Streit um Slawisches Epos überschattet Muchas 150. Geburtstag

John Mucha (Foto: ČTK)

Am 24. Juli wäre Alfons Mucha 150 Jahre alt geworden. Sein Name wird meist mit dem Jugendstil verbunden. Zu Unrecht: Anfang Juli wurde im Prager „Gemeindehaus“ (Obecní dům) eine Ausstellung eröffnet, die den weltweit bekannten Maler als einen brillanten Zeichner sowie kreativen und hervorragenden Fotografen vorstellen will. Muchas runder Geburtstag wird jedoch von dem andauernden Streit um seinen Bilderzyklus „Slawisches Epos“ überschattet, der gerade dieser Tage einen Höhepunkt erreicht.

Alfons Mucha
Die großformatigen Gemälde mit Szenen aus der Geschichte der Slawen malte Mucha zwischen 1910 und 1928. Die ersten 11 Bilder wurden zunächst im Prager Klementinum und anschließend auch in New York und Chicago ausgestellt. 1928 wurde der schon aus 20 Gemälden bestehende Zyklus im Prager Messepalast vorgestellt. Dorthin soll er bald nach insgesamt 47 Jahren aus dem Schloss im südmährischen Moravský Krumlov zurückkehren. Nach langem Tauziehen hat sich damit die tschechische Hauptstadt, die sich als Besitzer der Bilder versteht, gegen die südmährische Kleinstadt durchgesetzt. Der Bürgermeister von Moravský Krumlov, Jaroslav Mokrý, sagte mit unüberhörbarer Ironie gegenüber dem Tschechischen Rundfunk:

Slawisches Epos: Gelöbnis der Jugend unter der slawischen Linde
„Wenn das Slawische Epos das fast 50-jährige Provisorium in Moravský Krumlov überlebt hat, kann es ein genauso langes Provisorium auch in Prag überdauern, denn ein fester Standort ist immer noch nicht abzusehen.“

So ist es. Alfons Muchas „Slawisches Epos“ war eine Leihgabe der Hauptstadt, die keinen entsprechenden Standort für die Bilder finden konnte. Ein „würdiger Standort“, den sich der Maler für seine Bilder in einem Widmungsdokument wünschte, steht der Hauptstadt nach wie vor nicht zur Verfügung. Die letzte Vertragsverlängerung lief am 15. Juli aus und das Prager Magistrat beschloss, die Bilder nun doch nach Prag zu überführen. Am kommenden Montag werden die ersten fünf Bilder in spezielle Behälter eingerollt und sich demnächst auf den Weg machen. Der Umzug aller 20 Bilder wird voraussichtlich bis Ende August dauern. Im Herbst sollen sie in der großen Halle des Messepalastes ausgestellt werden.

Ausstellung in Ivančice,  gewidmet dem 150. Geburtstag von Alfons Mucha  (Foto: ČTK)
Dagegen protestiert seit langem Muchas Familie, namentlich John Mucha, Enkelsohn des Malers und Leiter der gleichnamigen Stiftung. Er beruft sich auf renommierte Experten, nach deren Meinung der Messepalast für Muchas Bilder ungeeignet sei. Es drohe sogar ihre Beschädigung. Diese Behauptung weist Milan Bufka, Direktor der „Galerie der Hauptstadt Prag“, zurück:

„Die große Halle im Messepalast wird selbstverständlich vor der Eröffnung der geplanten Ausstellung entsprechend vorbereitet, einschließlich eines optimalen Klimas für die Bilder.“

John Mucha  (Foto: ČTK)
Nach zwei erfolglosen Anträgen auf eine einstweilige Verfügung, die den Umzug der Bilder aus Moravský Krumlov verhindern sollten, will John Mucha weiter vor dem städtischen Gericht in Prag kämpfen. Dieses soll das umstrittene Eigentumsrecht zu den Bildern definieren. John Mucha erhofft sich ein klares Wort:

„Es muss eindeutig gesagt werden, ob das Slawische Epos zum Erbe von Alfons Mucha gehört oder nicht. Wie gesagt, ich will keine Schlachten. Aber wenn es sein muss, werden wir eine Schlacht haben.“