Sorgen in Tschechien wegen Fleisch aus Polen
Seit Donnerstag gelten in Tschechien spezielle veterinärmedizinische Maßnahmen für den Rindfleischimport aus Polen. Bevor das Fleisch auf den Markt kommt, muss es auf Salmonellen getestet werden.
„Das Fleisch wird an die Firma Frost zurückgeliefert, bei der es gelagert wurde. Es handelt sich dabei um etwa 520 Kilogramm. Das bedeutet, dass mehr als 170 Kilogramm bereits an die Endabnehmer geliefert wurden.“
Mehrere Kilogramm des Salmonellen-Fleisches wurden beispielsweise in einigen Schulküchen in Mähren verarbeitet. Auch im Erzbischöflichen Gymnasium in Kroměříž / Kremsier kam das Fleisch auf den Tisch. Weder die Schüler, noch das Personal hätten sich aber angesteckt, sagte der Direktor des Gymnasiums, Jan Košárek:
„Es wurde bei sehr hohen Temperaturen in einem Heißluftdämpfer gekocht. Das Essen war in Ordnung. Niemand ist krank geworden, es gab keine Probleme damit.“
Salmonellen lassen sich abtöten, wenn man Lebensmittel mindestens zehn Minuten lang bei über 70 Grad Celsius erhitzt.
Nach dem Gammelfleisch aus einem Mastbetrieb in Masowien ist es der zweite Fall verunreinigter Lebensmittel aus Polen innerhalb kurzer Zeit. Daher werden auch die tschechischen Supermarktketten vorsichtiger. Makro importiere derzeit kein Rindfleisch aus Polen mehr, teilte Firmensprecherin Romana Nýdrle am Donnerstag mit:„Es handelt sich um eine vorübergehende Maßnahme, die im Interesse unserer Kunden getroffen wurde.“
Außer den Veterinärmedizinern ist auch die tschechische Polizei tätig geworden. Sie kontrolliert seit Mittwoch alle Lastwagen, die leicht verderbliche Waren aus Polen transportieren. Der polnische Landwirtschaftsminister Jan Krzysztof Ardanowski zeigte sich am Donnerstag in einem Gespräch für den Radiosender Wnet sehr erbost. Jeder Vorwand sei wohl gut, um seinem Land vorzuwerfen, dass es widerliche Lebensmittel produziere, wetterte der Minister. Seinen Worten zufolge bauschen einige Länder das Problem auf, weil sie nicht mit Polen bei der Lebensmittelproduktion konkurrieren könnten. Konkret drohte Ardanowski damit, tschechisches Import-Bier zu kontrollieren. Sein Amtskollege in Prag, Miroslav Toman (parteilos), reagierte via Twitter mit einem Foto, auf dem er ein Glas mit Budweiser Budvar hielt. Dazu schrieb er die ironische Bemerkung, er habe die Bierqualität kontrolliert, und alles sei in Ordnung.
Das mit Salmonellen verunreinigte Fleisch hat im Übrigen die Firma Animalco nach Tschechien eingeführt. Sie gehört zur Agrofert-Holding, deren Eigner bis 2017 Premier Andrej Babiš (Ano-Partei) war. Die bürgerdemokratische Abgeordnete Veronika Vrecionová sagte, der Konzern habe tschechische Kunden gefährdet. Die Bürgerdemokratin betonte, jeder müsse die Verantwortung für seine Taten tragen, auch eine Holding, die zu einem Treuhandfonds des tschechischen Premiers gehöre.