Sportzentrum Brünn formt Talente auf den Spuren Sáblíkovás

Martina Sáblíková (Foto: ČT)

Martina Sáblíková ist endgültig ein Star in Tschechien. In Sotschi gewann die Eisschnellläuferin je eine Gold- und Silbermedaille auf den langen Distanzen, 2010 in Vancouver hatte sie neben Gold über 3000 und 5000 Meter auch noch Bronze über 1500 Meter gewonnen. Mit drei Olympiasiegen und insgesamt fünf Medaillen ist die 26-Jährige nun die erfolgreichste Tschechin bei Winterspielen. Und das in einer Sportart, die hierzulande nur sehr stiefmütterlich gefördert wird. Wird sich daran jetzt etwas ändern?

Martina Sáblíková  (Foto: ČT)
Das Mädchen vom Teich“ oder „Die Königin ohne Schloss“ – so wird die dreifache Eisschnelllauf-Olympiasiegerin Martina Sáblíková nicht selten von der internationalen Presse genannt. Hintergrund ist, dass sich die Sportlerin aus Ždár nad Sazávou ihre Erfolge gewissermaßen im Ausland erarbeiten musste. In Tschechien gibt es nämlich bis heute noch keine Eisschnelllaufbahn, die dem Standard für internationale Wettkämpfe entspricht. Im mährischen Brno / Brünn trainieren indes seit einiger Zeit mehrere junge Läuferinnen auf einer veralteten Freizeitbahn. Sie wird verwaltet vom Sportzentrum der Messestadt, einer der Trainer ist Pavel Knitl:

Pavel Knitl  (Foto: ČT)
„Fortschritte sind schon zu sehen. Die Kinder haben Interesse an dem Sport, und alle wollen natürlich Martina Sáblíková nacheifern. In Brünn haben wir derzeit 12 bis 13 Mädchen, die zum Training in unser Sportzentrum kommen. Und ich denke, dass sie Perspektive haben, denn erste Ergebnisse sind auch schon zu sehen.“

Eines der jungen Nachwuchstalente ist Sára Pavlíčková. Die 16-Jährige, die in Brünn das Ludvík-Daněk-Gymnasium besucht, gehört bereits zum nationalen Junioren-Auswahlkader. Im Dezember vorigen Jahres hat sie im polnischen Zakopane auch schon ihre ersten Punkte im Weltcup geholt, verrät Knitl. Dennoch meint der Trainer, dass das Fundament des tschechischen Eisschnelllaufs noch auf sehr schmalen Beinen steht:

„Dass hier das Eisschnelllaufen in gewisser Weise wieder zum Leben erweckt wurde, zeugt davon, dass Kinder und Eltern ein Interesse daran haben, Martinas Spuren zu folgen. Das Problem ist: Es gibt weiter kaum Eisflächen zum Trainieren.“

Foto: ČT
Angesichts der neuerlichen Erfolge von Martina Sáblíková bei Olympia ist Knitl jedoch optimistisch, dass sich daran schon bald etwas ändern könnte:

„Insbesondere fehlt in Tschechien eine lange Eisschnelllaufbahn, auf der man trainieren kann. Es muss nicht einmal eine geschlossene Halle sein, die Bahn kann auch offen sein. Wir in Brünn haben Interesse an einer solchen Bahn und nicht zuletzt auch gewisse Voraussetzungen, damit sie schon in absehbarer Zeit hier entstehen könnte.“

Bis es aber in Tschechien ein modernes Eisschnelllaufoval geben wird, vergeht wohl noch einige Zeit. Bis dahin wird sich Sáblíkovás Trainer Petr Novák auch weiterhin sehr intensiv um die Talente von morgen kümmern, glaubt Knitl:

„Eine enorme Unterstützung für den Nachwuchs leistet Petr Novák. Jedes Jahr im September, wenn die Vorbereitung auf die neue Saison beginnt, nimmt er einige der Mädchen zum Trainingscamp mit nach Inzell. Dort steht eine große Eisschnelllaufhalle, in die junge wie ältere Athleten aus ganz Europa zum Trainieren kommen. Weitere Eishallen, zu denen er die Nachwuchsläuferinnen mitnimmt, stehen in Erfurt und in Zakopane. Novák kümmert sich also schon sehr um die Generation, die nach Martina Sablíková kommen wird.“

Autor: Lothar Martin
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