Sport mit Maske? Fitnesszentren und Sportvereine kritisieren Regierungsanordnung

Foto: Michal Sladký, Archiv des Tschechischen Rundfunks

Seit Mitte Oktober konnten Hobbysportler in Tschechien praktisch nur noch im Freien trainieren. Der Corona-Shutdown bedeutete auch eine Schließung aller Indoor-Sportanlagen inklusive Fitnesszentren. Ab Donnerstag dürfen diese Anlagen wieder öffnen, aber unter strengen Hygieneregeln. Unter anderem hat die Regierung dort eine Maskenpflicht angeordnet, und das bringt die Betreiber und Sportvereine auf die Barrikaden.

Illustrationsfoto: Alexandra Koch,  Pixabay / CC0

Bára Kadlecová klebt kleine Kreuze auf den Boden der Trainingshalle. Sie betreibt im nordböhmischen Ústí nad Labem / Aussig ein Fitnesszentrum:

„Den Abstand immer wieder neu abzumessen ist unsinnig, deswegen mache ich lieber feste Zeichen auf den Boden, sodass sich jeder orientieren kann.“

Kadlecová hat mit den meisten Hygieneregeln im Prinzip keine Probleme: weder mit den geforderten zwei Meter Abstand noch mit der Teilnehmerbeschränkung. So dürfen maximal zehn Menschen zeitgleich in einem Raum Sport treiben.

Gesundheitsminister Jan Blatný (parteilos) hat allerdings zudem noch angeordnet, dass dabei Masken getragen werden müssen. Ausgenomen sind nur die Profis, die regelmäßig auf das Virus getestet werden.

Jan Blatný  (Foto: ČTK / Ondřej Deml)

„Alle anderen Sportreibenden tragen beim Training und bei den Wettkämpfen eine Maske. Das bezieht sich auf alle Arten des Hallensports. Der Grund ist das tiefe Atmen beim Sport und weiteren Körperanstrengungen. Es lässt sich nicht begründen, dabei keinen Mundschutz zu tragen“, erläuterte der Minister am Sonntag bei der Pressekonferenz nach der Kabinettssitzung.

Fitnesstrainerin Bára Kadlecová ist von dieser Regelung wenig begeistert:

„Die Masken beim Sport waren ja in Tschechien auch schon im Frühjahr vorgeschrieben. Irgendwie ließ sich das zwar machen, aber es kommt dann nur die Hälfte der Kunden, weil die Menschen den Mundschutz nicht tragen wollen. Das Atmen in den Masken fällt schwerer, und das ist beim Sport nicht für jeden das Gelbe vom Ei.“

Foto: 5132824,  Pixabay / CC0

Der tschechische Verband der Fitnesszentren hält die Maskenpflicht sogar für geschäftsschädigend.

„Wir wissen schon aus der ersten Corona-Welle, dass die Maskenpflicht für viele Menschen eine große Hürde ist. Gestern haben wir eine Blitzumfrage durchgeführt. Demnach wollen 80 Prozent der bisherigen Besucher von Fitnesszentren erst wieder zum Training kommen, wenn die Pflicht nicht mehr besteht. Für uns ist diese Hygieneanordnung ein riesiges Problem“, sagt Verbandspräsidentin Jana Havrdová.

Doch nicht nur aus geschäftlichen, sondern auch aus gesundheitlichen Gründen kann sich Havrdová nicht vorstellen, dass das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes sinnvoll ist:

Jana Havrdová  (Foto: Archiv des tschechischen Bildungsministeriums)

„Man atmet sein CO2 aus, die Maske wird feucht. Da sammeln sich natürlich weitere Bakterien an. Die Zufuhr frischer Luft ist deutlich eingeschränkt. Das alles widerspricht der Idee gesunder Bewegung, bei der gerade das Atmen wichtig ist.“

Gegen die Maskenpflicht spricht sich auch der Chefarzt des tschechischen Olympischen Komitees aus. Und im hiesigen Floorball ist eine Diskussion entbrannt, ob man Kindern überhaupt Masken zumuten kann. Denn auch sie müssen diese beim Hallensport tragen. Matěj Klucho ist Chef-Jugendtrainer beim Floorball-Klub in Liberec / Reichenberg:

Matěj Klucho  (Foto: Archiv FBC Liberec)

„Zusammen mit anderen Trainern habe ich das probiert und eine Maske aufgesetzt. Es reichte, ein paar mehr Treppen hinaufzusteigen, und uns wurde schwindlig. Dann stelle ich mir die Kleinen vor, die immer voll Gas geben. Und die sollen dann auf einmal mit Maske trainieren? Ich weiß nicht, was da eventuell passieren kann…“

Weil Kritik von allen Seiten kommt, drängen Verbände und Vereine auf Änderungen. So verhandelt die Nationale Sportagentur mit dem Gesundheitsministerium über eine Ausnahme von der Maskenpflicht für den Amateur- und Freizeitsport. Außerdem mache die Beschränkung auf zehn Aktive pro Halle jeglichen Betrieb von Ligen und Wettbewerben unmöglich, hieß es.

Autoren: Till Janzer , Daniela Pilařová , Marek Augustin
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