Streit um Schulatlas: Jerusalem bleibt im Lehrbuch die Hauptstadt Israels
Ein Schulatlas hat vorige Woche für eine Debatte in den Medien hierzulande gesorgt, über die auch in Israel berichtet wurde. In einem Atlas, der auch als Lehrbuch an tschechischen Schulen verwendet wird, ist Jerusalem als die Hauptstadt Israels ausgewiesen. Nach einer Beschwerde der Palästinenser ließ jedoch eine Beamte des Bildungsministeriums vorige Woche verlauten, sie werde eine Veränderung der Angabe im Lehrbuch initiieren. Den Streit um den Atlas beendete schließlich die Bildungsministerin mit der Erklärung, am Lehrbuch werde sich nichts ändern. Am Mittwochabend trafen rund 100 Menschen auf dem Prager Wenzelsplatz zusammen, um ihre Haltung zum Streit um den Atlas zu demonstrieren.
Kallus sagte, es freue ihn, dass seine sowie eine Reihe weiterer Initiativen zu diesem Ergebnis führten. Seine Meinung unterstützten auch weitere Redner, darunter der stellvertretende Vorsitzende des Abgeordnetenhauses, Jan Bartošek, oder der Parteichef der Top 09 Miroslav Kalousek. Mojmír Kallus fasste nach der Kundgebung gegenüber Radio Prag die Gründe zusammen:
„Ursprünglich war es als ein Protest gegen eine Entscheidung des Bildungsministeriums gemeint, das wegen einer Bitte des palästinensischen Botschafters Jerusalem als Hauptstadt Israels aus dem Atlas verschwinden lassen wollte. Das haben wir als einen unberechtigten Eingriff in die inneren Angelegenheiten Tschechiens eingeschätzt. Mittlerweile ist es aber so, dass die Bildungsministerin die ursprüngliche Entscheidung zurückgenommen hat. Das haben wir dankbar zur Kenntnis genommen. Trotzdem sind wir der Meinung, dass wir zu den Fakten stehen müssen. Eines davon ist, dass Jerusalem der Sitz der israelischen Regierung ist und damit die Hauptstadt Israels. Sie sollte in den Schulbüchern auch als solche bezeichnet werden. Die Initiative der Palästinenser halten wir für einen Versuch, alle historischen Bindungen und Beziehungen zwischen den Juden, Jerusalem und dem Heiligen Land in Frage zu stellen. Das ist für uns unakzeptabel. Der kleine Streit hat inzwischen auch schon Reaktionen in Israel hervorgerufen. Sogar der Bürgermeister von Jerusalem Nir Barkat hat einen öffentlichen Brief an den tschechischen Premier Bohuslav Sobotka geschrieben, in dem er seine Enttäuschung darüber zum Ausdruck brachte, dass so etwas gerade in Tschechien passieren konnte, da Tschechien als einer besten Freunde Israels in der EU gilt.“ An der Versammlung nahmen auch Vertreter mehrerer jüdischen Organisationen teil. Tomáš Kraus ist Sekretär der Föderation jüdischer Gemeinden. Er sprach in seiner Rede darüber, woran ihn derartige, wenn auch kleine Änderungen erinnern:„Es scheint eine Kleinigkeit zu sein. Aber Jerusalem als Hauptstadt von Israel, nicht nur des Staates Israel, sondern auch als Hauptstadt der Juden, ist etwas, was für uns alle wichtig ist. Wenn wir das ändern, dann können wir wie vor etwa 70 Jahren enden. Am Anfang gab es auch nur kleine Änderungen: die Juden durften keine Katzen und Hunde haben, dann mussten sie ihre Radioempfänger abgeben und es ging weiter und weiter. Wie das endete, das wissen wir leider alle. Darum finde ich es wichtig, derartige Änderungen sofort zu stoppen. Es ist nicht nur eine symbolische Sache, sondern vor allem auch ein bedeutender Schritt für die Zukunft.“
Kraus begrüßte die Entscheidung der Bildungsministerin und bemerkte:„Ich glaube, dass es eine kluge Entscheidung ist. Wir werden noch sehen, wie weit man das alles noch leiten wird, wie die Reaktionen von den anderen Seiten sein werden und ob die EU dazu etwas sagen wird oder nicht. Die Entscheidung der Ministerin war positiv und klug und hoffentlich war das auch die letzte Entscheidung in diesem Fall.“