Steinkohleförderung in Tschechien: Am Wochenende schließen zwei weitere Schächte

Foto: Archiv OKD

Das staatlich geführte Unternehmen OKD stellt am Wochenende die Arbeit in zwei weiteren Gruben ein. Damit setzt sich das langsame Ende der Steinkohleförderung in Tschechien fort.

Schacht Darkov  (Foto: ČTK / Jaroslav Ožana)

Der letzte Wagen wird ausgefahren. Im Steinkohlebergwerk OKD verabschieden sich die Kumpel am Dienstag von ihrem Schacht Darkov. Viele von ihnen haben jahrzehntelang in dem Untertagebau bei Karviná / Karwin gearbeitet. Die sogenannte Beerdigung, bei der ein letzter Kohlewagen symbolisch an die Oberfläche gebracht wird, findet wegen der Corona-Pandemie im weniger feierlichen Rahmen statt als gewöhnlich. Das sei umso trauriger, sagt Zdeněk Jaroš. Der Bergarbeiter wird sich nun nach 30 Jahren eine neue Arbeit suchen:

„Ich wusste ja, dass das Ende kommt. Ich hoffe, dass ich die Herausforderung meistere und eine neue Stelle finde. Personalwesen, Buchhaltung, Steuern, Löhne, irgendwas in diesem Bereich soll es sein.“

Schacht Darkov  (Foto: Michaela Danelová,  Archiv des Tschechischen Rundfunks)

Dafür ist Jaroš gut vorbereitet, denn neben seiner Arbeit unter Tage hat er noch ein Studium an der Handelsakademie absolviert.

53 Millionen Tonnen Steinkohle sind im Schacht Darkov insgesamt abgebaut worden. Die Förderung wird am Sonntag für immer eingestellt. Dann werden die Konstruktion abgerissen und der Stollen zugeschüttet. OKD-Betriebsleiter David Hájek erläutert:

„Nach dem Rückbau der Grube bleibt an der Oberfläche eine Art Betondeckel zurück und Schornsteine, um den Luftdruck zu kontrollieren. Die Gebäude an der Oberfläche werden abgerissen. Auf der grünen Wiese, die hier entsteht, werden dann nur noch die stillgelegten Stolleneingänge zu sehen sein.“

Foto: Archiv OKD

Die Geschichte des Schachtes Darkov reicht weit zurück. Dabei habe die Mine einige Male ihren Namen gewechselt, so Hájek:

„Der Schacht Darkov ist der Nachfolger der Schächte Gabriela, Hohenegger und Barbora. Die Ära Darkov begann 1982. Aber die vorherigen Gruben wurden schon Mitte des 19. Jahrhunderts angelegt.“

Genauer im Jahr 1854, als der Schacht seine Lizenz erhielt und nach der Gräfin Gabriela aus Žerotín / Scherotein benannt wurde. Zu Zeiten der ČSSR trug das Bergwerk den Namen „Mír“, zu Deutsch: Frieden. In die Annalen von OKD hat sich im vergangenen Jahr auch die Corona-Pandemie eingeschrieben, als ihre Gruben zu einem Ansteckungsherd wurden. Sechs Wochen lang standen die Förderräder deswegen still.

Schacht ČSA  (Foto: ČTK / Jaroslav Ožana)

Das Staatsunternehmen ist das einzige, das in Tschechien Steinkohle abbaut. Die Förderung wird seit der Samtenen Revolution schrittweise zurückgefahren. Damals arbeiteten bei OKD noch 104.000 Menschen, ab März dieses Jahres werden es nur noch 2800 sein. Die Firma schreibt schon seit langem rote Zahlen. 2019 beliefen sich die Verluste auf 861 Millionen Kronen (33 Millionen Euro).

Neben dem Schacht Darkov endet an diesem Wochenende auch die Arbeit im benachbarten Schacht ČSA. In Betrieb bleiben dann noch die zwei Minen ČSM-Nord und ČSM-Süd. Sie sollen kommendes Jahr geschlossen werden. Ein genauer Termin sei schwer festzulegen und hänge vom Marktpreis für Kohle ab, sagt Vanda Staňková. Sie ist die Vorsitzende des OKD-Verwaltungsrates:

Vanda Staňková  (Foto: Archiv OKD)

„Im Moment ist der Preis etwas besser als noch 2020. Aber weil ich keine magische Kristallkugel habe, kann ich nicht sagen, wo der Preis in einem Monat liegen wird. Er ist ständig in Bewegung. Wir verfolgen die Preisentwicklung im Prinzip täglich.“

Der Rückbau der Kohlegruben soll bis 2035 abgeschlossen sein. Insgesamt werden dafür etwa 15,6 Milliarden Kronen (600 Millionen Euro) aufgebracht.

Autoren: Daniela Honigmann , Martin Knitl
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