Stadtpolizei verdirbt den Winterspaß auf dem Prager Laurenziberg

Prager Laurenziberg (Foto: ČTK / Ondřej Deml)

Die ungewöhnlichen Schneemassen haben in diesen Tagen viele Prager auf den Petřín / Laurenziberg gelockt – um Ski, Snowboard oder Schlitten zu fahren. Doch am Dienstag hat die Stadtpolizei die Sportlustigen, darunter viele kleine Kinder, von den verschneiten Hängen vertrieben. Das hat zu Unmut geführt.

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Eine Kindergartenklasse freut sich unter der Aufsicht ihrer Lehrerin am Fuß des Hanges über die Schlittenfahrt. Einige Langläufer gleiten auf ihren Ski daran vorbei. Dann steigen zwei Beamte aus einem Polizeiauto und gehen auf die Wintersportler zu.

„Ich mache Sie darauf aufmerksam, dass Sie gegen eine Verordnung der Hauptstadt Prag verstoßen. Diese verbietet hier das Ski-, Snowboard- und Schlittenfahren. Verstehen Sie das bitte als Ermahnung, dass man dies hier nicht machen darf.“

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Ein Kollege der Polizistin betont, die verbotenen Sportarten seien in der entsprechenden Verordnung konkret genannt. Dann gehen die Beamten von den Schlittenfahrern zu den Langläufern und wiederholen ihre Mahnung. Die Mehrheit der Menschen ist überrascht. Nie hätten sie davon gehört, dass es verboten sei, auf dem Petřín Ski und Schlitten zu fahren, merken sie an.

„Ich fahre hier schon seit 16 Jahren Ski. Und mich freut, dass so viel Schnee liegt. Aber das mit dem Verbot habe ich wirklich nicht gewusst. Dabei wäre es so wichtig, seine Gesundheit zu stärken. Alle sitzen zu Hause, man muss doch hinausgehen.“

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Und eine Frau fügt hinzu:

„Wir leben hier auf der Kleinseite, ich habe hier meinem Sohn das Skifahren beigebracht.“

Die Mehrheit der Ski- und Snowboardfahrer befolgt an diesem Tag den Hinweis der Stadtpolizisten und verlässt den Petřín oder schnallt wenigstens Ski oder Snowboard ab.

An einigen Orten in Prag werde das Sporttreiben durch eine Verordnung geregelt, die seit 2001 gelte, erklärte die Sprecherin der Prager Stadtpolizei, Irena Seifertová, in den Inlandssendungen des Tschechischen Rundfunks.

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„In der Verordnung ist verankert, dass auf Grünflächen in Gärten und Parks unter anderem verboten ist, Ski, Schlitten und Snowboard zu fahren. Alle Orte, auf die sich das Verbot bezieht, sind in der Anlage der Verordnung aufgezählt.“

Bei Verstößen gegen das Verbot droht zurzeit eine Geldstrafe in Höhe von bis zu 10.000 Kronen (ca. 400 Euro). Auch der Prager Oberbürgermeister Zdeněk Hřib (Piraten-Partei) zeigte sich erstaunt. Er sagte, dass der Stadtrat die Verordnung ändern müsse.

„Ich verstehe nicht, wie dies in dieser Form überhaupt verabschiedet werden konnte. Die Verordnung müssen wir aktualisieren. Laut Gesetz ist dies aber nicht schneller als in 15 Tagen möglich. Deswegen haben wir eine einfachere Möglichkeit gefunden: Der Parkverwalter kann jene Orte mit Piktogrammen kennzeichnen, an denen Schlittenfahren erlaubt ist. So können wenigstens die Kinder die Winterfreuden genießen.“

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Die neuen Schilder werden an diesem Mittwoch auf dem Petřín aufgestellt. Über die Stadtpolizisten, die die rodelnden Kinder vom Petřín vertrieben haben, gab es empörte Kommentare in den Medien und in den Social Media. Viele der Kritiker waren erstaunt, dass die Beamten in Prag nichts Besseres zu tun hätten, als kleine und große Sportler/Innen vom Petřín zu verjagen.