Sprechstunden für Tschechen mit deutschem Pass in Kravaře

Konsularsprechtage in Kravaře (Foto: YouTube Kanal von TV Hlučínsko)

Einige tausend Bürger hierzulande besitzen neben der tschechischen auch die deutsche Staatsangehörigkeit. Viele von ihnen leben im sogenannten Hultschiner Ländchen im Mährisch-Schlesischen Kreis. Für sie hält die deutsche Botschaft seit 18 Jahren die sogenannten Konsularsprechtage in Kravaře / Krawarn ab.

Konsularsprechtage in Kravaře  (Foto: YouTube Kanal von TV Hlučínsko)
Einmal beziehungsweise zweimal pro Jahr öffnet die deutsche Botschaft ihren Schalter in Kravaře. Hunderte Tschechen mit deutscher Staatsbürgerschaft kommen hin, um ihre Pass- und Rechtsangelegenheiten zu erledigen.

„Ich will einen Pass beantragen. Es ist eine ideale Möglichkeit. Wir können dies bei uns in der Region erledigen und müssen nicht nach Prag.“

„Mein Pass ist abgelaufen, ich brauche einen neuen. Ich bin froh, dass ich diesen Dienst nutzen kann.“

Deutscher Reisepass  (Foto: Christian Horvat,  Public Domain)
„Ich will meine Geburtsurkunde abholen. Ich begrüße die Möglichkeit, weil sie mir Zeit erspart.“

Für zwei Tage steht Elke Czempinski vom Konsulat der Deutschen Botschaft in dieser Woche den Bürgern vor Ort zur Verfügung:

„Es ist ganz bestimmt eine große Hilfe, weil wir dadurch den Leuten hier vor Ort ersparen, nach Prag zu kommen. Ich weiß, dass alle gerne nach Prag kommen, es ist eine tolle Stadt. Um aber nur einen Pass zu beantragen, ist es natürlich eine große Herausforderung. Vor allem wenn man arbeitet, wenn man Kinder hat oder wenn man älter ist.“

Die Sprechtage in Kravaře werden vom örtlichen Politiker Josef Melecký organisiert. Er erinnert sich an Zeit vor zwanzig Jahren, als man sich zur Erledigung der Formalitäten auf den 400 Kilometer langen Weg nach Prag machen musste.

Josef Melecký  (Foto: Tschechisches Fernsehen)
„Einmal im Monat, jeweils am Donnerstag um fünf Uhr morgens wurde die Fahrt nach Prag organisiert. Es trafen sich hier Menschen aus dem ganzen Hultschiner Ländchen und füllten etwa zwölf Autos. Ich habe den ersten Wagen mit einer Fahne des Hultischner Ländchens gefahren und es ging los, Richtung Prag.“

Dass nun – wie er sagt – der Berg zum Propheten komme, hält Melecký für einen großen Erfolg.

„Das ist in ganz Tschechien einmalig. Die Botschaft ist uns maximal entgegengekommen und hat diese Geste gemacht. Ich bin sehr dankbar dafür.“

Hultschiner Ländchen  (Foto: Andrea Fajkusová)
Das Hultschiner Ländchen / Hlučínsko ist ein besonderes Gebiet im Nordosten der Tschechischen Republik an der Grenze zu Polen. Bis 1742 gehörte es zu Österreich. Danach fast 180 Jahre lang zu Preußen beziehungsweise Deutschland, nachdem Maria Theresia es abtreten musste. Von 1920 bis 1938 war das Hultschiner Ländchen ein Teil der Tschechoslowakischen Republik. Nach der Besatzung durch Nazi-Deutschland wurde es nicht wie andere Grenzgebiete dem Reichsgau Sudetenland, sondern direkt dem Deutschen Reich angegliedert. Alle Einwohner, egal ob deutsch- oder tschechischsprachig, erhielten damals die deutsche Staatsbürgerschaft. Nach der Wende von 1989 ermöglichte die Bundesrepublik Deutschland auch ihren Nachkommen, aufgrund der Staatsangehörigkeit der Vorfahren, die deutsche Staatsbürgerschaft zu ersuchen. Tausende Menschen in der Region haben, hauptsächlich aus ökonomischen Gründen, diese Möglichkeit genutzt.

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