Studenten fordern zur Teilnahme an den Wahlen auf

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"Geben Sie Ihre Stimme ab, solange noch Zeit dafür ist" - unter diesem Motto haben in den vergangenen Tagen Studenten verschiedener Prager Hochschulen ihre Mitbürger zur Teilnahme an den Abgeordnetenhauswahlen aufgefordert. Am Jan Hus- Denkmal auf dem Altstädter Ring in Prag haben die Studenten von Mittwoch bis Freitag eine - wie sie sagten - "Mahnwache für die Freiheit" gehalten. Martina Schneibergova traf am Freitagvormittag am Hus-Denkmal die Politologiestudentin Hana Kavankova. Auf die Frage, warum sie hier sei, sagte sie:

Hana Kavankova  (rechts)
"Wir wollten damit vor allem sagen, dass die Leute zu den Wahlen kommen sollen. Bei den vergangenen Wahlen betrug die Wahlbeteiligung nur 58 Prozent, und das allzu wenig. Eine niedrige Wahlbeteiligung hilft den Kommunisten, weil das Wahlsystem bei uns so ist, dass von einer niedrigen Wahlbeteiligung die Kommunisten profitieren. Wir wollten mit unserem Aufruf sagen: Kommt zu den Wahlen und sagt den Kommunisten Nein. Denn die dürfen nie wieder an die Macht kommen."

Halten nur Studenten hier die Mahnwache oder haben sich auch andere Bürger angeschlossen?

"Unserer Initiative haben sich auch einige bekannte Persönlichkeiten angeschlossen. Es waren hier Senator Jaromir Stetina, der ehemalige Botschafter in den USA, Alexandr Vondra, oder der politische Gefangene Anton Uhnak. Wir wollten, dass vor allem junge Menschen kommen, und dies ist gelungen, es waren hier unsere Kollegen von der Uni, aber es schlossen sich auch ganz gewöhnliche Leute an, die gesagt haben: Wir kommen und halten diese Wache für die Freiheit." ´

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Wie sind die Reaktionen der Vorbeigehenden, obwohl die meisten vielleicht Touristen sind?

"Tschechen, die hier bei uns eine Weile stehen bleiben und mit uns reden, sagen, dass sie dafür sind und dass sie uns unterstützen."

Viele Leute sagen, wenn sie nicht an den Wahlen teilnehmen, dass sie enttäuscht sind, dass die Politik nur Korruption und Affären bedeute. Wie sehen Sie das?

"Es stimmt schon, dass so etwas viele Leute sagen können. Ich kann es vielleicht auch verstehen, weil die Politiker bei uns nicht genügend Zeit hatten, die richtige politische Kultur zu übernehmen, um sich wirklich als Politiker zu benehmen und die Sachen gut zu verwalten. Ich meine, wenn sich die Politiker bei uns wirklich für die Menschen arbeiten werden, dann wird es wieder besser sein, weil die Leute sehen werden: Ja, die machen tatsächlich etwas für uns."

Fotos: Martina Schneibergova