Stadt Brünn kürzt Sozialleistungen: „Schickst du deine Kinder nicht in die Schule, zahlst du drauf“
Wie kann man Eltern aus Problemfamilien dazu bringen, ihre Kinder in die Schule zu schicken? Vor dieser Frage stehen Jugendämter und Sozialarbeiter in Tschechien immer wieder. Zu drastischen Maßnahmen greift nun der Stadtbezirk Brno-střed / Brünn-Mitte: Wer die Schulpflicht missachtet, muss mit empfindlichen Kürzungen der Sozialhilfe rechnen. Sozialarbeiter signalisieren ihre Unterstützung für das Vorhaben.
Bisher ist fünf Familien die Sozialhilfe um einige Tausend Kronen im Monat gekürzt worden. Insgesamt bearbeite allein der Stadtbezirk Brünn-Mitte pro Jahr Dutzende Fälle von systematischem Schulschwänzen.
Unterstützung im Kampf gegen die Missachtung der Schulpflicht erfährt Bürgermeister Šťástka von der Nichtregierungsorganisation IQ Roma Servis, deren Sozialarbeiter sich um die Probleme der Roma-Familien in Brünn kümmern:
„Wenn die Schulpflicht kontrolliert wird und daran auch bestimmte finanzielle Zuwendungen des Staates gebunden sind, dann ist das in Ordnung. Das Ziel dieser Maßnahmen muss aber sein, die Kinder in der Schule zu halten und ihnen so eine bessere Ausbildung zu ermöglichen, damit sie später bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt haben“, sagte die Leiterin von IQ Roma Servis, Katarína Klamková, gegenüber Radio Prag.Bürgermeister Šťástka sieht die nun eingeleiteten Maßnahmen aber nur als erste Stufe in der Bekämpfung des Schulschwänzens. Er will noch einen Schritt weiter gehen:
„Meine persönliche Meinung ist, dass man die Sozialleistungen nicht nur teilweise streichen sollte. In Zukunft muss die einfache Formel gelten: ‚Schickst du deine Kinder nicht in die Schule, bekommst du keinen Heller’.“Katarína Klamková von der Organisation IQ Roma Servis warnt allerdings vor allzu harten Sanktionen:
„Wichtig ist auf jeden Fall, dass die Stadt mit den Sozialarbeiten vor Ort zusammenarbeitet. Die müssen beobachten, welche Auswirkungen die Kürzung der finanziellen Mittel hat. Man muss sichergehen, dass die Kinder nicht darunter leiden. Wenn man den Leuten zuviel wegnimmt, dann können sie womöglich ihre Miete nicht zahlen und sie verlieren ihre Wohnung. Und darunter leiden dann wieder die Kinder am meisten.“