Sudetendeutsches Museum in München eröffnet
Rund drei Millionen Sudetendeutsche haben bis Mitte des 20. Jahrhunderts in der ehemaligen Tschechoslowakei gelebt. An ihre Geschichte, aber auch an das heutige Leben der Volksgruppe wird im Sudetendeutschen Museum erinnert, das am Montag in München eröffnet wurde.
„… nichts Geringeres und nichts Größeres als das Erlebnis namens Heimat“. Dieses Zitat aus der Rede Václav Havels vor dem Deutschen Bundestag im Jahr 1997 dient der Dauerausstellung als Prolog. Das Thema „Heimat“ bildet im Sudetendeutschen Museum den Kern der Erzählung, sagt Historiker und Mitglied des Konzeptionsteams, Raimund Paleczek:
„Man wird in dieser Ausstellung Antworten finden, wo Sudetendeutsche ihre Heimat hatten, wie sie in ihr gelebt und gearbeitet und wie sie diese Heimat verloren haben. Aber auch, wie dann eine neue Heimat gefunden wurde, hauptsächlich in Deutschland, vor allen Dingen in Bayern: Ein Drittel der Sudetendeutschen ist nach Bayern gekommen. Und natürlich auch (auf) die Frage, wie man sich um die alte Heimat kümmert. Wie man auch wieder Kontakte belebt, bis hin zu einer guten Zusammenarbeit mit den alten oder auch neu-alten tschechischen Nachbarn in der alten Heimat.“
Im Sudetendeutschen Museum wird die Heimat der Deutschen in Böhmen, Mähren und Sudetenschlesien thematisiert. Die Erzählung orientiert sich an volkskundlichen und politisch historischen Narrativen und umfasst zeitlich etwa ein Jahrtausend.
„1000 Jahre Geschichte werden dargestellt in 1000 Objekten auf etwa 1000 Quadratmetern.“
Die Dauerausstellung gliedert sich in fünf Abschnitte, die jeweils eine Etagenebene bilden. Die Themenfelder heißen Heimat und Glaube, Wirtschaft und Kultur, Nationalismus und Nationalstaat, Verlust und Vertreibung sowie Nachkriegszeit und Neubeginn. Dabei wird unter anderem hervorgehoben, dass das Sudetenland ein Sammelbegriff für regionale Vielfalt ist. Besondere Aufmerksamkeit wird dem kulturellen Leben, aber auch dem wirtschaftlichen Aufschwung gewidmet. Ein einzigartiges Exponat leitet das letztgenannte Thema ein.
„Nämlich das längste Motorrad der Welt, mit 3,30 Meter. Es trug die Marke Böhmerland, und auf Tschechisch hatte es die Bezeichnung ‚Čechie‘.“
Die Begleittexte sind dreisprachig: Deutsch, Tschechisch und Englisch. Das neue Museum hat über 25 Millionen Euro gekostet. An der Eröffnung, die coronabedingt sehr bescheiden ausfallen musste, nahmen unter anderem Ministerpräsident Markus Söder, die Bundeskulturbeauftragte Monika Grütters sowie der Sprecher der Sudetendeutschen, Bernd Posselt, teil.
„Es war leider, den Umständen geschuldet, eine sehr kleine Eröffnung. Offiziell gab es nur zehn Gäste. Das waren hauptsächlich Vertreter des Freistaates Bayern, als dem Geldgeber des Museums. Dann hat sich auch der Bund beteiligt, aus Berlin war die Staatsministerin Monika Grütters vertreten. Und dann natürlich die Sudetendeutsche Stiftung, als diejenige, die das Museum auch in Zukunft betreibt. Es war also keine große Zahl an Gästen zugelassen. Leider auch nicht eine Vertretung aus der Tschechischen Republik, wie es hätte sein sollen. So gab es also ein weinendes und ein lachendes Auge. Das Museum hätte sich eine Eröffnung in einem erheblich festlicheren Rahmen verdient. Wir wollen das, wenn es sich wieder bessert, mit einer größeren Eröffnungsfeier im Sommer nachholen.“
Soweit der Historiker Raimund Paleczek. Ein Interview mit ihm können Sie im Programm von Radio Prag International in den nächsten Tagen hören. Für die Öffentlichkeit ist das Sudetendeutsche Museum in der Hochstraße in München ab November zugänglich.