Streik der Prager Straßenbahnfahrer konnte noch verhindert werden
Nach Beendigung der Schulferien und dem damit oft verbundenem Urlaub zahlreicher Familien zum Jahreswechsel begann für viele Tschechen erst am Montag das neue Arbeitsjahr 2003. In Prag hätte der Arbeitsauftakt dabei beinahe mit einem Desaster begonnen, denn durch einen angekündigten Streik der hauptstädtischen Straßenbahnfahrer drohte der Berufsverkehr am Morgen zu kollabieren. Warum es letztlich nicht dazu kam, darüber informiert Sie Lothar Martin.
Das neue Jahr hatte kaum begonnen, da hatten die Prager Straßenbahnfahrer auch schon für die erste Aufregung gesorgt. Nach den am Donnerstag mit der Leitung der hauptstädtischen Verkehrsbetriebe gescheiterten Tarifverhandlungen kündigten sie an, die gesamte erste Hälfte des Drei-Königs-Tags in Streik zu treten, falls man ihre Lohnforderungen weiterhin nur auf das Abstellgleis schieben will. Ihre Forderungen bestehen seit mehreren Monaten darin, dass ihre Bezüge denen der Autobusfahrer angeglichen werden, wozu seit Juli 2002 eine entsprechende Studie ausgearbeitet werden soll. In dieser soll überprüft werden, ob Arbeitsaufwand und Verantwortung im Vergleich zu den Busfahrern es rechtfertigen, monatlich rund 1800 Kronen (ca. 60 Euro) weniger in der Lohntüte zu haben als ihre motorisierten Kollegen. Während ein Straßenbahnfahrer im ersten Halbjahr 2002 nämlich durchschnittlich 17.229 Kronen im Monat verdiente, konnten die Busfahrer auf monatlich 19.033 Kronen verweisen. Da die für eine mögliche Lohnangleichung erforderliche Studie jedoch bis Jahresende noch immer nicht vorlag, beschlossen die Straßenbahner, den Druck mittels einer Streikwarnung zu verstärken.
Diese Streikwarnung hat ihnen am Sonntag einen ersten Teilerfolg gebracht. Weil sich die Straßenbahner von der Leitung der Verkehrsbetriebe im Stich gelassen fühlten, hatten sie sich mit ihren Forderungen direkt an den Prager Magistrat gewandt. Oberbürgermeister Pavel Bém hatte eigens für die Verhandlungen seinen Urlaub um einen Tag früher beendet. Aber die Aussicht auf ein Prager Verkehrschaos am Montagmorgen hätte ihn ohnehin nicht ruhig schlafen lassen. Bei den von ihm geführten vierstündigen Verhandlungen zwischen Leitung und Gewerkschaftern der Verkehrsbetriebe einigte man sich darauf, die fällige Studie endgültig bis zum 31. Januar zu erstellen. Für die Straßenbahner ein erster kleiner Sieg im neuen Jahr, doch ihr Gewerkschaftschef Antonín Dub hat ebenso klargestellt:"Die Streikbereitschaft der Straßenbahner wird aufrecht erhalten für den Fall, wenn das Versprechen des Oberbürgermeisters nicht eingehalten wird. Sollte es dazu kommen, werden die Straßenbahner augenblicklich in den Streik treten und dieser Streik wird selbstverständlich noch umfangreicher sein als der, den wir jetzt geplant hatten."Der erst seit Anfang Dezember im Amt befindliche Prager Oberbürgermeister Pavel Bém weiß spätestens jetzt, welcher Berg Arbeit ihm nunmehr bevorsteht.