Sommerferien in Tschechien - Freude bei Kindern, Ärger bei Eltern

Am Freitag haben in Tschechien nahezu 1,5 Millionen Schülerinnen und Schüler ihre Schuljahres-Zeugnisse empfangen und dürfen sich nun - für komplette zwei Monate - in die wohlverdienten Ferien begeben. Soweit, so schön. Doch was dem einen sin Ul, ist dem andern sin Nachtigall, weiß schon ein altes Sprichwort, oder anders gesprochen: Was den Kindern viel Freude verspricht, gerät für nicht wenige Eltern in Tschechien zum Ärgernis.

Sommerferien beginnen!  (Foto: CTK)
Am Freitag haben in Tschechien nahezu 1,5 Millionen Schülerinnen und Schüler ihre Schuljahres-Zeugnisse empfangen und dürfen sich nun - für komplette zwei Monate - in die wohlverdienten Ferien begeben. Soweit, so schön. Doch was dem einen sin Ul, ist dem andern sin Nachtigall, weiß schon ein altes Sprichwort, oder anders gesprochen: Was den Kindern viel Freude verspricht, gerät für nicht wenige Eltern in Tschechien zum Ärgernis. Denn die große Frage lautet: Wohin mit meinen Kindern in den neun Wochen Ferien, wo man selbst doch maximal fünf Wochen Urlaub in Anspruch nehmen kann? Und welcher Arbeitgeber entlässt hierzulande schon seine Arbeitnehmer für fünf Wochen am Stück in die Zeit der Erholung und des Müßiggangs?

Glücklich schätzen dürfen sich hierbei wohl nur diejenigen Väter und Mütter, deren eigene Eltern noch rüstig und bereit sind, sich für längere Zeit ihrer Enkel anzunehmen. Dies funktioniert zwar in vielen Familien noch ganz gut, ist aber schon längst keine Selbstverständlichkeit mehr. Denn mit dem Zusammenbruch des kommunistischen Regimes im Jahr 1989 brach auch für die Generation der heutigen Rentner eine kleine heile Welt zusammen. Und zwar deshalb, weil die Renten, die sie sich aufgrund ihrer Erwerbstätigkeit im staatlich subventionierten Sozialismus erarbeitet haben, den heutigen Lebensbedingungen kaum noch standhalten. Und so haben viele Altvordere hierzulande genug damit zu tun, sich mit ihrer "sozialistischen Rente" über dem "marktwirtschaftlichen Wasser" zu halten. Und nur gut verdienende Eheleute können den Großeltern ihrer Kinder finanziell unter die Arme greifen.

Variante zwei für die Gestaltung der schulfreien Zeit sind die Ferienlager. Längst sind alle der ehemaligen so genannten Pionierferienlager Schnee von gestern. Sie wurden ersetzt durch zumeist thematische Kinderferienlager, die von Kulturzentren oder anderen Freizeitorganisationen ausgerichtet werden. Doch nicht selten ist deren Kapazität nicht ausreichend oder aber sie sind derart anspruchsvoll, dass sie von Normalverdienern nicht bezahlt werden können. Immer deutlicher tritt daher auch in Tschechien das Motto "Haste nischt, biste nischt" zu Tage, bei dem sich nur einige sehr viel und der große Teil der Bevölkerung weit weniger leisten kann. Und immer offensichtlicher wird auch, dass bei der Umgestaltung der tschechischen Gesellschaft nach der Wende das Schulwesen mit am weitesten zurückgeblieben ist. Denn wie anders ist es zu erklären, dass im Jahr 14 nach der "Samtenen Revolution" nicht nur die Lehrer und Professoren zu den am schlechtesten bezahlten Berufsgruppen in Tschechien gehören, sondern dass auch weiterhin am archaischen Feriensystem festgehalten wird. So fallen die Herbst- und Frühjahrsferien kümmerlich aus, zu Ostern gibt es nur ein zwei Tage zusätzlich frei und Pfingsten kennt man hierzulande überhaupt nicht. Alle schulfreie Zeit für die Schülerinnen und Schüler wird daher in die Sommerferien gelegt. Deshalb herrscht in Tschechien im Juli und August auch ein ganz anderes Feeling und in Prag sogar so etwas wie relativ verkehrsarme Ruhe. Doch es ist die Ruhe vor dem Sturm, wenn ab 1. September alles wieder auf Arbeit und in die Schule hetzt. Doch der 1. September dieses Jahres soll gar zum Orkan werden, da die Gewerkschafter für diesen Tag zum großen Streik aufgerufen haben. Und die Lehrerinnen und Lehrer, die Hochschuldozenten und Professoren sind mittendrin. Zu Recht, wie der Autor dieses Beitrags findet.