Kampagne „Aktiver September“ will Menschen in Tschechien in Bewegung bringen

Wer einmal in der Woche Sport treibt, gehört in Tschechien schon zu den wirklich aktiven Menschen, die hier etwa ein Drittel der Bevölkerung bilden. Um auch noch den Rest davon zu überzeugen, wie wichtig Bewegung für den menschlichen Organismus ist, läuft seit heute die Kampagne „Aktiver September“.

Eigentlich ist es gar nicht so viel: Zweieinhalb bis fünf Stunden wöchentlich sollte ein erwachsener Mensch seinen Körper auf irgendeine Art und Weise in Bewegung bringen. So empfiehlt es die Weltgesundheitsorganisation (WHO) und meint damit idealerweise sportliche Tätigkeiten. Doch auch Spaziergänge gehören beispielsweise dazu.

Jana Havrdová | Foto:  Tschechischer Rundfunk

Dass regelmäßige Bewegung gut für den Menschen ist, darauf macht auch die Kampagne „Aktivní září“ (Aktiver September) in Tschechien aufmerksam. Am Mittwochvormittag wurde sie im Wallenstein-Garten des Prager Senats feierlich eröffnet. Jana Havrdová ist Beiratsvorsitzende des Stiftungsfonds „Aktivní Česko“ (Aktives Tschechien), der die Kampagne organisiert. Am Mittwochmorgen lud sie in den Inlandssendungen des Tschechischen Rundfunks zu einem Tag voller Aktivitäten ein:

„Im Wallenstein-Garten finden die Besucher viele Infostände unserer Partner. Dort wird zum Beispiel die Zusammensetzung des eigenen Körpers gemessen, man kann mit Kindern Sport treiben oder Joga machen. Es gibt Gruppenübungen zu Spinnig, Tanz oder Atemübungen.“

Vielfältig seien das Programm und namhaft auch die Gäste, sagt Havrdová. So waren bei der Eröffnung am Vormittag Senatspräsident Miloš Vystrčil (Bürgerdemokraten) dabei, zudem die Leiterin des zentralen Gesundheitsamtes, Barbora Macková, der Vorsitzende der nationalen Sportagentur (NSA), Ondřej Šebek, oder auch der Kanute und Olympiasieger Josef Dostal.

Josef Dostál | Foto: Ivana Roháčková,  Tschechischer Rundfunk

Körperliche Bewegung solle ganz natürlich in den normalen Tagesablauf integriert werden, so die Botschaft der Kampagne. Im europäischen Vergleich würden die Tschechen allerdings gar nicht so schlecht abschneiden, fährt Havrdová fort und verweist auf die aktuellste Eurobarometer-Erhebung von 2022:

„Auf die Frage, wann man sich bewege, antworten 45 Prozent aller Menschen in ganz Europa mit ‚Nie‘. In Tschechien sagen dies nur 26 Prozent der Bevölkerung. Dennoch ist dies natürlich viel. ‚Selten‘ bewegen sich hierzulande weitere 30 Prozent.“

Insgesamt ist es also immer noch mehr als die Hälfte der Menschen in Tschechien, die sich höchstens einmal die Woche Bewegungsaktivitäten widmet. Eine weitere Zahl kommt vom staatlichen Gesundheitsinstitut (SZÚ) und besagt, dass fast 60 Prozent der Erwachsenen hierzulande mehr wiegen würden, als es für sie gesund wäre. Die Ursachen dafür ließen sich teilweise in einem geringen Lebensstandard finden, erläutert Havrdová:

„Dies hat eine Studie der tschechischen Schulinspektion bestätigt, bei der die Fitness der Schüler untersucht wurde. Sie zeigt, dass ein niedriger sozio-ökonomischer Status mit einem höheren Vorkommen von Übergewicht zusammenhängt und auch mit einer geringeren Bewegung der Kinder und Erwachsenen. Das heißt, wir haben viel zu tun im Bereich der Bildung und der Aufklärung darüber, warum es wichtig ist, sich zu bewegen. Denn körperliche Aktivität ist nicht nur eine Frage von kostenpflichtigen Kursen oder des Zugangs zu Sporteinrichtungen. Sie gehört vielmehr zu einem wirklich aktiven Leben, bei dem es reicht, spazieren zu gehen oder das Kind auf den Spielplatz mitzunehmen.“

Foto: Andrea Švubová,  Tschechischer Rundfunk

Sport und Bewegung müssten also nicht unbedingt vom Geldbeutel abhängig sein, ergänzt Havrdová. Deshalb präsentiere die Kampagne „Aktiver September“ auch zahlreiche Möglichkeiten, wie man ohne große Investitionen aktiv sein könne:

„Es sind schon mehr als 500 Veranstaltungen in ganz Tschechien registriert. Organisiert werden sie etwa von der tschechischen Sportunion, dem Olympiakomitee oder von Fitnesszentren. Wir haben einfach bestehende Angebote zusammengetragen, die es landesweit regelmäßig gibt, und ihnen den gemeinsamen Titel ‚Aktiver September‘ gegeben. Die Aktivitäten sind wirklich vielfältig – vom Tanz über Joga bis zum Kampfsport. Es gibt auch Waldspaziergänge und Wanderungen in der Natur.“

Sie würde sich wünschen, sagt Jana Havrdová, dass die Menschen in Tschechien den Beginn des neuen Schuljahrs zum Anlass nehmen, in ihren Terminkalender auch wieder sportliche Aktivitäten aufzunehmen – und das nicht nur für ihre Kinder, sondern auch für sich selbst.

Autor: Daniela Honigmann | Quelle: Český rozhlas Plus
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