Sparkonten und Investitionen – Tschechen versuchen sich vor der Inflation zu schützen
Nur in wenigen Ländern der EU liegt die Inflation höher als in Tschechien. Seit mehr als einem Jahr erreicht die Teuerung zweistellige Werte. Deswegen versuchen die Menschen im Land, ihre Ersparnisse zu bewahren.
Geld verliert in Tschechien in ungekanntem Ausmaß an Wert. Im April lag die Inflationsrate erneut im zweistelligen Bereich, konkret waren es 12,7 Prozent. Bei einer Umfrage im März äußerten zwei Drittel der Tschechen, dass sie größere Befürchtungen über ihre finanzielle Lage hätten als noch ein Jahr zuvor. Die Erhebung hatte die Investmentgesellschaft Generali Investments durchgeführt.
Auf ihre Ängste reagieren die Menschen hierzulande auf zwei Arten: Zum einen versuchen sie zu sparen, zum anderen zu investieren. Das bedeutet: Runter mit dem Geld vom Girokonto. Während 2021 noch jeder Siebte dort seine Ersparnisse aufbewahrt hat, ist es mittlerweile nur noch jeder Zehnte. Stattdessen werden Sparkonten angelegt. So hat es auch Lucie aus dem nordböhmischen Ústí nad Labem / Aussig gemacht:
„Ich habe gemerkt, dass ich am Monatsende immer weniger Geld auf dem Konto hatte. Deswegen achte ich nun mehr darauf, für was ich Geld ausgebe und versuche verstärkt zu sparen. Das Ersparte tue ich nun jeden Monat auf mein Sparkonto – und hoffe, dass ich es damit wenigstens etwas vor der Inflation schützen kann.“
Ebenso steigt der Anteil jener, die ihr Erspartes investieren. Vor zwei Jahren hatte das nur jeder vierte Tscheche bereits in irgendeiner Weise probiert, heute ist es jeder zweite. Am häufigsten werden dabei Investmentfonds genutzt. Stattdessen verliert die Anlage in Krypto-Währungen zunehmend an Attraktivität. Der Handelsdirektor von Generali Investments, Petr Mederly, mahnt aber auch zu Vorsicht:
„Als beginnender Investor sollte man nicht all sein frei verfügbares Geld anlegen. Man sollte immer daran denken, ausreichend Reserven zur Deckung der vorrangigen Bedürfnisse zu haben.“
Aber nicht nur die hohen Inflationsraten knabbern am Ersparten der Tschechen. Vorletzte Woche hat die Regierung von Premier Petr Fiala (Bürgerdemokraten) ihr Konsolidierungspaket für den Staatshaushalt vorgestellt. Auch das wird die Privathaushalte in gewisser Weise belasten. Die Gewerkschaften befürchten sogar spürbare Verluste gerade für Geringverdienende. Laut dem makroökonomischen Analyst von Generali Investments, Martin Pohl, werden die Verbraucher über 40 Prozent des Pakets im kommenden Jahr stemmen müssen…
„Von den 94 Milliarden Kronen (vier Milliarden Euro, Anm. d. Red.) an Einsparungen im ersten Schritt schätzen wir, dass rund 40 Milliarden Kronen (1,7 Milliarden Euro, Anm. d. Red.) auf die Haushalte entfallen werden. Das ist ungefähr ein Prozent des verfügbaren Einkommens. Das schränkt natürlich den Spielraum für das Sparen und Anlegen von Geld weiter ein“, sagt Pohl.
Der Analyst sieht daraus aber keine dramatischen Folgen erwachsen – vor allem nicht, wenn das Bruttoinlandsprodukt wie angekündigt im kommenden Jahr wieder wachsen sollte. Die tschechische Nationalbank prognostiziert jedenfalls für 2024 ein Wirtschaftswachstum von drei Prozent.