In beiden Duellen mit Lille haben wir längere Zeit nur zu zehnt gespielt, und das ist gegen einen solch starken Gegner nur schwer zu überstehen.“
Im Hinspiel in Prag, das Lille 4:1 gewann, wurde ein Sparta-Spieler in der 23. Minute vom Platz gestellt, diesmal traf es den Verteidiger Ondřej Čelustka in der 65. Minute. Mit vier Punkten Rückstand auf den zweitplatzierten AC Mailand hat Sparta nun keine Chance mehr auf das Weiterkommen. Mittelfeldspieler David Pavelka zeigte sich daher ernüchtert:
„Nachdem wir die ersten beiden Spiele verloren hatten, rechnete wohl niemand mehr damit, dass wir noch um unsere Chance kämpfen werden. Es war eine sehr schwere Gruppe, in der wir wenigstens sechs Punkte errungen haben. Jetzt sind wir enttäuscht, dass unsere Reise beendet ist. Lille und Mailand, die eine Runde weiter sind, waren jedoch spielerisch um einiges stärker.“
Ohne Illusionen war Slovan Liberec in die Europa League gegangen. Allein schon wegen ihrer finanziellen Möglichkeiten waren die Nordböhmen in der Gruppe L der klare Außenseiter. Gegen die TSG Hoffenheim und in der Auswärtspartie bei Roter Stern Belgrad bestätigte sich diese Theorie, denn die Jeschkenstädter waren ohne Chance. Aber sie gewannen das Auftaktspiel gegen den namhafteren KAA Gent mit 1:0, und am Donnerstag auch das Rückspiel in Belgien mit 2:1. Von der Gesamtleistung seiner Mannschaft ist auch Mittelfeldspieler Jakub Pešek sehr angetan:
„Es war eine tolle Fahrt, die wir hingelegt haben. Wir haben alle Vorrunden überstanden, das wird uns positiv im Gedächtnis bleiben. Doch unsere Reise ist noch nicht zu Ende, wir wollen uns mit einem Sieg verabschieden.“
Den gilt es nächsten Donnerstag zu Hause gegen Belgrad einzufahren. Und laut Trainer Pavel Hoftych ist man dafür auch noch hinreichend motiviert:
„Wir wissen, dass es bei einem Sieg auch gehörig Geld für unseren Club zu verdienen gibt. Doch es geht auch darum, den Uefa-Koeffizienten für den tschechischen Fußball aufzubessern, was sich in den kommenden Jahren dann auszahlen könnte.“