Steigender Absatz von Fairtrade-Waren in Tschechien hilft beim Kampf gegen Folgen des Klimawandels

Auf dem tschechischen Markt werden immer mehr Produkte mit dem Fairtrade-Siegel verkauft. Im vergangenen Jahr wurde vor allem ein deutlicher Anstieg bei Kakao und Schokolade verzeichnet. Neben den Umsatzzahlen beschäftigt die Aktivisten des fairen Handels hierzulande aber zunehmend auch das Thema Klimawandel.

Lubomír Kadaně | Foto:  Fairtrade Tschechien und Slowakei

Die Jahrespressekonferenzen der Organisation Fairtrade Česko a Slovensko (Fairtrade Tschechien und Slowakei, FTČS) sind für die Veranstalter immer ein Grund zur Freude – aber auch zur Mahnung. Der jahrelange Aufwärtstrend von fair gehandelten Produkten hält hierzulande ungebrochen an. Trotzdem verlieren Themen wie unwürdige Löhne, ausbeuterische Kinderarbeit oder unzureichender Arbeitsschutz in Ländern des Globalen Südens nicht an Aktualität. Die hiesige Bevölkerung darüber aufzuklären, bleibe daher eine der Hauptaufgaben der NGO, so Direktor Lubomír Kadaně:

„Der faire Handel ist eine Partnerschaft, die auf Respekt und Zusammenarbeit gründet. Dahinter steht die Überzeugung, dass an dem Reichtum, der sich hierzulande aus dem Verkauf von Produkten aus Afrika, Asien und Lateinamerika ergibt, auch die Landwirte in den Ursprungsländern ihren gerechten Anteil haben sollten.“

Gabriela Kozlová | Foto: Fairtrade Tschechien und Slowakei

FTČS ist seit 2004 in Tschechien und seit 2014 auch in der Slowakei aktiv. Ein weiteres wichtiges Tätigkeitsfeld ist es, fair gehandelte Produkte auf dem hiesigen Markt zugänglich zu machen. Die jährlich steigenden Umsatzzahlen zeugen von Erfolg – wenn auch in einem überschaubaren Rahmen. Im vergangenen Jahr wurden etwa 1326 Tonnen grüner, also ungerösteter Kaffeebohnen von Fairtrade-Partnern in Tschechien verkauft. Das mache zwar einen Anstieg von 37 Prozent seit 2020 aus, decke aber immer noch nur fünf Prozent des gesamten Kaffeemarktes hierzulande ab, sagt Gabriela Kozlová. Die Marketing-Leiterin bei FTČS präsentierte bei der Pressekonferenz im Mai noch weitere Zahlen…

„Fairtrade-Kakao ist in den vergangenen Jahren zum Zugpferd auf dem tschechischen Markt geworden. Im vergangenen Jahr wurden knapp 4246 Tonnen verkauft. Das bedeutete einen Anstieg von 60 Prozent“, so Kozlová.

Illustrationsfoto: Anna Hanks,  Flickr,  CC BY 2.0

Noch größer ist das Plus bei fairen Schnittblumen, die es allerdings erst seit zwei Jahren auf dem hiesigen Markt gibt. 2021 wurden insgesamt 3,2 Millionen Stängel verkauft, was im Jahresvergleich einen Anstieg von 377 Prozent bedeutet.

Genutzt wurde die Jahrespressekonferenz von der Organisation diesmal, um auf die enge Verbindung von Klimawandel und fairem Handel aufmerksam zu machen. Dazu Direktor Kadaně:

„Fairtrade Tschechien und Slowakei setzt sich dafür ein, dass die Produzenten eine Kontrolle über ihr Einkommen haben. Über das Klima hat allerdings niemand die Kontrolle. Die kleinen Landwirte im Globalen Süden sind jedoch die, die für den Klimawandel am wenigsten können, aber am meisten unter den Folgen zu leiden haben. In diesem Zusammenhang ist Klimagerechtigkeit zum Thema geworden, denn die Ungleichheit ist offensichtlich.“

Illustrationsfoto: Rudy und Peter Skitterian,  Pixabay,  Pixabay License

Um dies zu belegen, hatte die Organisation Patrick van Damme eingeladen, den Dekan der Fakultät für tropische Landwirtschaft an der Agraruniversität in Prag. Er erläuterte, dass die Anbaufläche für Kakaopflanzen in den größten Produzentenländern Elfenbeinküste und Ghana unter den aktuellen Klimabedingungen bis 2050 mindestens um die Hälfte abnehmen wird. Der Bezug zu den Verbrauchern in Tschechien und anderen Ländern Europas sei eindeutig, so der Wissenschaftler: Kakao werde im Globalen Süden angebaut, zum allergrößten Teil aber im Globalen Norden konsumiert. Direkte Hilfe leisteten die hiesigen Händler von Fairtrade-Produkten, weil sie zusätzlich eine Prämie für die Produzenten generierten, erläutert van Damme:

„Der Kampf gegen die Folgen des Klimawandels ist nicht nur eine technische Angelegenheit, sondern auch eine sozioökonomische. In dieser Hinsicht kann die Fairtrade-Prämie zum Vehikel werden, um bessere Anbaumethoden zu ermöglichen. Das Geld lässt sich dafür nutzen, zusätzliche Bäume als Schattenspender anzupflanzen, Bewässerungsanlagen anzulegen, eine breitere Variation an Kulturen anzubauen und mit sauberer Energie zu arbeiten.“

Illustrationsfoto: Kevin Dooley,  Flickr,  CC BY 2.0

Die Fairtrade-Prämie ist eine zusätzliche Zahlung, die sich aus der Umsatzhöhe ergibt und die die Produzenten einmal im Jahr erhalten. Demokratisch wird in den Genossenschaften dann darüber abgestimmt, wofür das Geld eingesetzt wird. Durch den Verkauf von Fairtrade-Produkten in Tschechien sind im vergangenen Jahr fast 37,5 Millionen Kronen (1,5 Millionen Euro) zusammengekommen, die in den Ländern des Globalen Südens nun unter anderem für Anpassungen an veränderte Klimabedingungen eingesetzt werden.