Staatsfeiertag: Präsident zeichnet Künstler, Wissenschaftler und Parteifreunde aus
Der 28. Oktober ist hierzulande Staatsfeiertag. An diesem Tag wird die Gründung der selbständigen Tschechoslowakischen Republik im Jahre 1918 gefeiert. Zu diesem Anlass zeichnet der Staatspräsident verdiente Persönlichkeiten mit einer Medaille aus. An diesem Montag durften 29 Personen die Auszeichnung von Präsident Miloš Zeman entgegennehmen. Nie zuvor wurde jedoch die Auswahl der Preisträger so heftig kritisiert wie diesmal.
„Sie hinterlassen ein Werk. Drehen sie sich um, sehen sie, dass etwas von ihrem Werk wie eine Spur in der Geschichte erhalten bleibt. Und nicht wie eine Spur im Sand.“
Der Präsident verlieh den Tomáš-Garrigue-Masaryk-Orden an den Philosoph Erazim Kohák und den Schauspieler, Dichter und Regisseur Jiří Suchý. Weitere Verdienstmedaillen erhielten eine Reihe von Wissenschaftlern, Künstlern und Sportlern, darunter an die Leichtathletin Jarmila Kratochvílová:„Ich bin unter Menschen, die etwas erreicht haben, und das freut mich sehr“.
Unter den Ausgezeichneten waren aber auch einige kontrovers beurteilte Personen. So erhielt der ehemalige kommunistische Funktionär František Čuba, eine Medaille für seine Verdienste im Wirtschaftsbereich. Čuba ist auch Träger einer Reihe kommunistischer Auszeichnungen und Medaillen. Der 77-jährige kandidierte in den jüngsten Parlamentswahlen erfolglos für die Partei der Bürgerrechte (SPOZ). Sie steht dem Staatspräsidenten nahe.
Ebenso umstritten wie Čubas Auszeichnung ist die Verdienstmedaille für Miroslav Grégr. Der 83-jährige ehemalige Industrie- und Handelsminister ist mit der Fertigstellung des AKW Temelín verbunden und gehört zu den Begründern der Partei SPOZ. Und auch ein weiterer Preisträger, der Musikpublizist Karel Srp, ist mit dieser Partei verbunden.Jedoch entschieden sich nicht alle, die ausgezeichnet werden sollten, die Medaillen von Präsident Zeman entgegenzunehmen. So lehnte der renommierte tschechische Rockmusiker Vladimír Mišík die Staatsauszeichnung ab. Der 66-jährige Künstler begründete dies mit seiner wachsenden Abneigung gegen die Politik Zemans. Mišík gehört zu den bedeutendsten Persönlichkeiten der tschechischen Musikszene. In den 1980er Jahre durfte er einige Jahre lang nicht auftreten.
Die Vereinigung der politischen Gefangenen (KPV) habe in diesem Jahr dem Staatspräsidenten niemanden aus ihren Reihen für eine Auszeichnung vorgeschlagen, so der stellvertretende Vorsitzende, František Šedivý:„Denn dann hätte er ja eine Auszeichnung aus den Händen eines ehemaligen Kommunisten entgegen nehmen müssen“.
Die Mehrheit der tschechischen Hochschulrektoren hat die Zeremonie auf der Prager Burg boykotiert. Auch der Prager Oberbürgermeister Tomáš Hudeček und der Parteichef der Sozialdemokraten (ČSSD), Bohuslav Sobotka, blieben der Veranstaltung fern.