Streit um Sparpolitik: Christdemokraten und Linke drücken höheres Mutterschaftsgeld durch
Unter den tschechischen Parteien herrscht Streit über die Sparpolitik der parteilosen Übergangsregierung. Entzündet hat sich der Streit unter anderem an der Höhe des so genannten Mutterschaftsgeldes. Nun ist es im Abgeordnetenhaus zu einer Entscheidung gekommen.
Angesichts von Wirtschaftskrise und hohen Staatsschulden entschloss sich die Regierung aber, hier zu sparen. Das Kabinett setzte im Haushalt für dieses Jahr durch, den Anteil für die Dauer von einem Jahr auf 60 Prozent des Bruttolohns zu senken. Einsparpotenzial: 1,5 Milliarden Kronen (58 Millionen Euro). Doch am Mittwoch billigte eine Mehrheit aus Sozialdemokraten, Kommunisten, Christdemokraten und Grünen im Abgeordnetenhaus einen Gesetzesantrag, der das Mutterschaftsgeld wieder auf die alte Höhe zurückführt. Der Grünen-Abgeordnete Ondřej Liška:
„Ich bin froh, dass es uns gelungen ist, den größten Fehler im Sparpaket der Regierung auszubessern. Die Senkung des Mutterschaftsgeldes war ein harter und unangemessener Eingriff in das Leben jener Leute, die die Bürde der Staatsschulden nicht tragen sollten.“Finanzminister Eduard Janota zeigte sich verärgert über diese Entscheidung der Abgeordneten. Sie beweise, wie wenig die Volksvertreter von den Problemen des Staatshaushaltes wüssten, so Janota. Unterstützt wird der Finanzminister von den wirtschaftsliberalen Rechtsparteien – den Bürgerdemokraten und TOP 09. Miroslav Kalousek, der Parteichef von TOP 09, warnte vor den Folgen der Entscheidung:
„Aus jedem Tausendkronenschein, den jetzt eine Mutter zusätzlich bekommt, entstehen in 20 Jahren, wenn die Kinder dann erwachsen sind, Schulden in der Höhe von 5000 Kronen.“Bürgerdemokraten und TOP 09 hatten zuvor versucht, die Rückerhöhung des Mutterschaftsgeldes zu verhindern, indem sie mehrere Male die Annahme einer Tagesordnung im Abgeordnetenhaus blockierten. Weil aber damit auch andere Gesetzesvorhaben liegen blieben, gaben sie ihre Blockade auf. Nun wollen sie ihre Mehrheit im Senat nutzen, um das Gesetz aufzuhalten. Doch die Mehrheit im Abgeordnetenhaus ist stark genug, um den Senat zu überstimmen. Finanzminister Janota hat deswegen bereits weitere Kürzungen in den Ministerien angekündigt.