Smartphone statt Flasche

Illustrationsfoto: rebcenter-moscow, Pixabay / CC0
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Junge Tschechinnen und Tschechen trinken weniger Alkohol. Ein Grund dafür sind auch das Internet und Facebook.

Illustrationsfoto: rebcenter-moscow,  Pixabay,  CC0 1.0 DEED
Michal Kalman konnte am Mittwoch zufrieden vor die Journalisten treten. Der Suchtforscher von der Palacký-Universität in Olomouc / Olmütz betreute die tschechische Sektion einer internationalen Studie zum Trink- und Rauchverhalten Minderjähriger:

„Die Legislative wird in Tschechien mittlerweile viel besser umgesetzt. Das heißt, sowohl der Tabak- als auch der Alkoholkonsum bei Teenagern sinkt.“

Angelegt war die sogenannte HBSC-Studie, die übrigens von der UN betreut wurde, über die Jahre 2002 bis 2014. Und tatsächlich ist in Tschechien ein massiver Rückgang beim Alkoholkonsum von Minderjährigen nachweisbar. 2002 tranken noch 30 Prozent der 15-jährigen Mädchen und 40 Prozent der gleichaltrigen Jungs in Tschechien mindestens einmal wöchentlich Alkohol. 2014 hatten sich die Werte so gut wie halbiert, wie im Bericht der Abschlussstudie zu lesen ist. Auch die Geschlechtsunterschiede beim Alkoholkonsum würden sich langsam austarieren, erläutert Psychiater Ladislav Csémy vom Nationalen Institut für geistige Gesundheit:

Ladislav Csémy | Foto: Archiv des Regierungsamtes der Tschechischen Republik
„Jungs trinken immer noch viel mehr als die Mädchen. Bei ihnen ist der Rückgang jedoch viel deutlicher. Es lässt sich also feststellen: die Jungs konsumieren zwar mehr Alkohol, das Verhältnis gleicht sich aber an.“

Csémy macht zudem auf einen weiteren Umstand aufmerksam, den die neue Studie offengelegt hat. Bei den Jugendlichen ist es nämlich zu einer Art Suchtverlagerung gekommen, und zwar von Flasche und Glimmstängel hin zu Computer und Smartphone. Doch auch da unterscheiden sich die Geschlechter:

„Die Mädchen sind viel mehr in den sozialen Netzwerken unterwegs. Dafür zeigen sie fast überhaupt kein Interesse an Computerspielen. Das ist nach wie vor eine Domäne der Jungs.“

Jarmila Vedralová  (Foto: YouTube Kanal des Tschechischen Rundfunks)
Bei all den guten Nachrichten bleibt dennoch ein Wermuts-Tropfen: Im europaweiten Vergleich ist der Alkoholkonsum von Jugendlichen in Tschechien immer noch sehr hoch. Das würde weitere Maßnahmen erfordern, so Jarmila Vedralová. Sie ist seit einigen Monaten neue Koordinatorin für Drogenpolitik bei der tschechischen Regierung:

„Der Zugang zu Alkohol muss weiter eingeschränkt werden, sowohl preislich als auch verkaufstechnisch. Bei uns in Tschechien ist der Alkohol im Vergleich zu den Ländern Westeuropas vergleichsweise billig.“