Spidla: In 30 Jahren werden eine Million Immigranten in Tschechien leben

Vladimir Spidla

Eine starke Zuwanderungswelle, die die negative demographische Entwicklung in Tschechien aufhalten soll, wird vom tschechischen Vizepremier und Minister für Arbeit und Soziales Vladimir Spidla erwartet. Markéta Maurová berichtet.

In einem Vortrag vor Studenten der Südböhmischen Universität legte Vladimir Spidla am Dienstag seine Vision der künftigen demografischen Entwicklung in Tschechien vor. Nur hunderttausende Zuwanderer könnten das Land vor der Aussterbung und einer ökopolitischen Krise retten, meint Spidla. Als die geeignetsten Kandidaten von allen eventuellen Immigranten betrachtet er die Ukrainer. Aus diesem Grund wird vorausgesetzt, das Mitarbeiter des Sozialministeriums sowie soziale Mitarbeiter künftig neben Englisch auch Russisch und Ukrainisch lernen sollen. Den Schätzungen Spidlas nach werden innerhalb von 30 Jahren mindestens 1 Million Leute ausländischer Herkunft in der Tschechischen Republik leben, wobei heute dieser Anteil 2 Prozent beträgt. In Deutschland z.B. sind es 10 Prozent.

Die Annahme der Ausländer sei eine notwendige Vorraussetzung für die Erhaltung der wirtschaftlichen Entwicklung und politischen Stabilität. Der Staat will jedoch eine Selektion unter den Zuwanderern durchführen. Das vom Kabinett verabschiedete Projekt der Immigrationspolitik setzt voraus, dass jeder Antragssteller mit einem Punktskore bewertet wird, wobei seine Ausbildung, Familienzustand und kultureller Umkreis in Betracht gezogen werden. Vor Einzelpersonen werden Leute mit einer Familie bevorzugt, größere Chancen haben z.B. Slowaken als Leute aus Südostasien, sagte dazu der Vizepremier.

Die schlechten demographischen Prognosen stützen sich auf die stets sinkende Geburtsrate: während 1989 auf eine Frau statistisch 1,84 neugeborene Kinder zukamen, in diesem Jahr sind es nur 1,14 Kinder. Vergleichbare Tendenzen gibt es dabei auch in anderen Ländern Europas - in Italien und Spanien etwa kommen noch weniger Kinder als in Tschechien zur Welt. Sollten wird bei der gegenwärtigen Entwicklung der Geburtsrate die Tschechische Republik als eine Insel verschließen, würde etwa um das Jahr 2400 der letzte Tscheche oder die letzte Tschechin sterben," sagte Spidla dem Blatt Lidove noviny.